+——oder was davon über blieb! Teil 1
Ich wollte schon seit längerem wieder Schreiben, doch leider kommt es manchmal anders als man denkt. Meine Tara machte dabei die wenigsten Probleme. Der Tot meines Bruders hat mich zurück geworfen, aber auch schlecht funktionierendes Internet und drei kaputte Computer an Bord.
Aber Schluss mit den Entschuldigungen. Die Lust zu Schreiben ist da, am liebsten lustige Sachen. Aber lustig ist nicht immer, denn rechtsradikale Segler trifft man auch schon mal. Sie sind immer noch die Minderheiten, haben grundsätzlich einen Lattenschuss und sind in ihrer kleinen Welt komplett Spaß befreit. Aber dazu vielleicht zu einem später Zeitpunkt mal ein Bericht.
Jetzt mal was aktuelles. Ich habe meine Tara zur Zeit in Guatemala liegen. Auch dort war die Einreise zwar unkompliziert, aber mit 487 US-Dollar doch recht teuer. Dafür sind die Marinas gut und günstig (1200 Euro für 6 Monate) und auch die Arbeiten, die die Menschen dort machen sind von guter bis sehr guter Qualität und auch wieder sehr günstig. So habe ich mir dort für 1400 US-Dollar eine neue Sprayhood, einen großen Sonnenschutz von ca. 14 m² und ein Dinghi Cover machen lassen. Auch habe ich dort nun ein Wassermacher eingebaut und vieles mehr. Mein Energiehaushalt auf der Tara ist so gut, das ich den Mehrverbrauch des Wassermachers aus meinen Solarzellen kompensieren kann.
Ich hatte 6 Wochen an meiner Tara gearbeitet, so lange wie noch nie und sie war in einem Topzustand, als sie dann ins Wasser kam.
Beim Starten des Motors stellte ich fest, das das Vorglühen plötzlich nicht funktionierte. Eine Glühkerze war kaputt und hatte einen Kurzschluß erzeugt, zwei Kabel am Motor miteinander verschmolzen und das Relais kaputt gemacht.
Kein großer Schaden. Der herbeigerufene Mechaniker konnte die Glühkerzen nicht in Fronteras besorgen und ich bot an sie am nächsten morgen im 45 Kilometer entfernten Morales zu besorgen.
Am nächsten Morgen habe ich mich dann auf dem Weg gemacht und kam 30 Meter weit, dann übersah ich eine kleine Kante, rutschte aus und spürte einen Schmerz in meiner Wade und wußte sofort, dass sich meine Achillessehne verabschiedet hatte. Der Ärger darüber war größer als der Schmerz und so verabschiedeten sich auch sofort die Pläne für die neue Saison
Ursprünglich hatte ich die Überlegung über Belize, Mexiko, Kuba, Jamaika, Kolumbien nach Panama zu segeln und dann im Mai durch den Panama Kanal zu gehen und dann die knapp 7000 Meilen nach Vancouver zu segeln. Mich reizten mal wieder die kälteren Regionen und ich wollte 2 oder 3 Saisons in Kanada und Alaska verbringen.
Dieser Plan wurde aber auch schon über den Haufen geschmissen, nachdem ich anhand meiner Bücher an Bord der Tara feststellte, das ich für die Umsetzung dieses Plans bereits im Februar durch den Panama Kanal müsste.
Der neue Plan sah so aus das Birgit und zwei weitere Freunde Anfang Februar nach Mexiko kommen und von dort aus sollte es nochmal nach Kuba gehen. Anschließend wollte ich dann wieder alleine über Jamaika und Honduras nach Guatemala segeln.
Durch den Unfall wurde aus diesem Plan auch nichts und die Flüge meiner Freunde verfielen leider ungenutzt.
