No Way!!!

Der Hafen ist dicht und das nun seit 2 Tagen. Das Orkantief, das auch Deutschland erreicht hat, hat uns seine Wellen geschickt. Mächtige Roller brechen in der Hafeneinfahrt, bereit alles mitzureißen was sich ihnen in den Weg stellt. Sie explodieren an der Hafenmole, schleudern Tonnen von Wasser in die Luft und lassen Kaskaden niederregnen. Die Luft ist geschwängert von feinsten Salztropfen, die ein diffuses Licht erzeugen und ihre Kristalle legen sich auf alles nieder.

Heute Morgen um sieben hatte ich die Hoffnung, dass der Hafen wieder offen ist. Die Sonne schien in meine Koje und die Schiffsbewegungen sind über Nacht deutlich ruhiger geworden. Tara ruckt immer noch an ihren Festmachern, doch ich meine, dass sie das immer macht wenn sie länger im Hafen liegt. Sie will bewegt werden, raus auf das offene Meer und spielen. Vielleicht haben die Behörden später noch Einsicht mit den Schiffen und ihren Bewohnern. Povao ist nett, doch manche sind schon sein 4 Wochen hier und dann reicht es dann doch.

Entschleunigen!!!

Jetzt liege ich schon seit 15 Tage mit den anderen Seglern in Povao do Varzim fest, wenige verlassen den Hafen, weil sie andere Ziele haben und wenige kommen dazu. Die Tage plätschern träge dahin, dem Schiffsrhythmus angepasst. Täglich wird ein bisschen am Schiff gearbeitet, nichts Großes und nicht zuviel, damit auch für den darauffolgenden Tag etwas übrig bleibt. Mittlerweile ist es egal wann man weiter fährt, die Hafengebühren sind schon bezahlt und man ist eigentlich frei abzufahren.

Alleine das Wetter bestimmt hier die Regeln, will man nicht gegen Wind, Wellen und Strömung gegen an Motoren oder ohne großen Raumgewinn tagelang kreuzen. Die nächsten Häfen sind im Abstand von 30 Meilen entlang der Küste. Je nach Wetterlage sind die Häfen offen oder auch geschlossen, da sie gefährlich sind bei schlechtem Wetter anzulaufen. Im Mai kenterte eine deutsche Yacht vor Figueira da Foz und es gab 2 Tote und gerade erfahre ich, dass dort vor 2 Tagen vier Fischer ihr Leben verloren, als sie die Hafensperrung ignorierten. Etwas weiter südlich, bei Nazare hat ein Surfer den Weltrekord aufgestellt, als er eine über 30 m hohe Welle herunter surfte. (Youtube)

Morgen soll der Wind endlich anfangen zu drehen. Ein Sturmtief über dem Atlantik bringt die Winddrehung, leider auch eine sehr hohe Welle. Sie soll hier mit 5 bis 7 m ankommen und sich erst übermorgen etwas abschwächen. Es ist ein Pokerspiel wann man am besten den Hafen verlässt. Morgen wäre es bei Windstärke 5 aus NW an besten, wäre da nicht die Welle vor der Hafenmole, übermorgen bei 3-4 und 4-5 m Welle sicherer, danach bei 2-3 bft eine elende Schaukelei und in vier Tagen dreht der Wind wieder auf Süd. Dann muss man schon in Cascais bei Lissabon sein, was 170 Meilen entfernt ist und eine Reisezeit von 30 – 36 Stunden bedeutet.

Ich werde jetzt erst einmal die Leichtwindgenua gegen die normale austauschen und dann zur Mole gehen, um auf dem Horizont zu schauen. In der Weite liegt die Sehnsucht, sie weckt das Seefieber und die Lust auf Meer.

Wunden lecken!!!

Der Sturm ist abgeflaut und die Schäden im Hafen sind überschaubar, doch fast auf jeden Boot vorhanden, auch auf der Tara.

In der Nacht fiel der Strom aus und es war stockfinster, Wind und Wellen spielten ihr Lied. Heulen und krachen vermischte sich mit knarrenden Seilen und quietschenden Fender, die Steganlage klapperte und Wasser schlug platschend um sich. Sintflutartige Regenfälle prasselten auf den Kajütaufbauten und die Masten tanzten wild umher. Im Schiffinneren war alles in Bewegung. Handtücher und Taschen, die aufgehängt waren baumelten hin und her und der Herde schaukelte in der Kardarnik.

