Die Biskaya ist bei vielen gefürchtet und ich durfte sie nun das vierte Mal überqueren. Zweimal nach Nordnordost und zweimal nach Südsüdwest. Vor 18 Jahren tat ich es das erste Mal als Crew und ich sah das erste Mal ein Hand-GPS von Magelan, welches der Skipper ein Jahr vorher für fast 1000 Euro kaufte. Die vier Batterien hielten zwei Stunden (Heute halten sie ca. 30-mal länger). Wir hatten kein Radar, dafür 3 Tage pottendicken Nebel im Englischen Kanal.
Darauf folgte eine traumhafte Überführung als Skipper mit einer Contess 31 HT, wo es täglich 4 – 5 Delfinschaus gab und die Frage lautete: „Wann hast du die Nächste bestellt?“ Der Wind blies mit 3 bis 6 Beaufourt aus Nordost und brachte uns bis zu den schönen Inseln Cias in der Bucht von Vigo, wo wir vor Anker gingen. Aufregung gab es nur als nachts im Nebel plötzlich ein Ozeandampfer neben uns stand. Ich behaupte der hat auf uns gewartet und sich einen Spaß daraus gemacht, anstatt wie ich ins Nebelhorn zu blasen.
Dann überführte ich meine Tara von Spanien nach Holland. Für die Biskaya war für die nächsten 5 Tage Null Wind und Null Welle angesagt und ich wollte mich weigern zu Motoren. Segeln wollte ich und wünschte mir sogar 8 Windstärken, um meine Tara auf ihre Schwerwetterfähigkeit zu testen. Die bekamen wir dann auch gleich 3 Tage hintereinander und der Wetterbericht erwies sich als hundsmiserable, aber dafür Tara als absolut sicher und schnell und auch die Aries-Windsteueranlage erfüllte alle Erwartungen mit Bravour.
Vor drei Tagen bin ich in Muros angekommen. Starpunkt war diesmal Kilmore Quay in Südirland und diesmal segelte ich alleine. Im Vergleich zu den anderen beiden Strecken von Norwegen nach Island und von Island nach Nord-Irland war dies mit 620 Meilen fast eine Kurzstrecke.
Der Wind war anfänglich der vorausgesagte mit bis 30 Knoten Wind, nur die Richtung war mit West vorlicher als angesagt. Irgendwann drehte er dann immer weiter nach Südwest und trieb mich in die Berufsschifffahrslinie, die ich wie die Pest meiden wollte, da sie auch wenig Schlaf bedeutete. Wenn man, wie ich glauben möchte, dass man da draußen alleine ist und man könnte die wilde Seefahrtsromantik genießen, dann sollte man sich kein AIS anschaffen. Ich war entsetzt wie viele Schiffe dort unterwegs waren und ich war eines davon und mitten drin.
Sie zielten alle von einem Verkehrstrennungsweg auf das Nächste, wobei das Zielwasser wohl eher zur Augentrübung beitrug. Anstatt sich an die Spur zuhalten fuhren sie kreuzundquer und machten regen Gebrauch ihrer Funkanlagen, um den Kollegen darauf aufmerksam zu machen, das der Sicherheitsabstand von 100 m bei 300m Schiffslänge und 20 Knoten Fahrt etwas knapp sei. Manche zeigten sich genervt und auch anscheinend übermüdet, doch man einigte sich dann letztendlich der eigenen Sicherheit zu liebe.
Muros empfing mich mit einem sonnigen lächeln und einer schönen Altstadt und so bleibt das Vergangen wieder nur eine Erinnerung.