Im Krankenwagen wurde ich dann mit Blaulicht nach Morales gefahren, wo ich ja sowieso hinwollte, nur nicht auf diese Art und Weise. Das Blaulicht war nötig, nicht unbedingt wegen mir, sondern wegen einer jungen Dame die hochschwanger schreiend in den Wehen hinter mir auf der Bahre lag. Ein bißchen machte ich mir Hoffnung, das sie sich nach meinem Namen erkundigt und das das Kind dann vielleicht Uwe Carlos oder Miguel Uwe getauft würde.
Aber sie hatte natürlich genug mit sich selbst und ihren Wehen zu tun, während die anderen im hinterem Teil des Wagens in freudiger Erwartung herum scherzten.
Die Blaulichtfahrt im Krankenwagen zog sich länger als erwartet, da weder vorausfahrende Autos noch Lkws auf Blaulicht und Sirene reagierten. Mit störrischer Gleichgültigkeit fuhren sie dahin, in ihren eigenen Gedanken verstrickt sahen sie die Notwendigkeit nicht an die Seite zu fahren. Auch der entgegen kommende Verkehr kannte die Bedeutung der Signale nicht und hielt fleißig auf uns drauf, so daß waghalsige Überholmanöver unsererseits die Folge war.
Im Krankenhaus angekommen, kam gleich der Notarzt und ich musste mich hinter einem Vorhang auf eine Bahre legen. Wasser- und Schimmelflecken an der Decke machten keinen vertrauenerweckenden Eindruck. Und auch der Notarzt brachte das Vertrauen nicht zurück.
Ich sollte den Fuß mal hoch und runter bewegen, dann mal nach links und rechts und dann mal kreisen, worauf der Arzt meinte das der Knochen nicht verletzt sei und ich mal ein paar Tabletten einnehmen sollte, dann wäre das Bein nach 5 Tagen wieder in Ordnung. Mein bitten und insistieren sich doch mal die Achillessehne anzuschauen und diese dann mit der gesunden Sehne des rechten Fußes zu vergleichen ignorierte er und war weiter überzeugt, das alles nach 5 Tagen mit Tabletten vorbei sei. Falls nicht könnte ich ja immer noch zu einem anderen Arzt gehen.
Verletzung hin oder her, nun war ich einmal in Morales, da konnte ich mich auch wie geplant um die Glühkerzen kümmern. Ich nahm mir ein Tuk Tuk, ein dreirädriges Mobil und zeigte dem Fahrer was ich wollte und wo ich hin musste. Dem Fahrer war das besser bekannt als mir und so fuhr er mich im strömenden Regen zum ersten Autoersatzteilhändler und dann nochmal 20 m weiter zum zweiten. Wir fanden sehr ähnliche Glühkerzen und man meinte das das kein Problem sei. Ich wollte mir das noch mal von einem echten Mechaniker bestätigen lassen und so fuhren wir noch zu einem Mechaniker der ebenfalls der Meinung war das dies kein Problem sei.
Nachdem ich den Kauf getätigt hatte fuhr mich der Tuk Tuk Fahrer zur Haltestelle der Colectivos. An der Haltestelle der Colectivos bot sich eine junge Frau an mich zu heiraten. Ein netter Scherz, der ihr fast zum Verhängnis hätte werden können, denn Pflegepersonal hätte ich gebrauchen können. Und jung und kräftig war sie. Doch bevor wir unsere Zukunft planen konnten kam auch schon mein Minibus. Das Colectivo war voll besetzt und ich bekam nur einen Stehplatz, wo ich dann auf einem Bein und mit krummen Rücken stand, bis sich eine junge Frau erhob und mir ihren Platz anbot und es dann zurück nach Fronteras ging.
In Fronteras besorgte ich mir erst ein mal eine Telefonkarte um in meiner Unbeweglichkeit unabhängig zu sein. Die jungen Frauen die mir die Karte verkauften und mein Handy einrichteten waren ausgesprochen hübsch. Sexy sells ist wohl auch in Guatemala eine Masche die Erfolg verspricht.