Ich erinnerte mich daran wie es war als ich im Sturm und mit Ruderschaden 200 Meilen vor Nordirland beigedreht lag und ich musste mir eingestehen, dass das zwar nicht gemütlicher war, doch das ich da weniger Angst um meine Tara hatte.

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In der Nacht wurde ich wach und ein rumsen ging durch das Schiff. Ein neues und beunruhigendes Geräusch ließ mich hellwach werden. Wie Gott mich schuf ries ich die Vorschiffsluke auf, sah sofort das der Steuerbordfestmacher gerissen war und der Rumpf Backbord gegen die Steganlage schlug. Ich sprang sofort aus der Luke und auf den Steg und machte Tara wieder fest. Am Abend hatte ich doch noch alle Tampen kontrolliert und alle als unkritisch beurteilt und sah keine Veranlassung wie andere das Schiff doppelt und dreifach zu sichern. Ich ärgerte mich und hoffte, dass ich die schwarzen Stellen wieder wegpolieren können würde. Ich sicherte Tara zusätzlich mit einer zweiten Vorleine und eine weiteren Spring.

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Am Morgen sah ich das auch die Teakleiste, wo die Springleinen drüber liefen beschädigt war. Sie war schon vorbelastet, doch ich hoffte sie erst in Brasilien erneuern zu müssen, da dort das Teak billiger ist als in Europa, doch so wird das wohl ein Winterprojekt in Portugal.

Auf anderen Schiffen sind auch mehrfach Festmacherleinen gerissen und Klampen aus dem Deck gebrochen worden. Elektroleitungen wurden zerquetscht und haben wohl auch mit zum Stromausfall geführt. Es gab Zeiten da galt wohl die Steganlage als hochgefährlich, doch da wurde ordentlich nachgebessert.

Die nächste Nacht soll wohl auch noch unruhig werden. Wir werden es sehen und hoffentlich weiter auf uns gegenseitig aufpassen.

Sturm im Hafen!!!

Seit 10 Tagen sitze ich in Povao do Varzim im Hafen fest. Südwind, genau wie vor einigen Wochen in Muros. Er bringt reichlich Wolken und Regen mit sich und sorgt für eine aufgewühlte See. Z.Z. wird die Wellenhöhe mit 4 bis 6 m angegeben, je nach Windstärke und andauernden Fronten die entlang der Küste fegen. Für heute ist die Regenwahrscheinlichkeit mit 95 % angezeigt und die Böen mit 35 bis 40 Knoten.

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Das Rigg wackelt schon ordentlich und 2 Ruckdämpfer für die Festmacherleinen sind gebrochen. Der Hafen ist bei Südwind ordentlich in Aufruhr. Die Wellen laufen im Uhrzeigersinn entlang der Hafenmole und erreichen dann auch den geschützteren Teil des Hafens. Durch den Tidenhub von über 3 m wird eine zusätzliche Strömung erzeugt, die das harte Einrucken verursacht.

Die Wellen schlagen mittlerweile meterhoch über die Hafenmauern und alle im Hafen sind in Alarmbereitschaft. Neben dem Wind heult auch das Signalhorn des Hafens und eine Sperrung steht bevor, da es zu gefährlich ist Povao de Varzim anzulaufen.

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Der Südwind soll noch bis nächsten Samstag anhalten. Dann wird hier wohl große Aufbruchsstimmung im Hafen herrschen. Ca. 10 Yachten wollen noch in den Süden oder über den Atlantik in die Karibik.

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Neben 2 weiteren deutschen Yachten liegen ein Holländer hier und etliche Franzosen, die überhaupt die größte Flotte ausmachen. Tara gehört mit zu den größeren Yachten und nebenbei bemerkt sicher auch zu den sichersten und schönsten Schiffen. Auf jeden Fall würde ich mit niemanden tauschen wollen.

Nach über 10000 Meilen in den letzten 5 Jahren und 4000 Seemeilen in den letzten 4 Monaten ist das Vertrauenspotenzial weiter unerschütterlich gewachsen.

Zollgeschichten Teil 2

Nach dem ich am Ankerplatz kontrolliert worden war standen am nächsten Tag im Hafen von Bajona wieder Uniformierte vor meinem Schiffchen, als ich im Cockpit frühstückte. Ich sagte Ihnen, dass die Kollegen schon am Vortag bei mir waren, aber gerne die Papiere ein weiteres Mal holen könnte. Ein Blick in die Akten ersparte die Arbeit und wir hielten noch einen kleinen Smalltalk, bevor sie weiter zu frisch eingelaufenen Schiffen schlenderten.

Weiter ging es nach Portugal, wo ich auf weitere Erfahrung hoffen durfte. In Viana do Castelo, was Dank reichlicher EU-Mittel restauriert wurde und eine wunderschöne Altstadt hat mit engen Gassen und schönen Geschäften wurde man durch den Hafenmeister registriert. Die Küstenwache gibt es nicht mehr in dem Gebäude wie früher. Durch diesen Vorgang können die Behörden nun den weiteren Weg der Yachten verfolgen.

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In Povao do Vazim wurde ich im Hafen gleich darauf aufmerksam gemacht, das ich 2 Euro Leuchtturmsteuer beim Ministerium für Seeschifffahrt bezahlen müsste. Im Hafen hatten die einen schon bezahlt, andere meinten keine Zeit dafür zu haben und ein Franzose wollte das nach 3 Jahren in Portugal endlich nachholen. Ein Engländer versuchte an einem Sonntag zu bezahlen, doch er stand vor verschlossenen Türen. Darauf versuchte er es bei der Polizei, die ihn verständnislos anschauten, aber zumindest die Küstenwache informierten, die dann auch vorbei kam, um dann auch nur abzuwinken.

Ich ging zum Schifffahrtsamt um der Sache genauer auf den Grund zu gehen, frei nach dem Motto „Keine Schwierigkeiten sind gute Schwierigkeiten!“ Dort angekommen wusste man sofort was ich wollte. Ich wollte denen für 2 Euro viel Arbeit machen. Fast kopfschüttelnd aber pflichterfüllend ging man an den Papierkram. Der Chef konnte ein fließendes Wort Deutsch. „ Sch…“, war aber trotzdem ausgesprochen nett, schimpfte über den weltbekannten portugiesischen Bürokratismus und erklärte uns die ganze Sache ausführlich so. Die Leuchtturmsteuer dient einer weiteren Registrierung in Portugal. Wer ohne diese Registrierung in Portugal reist kann vom Zoll 300 Euro Strafe bekommen. Wenn man länger als 180 Tage mit seinem Schiff in Portugal ist muss man zum Finanzamt, wo man dann so behandelt wird wie ein einheimisches Schiff, ordentlich bezahlen darf und alle Kontrollen über sich ergehen lassen muss, wie z. B. Rettungsinseln, Seenotsignalraketen, Motor, Rigg, Funkanlage und selbst das Teakdeck wird dann von verschiedenen Gutachtern einheitlich teuer beguckt.

Viele Spanier und Portugiesen lassen ihre Schiffe deshalb in Belgien registrieren, da das dort ohne Wohnsitz geht und fahren lieber mit belgischer Flagge durch ihre Gewässer, um den ganzen Zusatzkosten aus dem Weg zu gehen und dann doch das Segeln unbeschwerter genießen zu können. So wie wir jetzt, mit dem 2-Eurofreifahrtsschein.

Zollgeschichten

Um es vorweg zu nehmen, ich habe nichts gegen den Zoll und finde es gut, dass sie ihre Arbeit machen und so kann ich auch nur positiv berichten. Doch Vorsicht!

In Norwegen, was nicht zur EU gehört, wurde die Tara nicht kontrolliert und ich hatte auch nur die erlaubten Mengen an Alkohol an Bord, nur der Bierbestand war nach norwegischen Verständnis jenseits von Gut und Böse, da ich nur 5 l hätte mitnehmen dürfen. Ob es den Herren interessiert hätte, dass ich ja nur so auf Transit nach Island unterwegs bin möchte ich bezweifeln.

In Dalvik, Island stand der Zoll gleich am nächsten Morgen vorm Schiff und wurde schon gleich der Kälte wegen ins Schiff gebeten. Die Papiere wurden kontrolliert und nach Zigaretten, Alkohol und Rauschgift gefragt. Zwei Dinge hasse ich, doch die rivaleigene Hausbar konnte ich stolz präsentieren. Als er meine angefangenen Restbestände sah winkte er fast schon mitleidig ab und strich auch gleich auf dem Formular den Alkohol durch. Der Beamte verabschiedete sich höflich und meinte dann noch, dass ich mich bei der Ausreise bei den Kollegen in Reykjavik melden müsste.

Als höriger Mensch tat ich das auch einige Wochen später über Funk in Reykjavik, meinte aber auch ein deutliches Schlucken in der Leitung zuhören, als ich andeutete das die Tara um 6 Uhr 30 mit der Tide ausläuft, so dass ich ab 5 Uhr 30 mit deren Besuch rechnen würde. Tatsächlich hatte ich am nächsten Morgen zwei nicht ganz ausgeschlafene isländische Riesen an Bord mit großen, klobigen Schuhen, so dass ich meine Füße in Sicherheit bringen musste. Auch hier war der Papierkram schnell gemacht und man wünschte mir eine gute Überfahrt nach Nordirland.

Dort und auch in Irland sah ich niemanden der auch nur nach Zoll aussah, erst wieder in Muros, Spanien waren sie deutlich präsent. Auf einem französischen Schiff waren sie mit der Papierarbeit beschäftig und Pedro der Hafenmeister meinte, dass sie sicher auch gleich bei mir vorbei kommen wollten. Offensiv ging ich auf die Herren zu und fragte sie auf Spanisch, ob sie mich auch besuchen wollten. Nein danke, wir haben viel Arbeit, vielleicht Morgen. Hastamanana sagte ich und wünschte einen schönen Tag.

Sie waren in den 8 darauffolgenden Tagen auch nicht bei mir. Heute kontrollierten mich dafür andere Kollegen am Ankerplatz. Sie kamen mit einer imposanten 55 Fuß Rennyacht vorbei, kontrollierten erst einen Franzosen und dann mich. Ich bat sie mit einen bienvenido an Bord und sie schienen froh zu sein das ich ihre Sprache spreche. Nach einem Smalltalk über das tolle Segelrevier und deren super Arbeitsbedingungen verabschiedeten sie sich per Handschlag.

Von Portugal habe ich nun gelesen, dass dort eine deutsche Yacht kontrolliert wurde und dass man 5000 Euro Strafe auflegen wollte, da die Seenotsignalmunition abgelaufen war und die Rettungsinsel nicht gewartet war. Nach langen Hin und Her wurde die Strafe auf 500 Euro herunter gesetzt und vom Eigner als „Leuchtturmsteuer“ verbucht und mit der Frage, ob da wohl ein Staat Geld braucht.

Als vorsichtiger Mensch habe ich Petro in Muros meine abgelaufene Munition gegeben, die er ordnungsgemäß entsorgen wollte. Gerne hätte ich sie zu Übungszwecken in der Biskaya verschossen, doch da waren eindeutig zu viele Schiffe unterwegs und das hätte wohl für ein ordentliches Chaos geführt und oben drein eine noch höhere Strafe nach sich gezogen.

Islas Cias

Tara wiegt sich in der Abenddünung in fast kreisenden Bewegungen weich hin und her, während sich die Wellen sanft am Strand brechen und ein leichtes Rauschen verlauten lassen. Der Leuchtturm auf der Seeseite wirft sein wegweisendes Licht im gleichbleibenden Rhythmus in die finstere Nacht über das Meer und streift dabei über die bewaldeten Bergspitzen der Insel, während die Sterne am mondlosen Himmel hell funkeln.

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Ich liege in der lauen Nacht im Cockpit und schaue hinauf und beginne zu Träumen. Vor Jahren war ich schon  mal hier mit meinen besten Freunden. Nach der Biskayaüberquerung gingen wir hier im Morgengrauen vor Anker. Skeptisch wurde ich gefragt was das soll, doch als die Sonne das Meer und den goldenen Strand erleuchtete waren sie dankbar für dieses Geschenk und niemand hatte mehr Lust auf eine quirlige Stadt und wir blieben drei Tage liegen, ohne auch nur einen Fuß an Land zu setzen. Im Einklang mit der Natur und in voller Harmonie mit uns ließen wir die Zeit verstreichen.

Träume wurden hier geboren und ein Teil davon wird nun gelebt. Alleine und unbeschwert kommen neue Träume und Sehnsüchte hinzu, Ideen bekommen ihre ersten Wurzeln und wollen wachsen bis sie nach Umsetzung schreien.

Gerne würde ich jemanden diese Nacht schenken, damit auch derjenige diese Leichtigkeit spürt die mich umgibt. Innere Friede als Lebensziel ist ein weiter Weg – doch wenn Träume geboren werden ist alles möglich!


Muros, Nordspanien

Vor 8 Tagen bin ich in Muros angekommen und habe erst einmal 3 Tage vor Anker verbracht und bin immer mit dem Dingi in den Hafen gefahren. Pedro, der Hafenmeister hatte nichts dagegen und als er mir noch einen guten Preis für die Marina machte lichtete ich den Anker und zog um. Mit mir sind noch ein englisches und ein dänisches Schiff im Hafen. Die Dänen haben einen alten Whitebreath Racer von 63 Fuß und wollen noch in die Karibik

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Muros ist eine kleine nordspanische Stadt mit engen Gassen und Tavernen in einer schönen Bucht gelegen. Die Stühle werden hier abends hochgestellt, da die Touristen fehlen. Leider haben wir auch seit einer Woche regelmäßig Regen und so laufe ich auch hier der Saison hinterher. Den berühmten und berüchtigten Norder (Nordwind) habe ich hier noch nicht getroffen. Der Südwind bläst seit einer Woche und bringt das schlechte Wetter mit sich.

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Ich frage mich langsam, ob der Norder nicht einen alten Mythos entspringt. Ich bin nun das vierte Mal an dieser Küste, doch wenn er von mir hört scheint er sich immer umzudrehen, was in diesem Fall Südwind bedeutet. Das mein Einfluss soweit reicht darf bezweifelt werden – also werde ich wohl morgen versuchen weiter nach Süden zu kommen. Gegen Wind und Wellen.

Santiago de Compostela

Es ist immer wieder interessant wie sich eine Stadt entwickelt, wenn man sie im Abstand von 20 Jahre wieder mal besucht.  Santiago (Heiliger Jacob) ist nach Jacobus, einer der 12 Jünger Jesus benannt, der nach Christi Himmelfahrt versucht hat in Nordspanien die Menschen zu missionieren. Angeblich mit wenig Erfolg, trotzdem sollen seine Gebeine über Umwege wieder in Santiago gelandet sein.

Die Stadt begrüßte mich wie damals mit ergiebigen Regen. Ob die durch den Regen erzeugte gebückte Haltung eine ehrfürchtige Stimmung auslösen soll ist nicht belegt. Damals ist mein Gepäck nicht angekommen und so lief ich seinerzeit bei 10 Grad, Wind und Regen in kurze Hose und T-Shirt herum, bis 24 Stunden später meine Sachen mit dem Taxi ins Hotel geschafft wurden.  

Über ausgiebige Umwege gelangte ich diesmal in die Altstadt und wunderte mich über ihre Ausmaße. So verwinkelt hatte ich sie nicht in Erinnerung. Jährlich besuchen ca. 75000 Pilger Santiago über den Jacobsweg, doch die meisten benutzen heute moderne Wanderstöcke der Marke Leiki und weniger die Holzwanderstäbe, deren klackern man in den Gassen besonders vernehmen konnte,  auch die typische Muschel und der Kürbis scheinen nicht mehr so häufig mit geschleppt zu werden. Trotzdem bringt dieser Wandertourismus internationales Flair in die Gemeinde und schafft ein Zusammengehörigkeitsgefühl.

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Die Kathedrale hatte ich noch größer in Erinnerung. Imposant ist sie immer noch mit all ihrem Goldverzierungen. Damals wärmte ich mich dort regelmäßig auf und hörte mir alle 2 bis 3 Stunden die Predigten an, wo ich das Gefühl hatte das die Gläubigen immer eine gehörige Standpauke zu hören bekamen. Gestern, am Sonntag bekam ich sowas nicht mit. Auch die Wachskerzen wurden durch Led-Kerzen ersetzt, die sich entzünden, wenn man sie mit Euros füttert. Ein bescheidenes Schild wies darauf hin, dass man keine Scheine akzeptiert. Auch die vielen Beichtstühle waren verweist, während die Zugänge zu den Reliquien Warteschlangen aufwiesen.

Vor der Tür saßen in regelmäßigen Abständen die osteuropäischen Profibettler, alle mit einem sehr ähnlichen Pappschild vor sich, allerdings hatte ich nicht das Gefühl, das sie mit ihrer Tätigkeit große Reichtümer anhäufen könnten. Die Nächstenliebe hört dann doch irgendwann auf.

Ich verlasse Santiago wieder mit dem Bus und bin froh es wieder gesehen zuhaben

Biskaya – die Vierte!!!

Die Biskaya ist bei vielen gefürchtet und ich durfte sie nun das vierte Mal überqueren. Zweimal nach Nordnordost und zweimal nach Südsüdwest. Vor 18 Jahren tat ich es das erste Mal als Crew und ich sah das erste Mal ein Hand-GPS von Magelan, welches der Skipper ein Jahr vorher für fast 1000 Euro kaufte. Die vier Batterien hielten zwei Stunden (Heute halten sie ca. 30-mal länger). Wir hatten kein Radar, dafür 3 Tage pottendicken Nebel im Englischen Kanal.

Darauf folgte eine traumhafte Überführung als Skipper mit einer Contess 31 HT, wo es täglich 4 – 5 Delfinschaus gab und die Frage lautete: „Wann hast du die Nächste bestellt?“ Der Wind blies mit 3 bis 6 Beaufourt aus Nordost und brachte uns bis zu den schönen Inseln Cias in der Bucht von Vigo, wo wir vor Anker gingen. Aufregung gab es nur als nachts im Nebel plötzlich ein Ozeandampfer neben uns stand. Ich behaupte der hat auf uns gewartet und sich einen Spaß daraus gemacht, anstatt wie ich ins Nebelhorn zu blasen.

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Dann überführte ich meine Tara von Spanien nach Holland. Für die Biskaya war für die nächsten 5 Tage Null Wind und Null Welle angesagt und ich wollte mich weigern zu Motoren. Segeln wollte ich und wünschte mir sogar 8 Windstärken, um meine Tara auf ihre Schwerwetterfähigkeit zu testen. Die bekamen wir dann auch gleich 3 Tage hintereinander und der Wetterbericht erwies sich als hundsmiserable, aber dafür Tara als absolut sicher und schnell und auch die Aries-Windsteueranlage erfüllte alle Erwartungen mit Bravour.

Vor drei Tagen bin ich in Muros angekommen. Starpunkt war diesmal Kilmore Quay in Südirland und diesmal segelte ich alleine. Im Vergleich zu den anderen beiden Strecken von Norwegen nach Island und von Island nach Nord-Irland war dies mit 620 Meilen fast eine Kurzstrecke.

Der Wind war anfänglich der vorausgesagte mit bis 30 Knoten Wind, nur die Richtung war mit West vorlicher als angesagt. Irgendwann drehte er dann immer weiter nach Südwest und trieb mich in die Berufsschifffahrslinie, die ich wie die Pest meiden wollte, da sie auch wenig Schlaf bedeutete. Wenn man, wie ich glauben möchte, dass man da draußen alleine ist und man könnte die wilde Seefahrtsromantik genießen, dann sollte man sich kein AIS anschaffen. Ich war entsetzt wie viele Schiffe dort unterwegs waren und ich war eines davon und mitten drin.

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Sie zielten alle von einem Verkehrstrennungsweg auf das Nächste, wobei das Zielwasser wohl eher zur Augentrübung beitrug. Anstatt sich an die Spur zuhalten fuhren sie kreuzundquer und machten regen Gebrauch ihrer Funkanlagen, um den Kollegen darauf aufmerksam zu machen, das der Sicherheitsabstand von 100 m bei 300m Schiffslänge und 20 Knoten Fahrt etwas knapp sei. Manche zeigten sich genervt und auch anscheinend übermüdet, doch man einigte sich dann letztendlich der eigenen Sicherheit zu liebe.  

Muros empfing mich mit einem sonnigen lächeln und einer schönen Altstadt und so bleibt das Vergangen wieder nur eine Erinnerung.