Tja, der Passatwind ist ja unser Freund mit ziemlich gleichmäßigen Luftstrom. Er wurde hunderte von Jahren genutzt um Handel zu treiben, als es nur Segelschiffe gab, (engl. Tradewind – Handelswind). Und auch wir Hobbysegler heute nutzen ihn um schnelle und sichere Seereisen zu machen. Auch kleinere Schiffe von 6 bis 7 Meter Länge schaffen mit ihm die Atlantiküberquerung in passablen Zeiten. Gegen den Passatwind zu segeln macht wenig Sinn, denn auch die Meeresströme ziehen mit ihm.
In der Karibik weht er aus Nordost bis Ost, aber auch nur in der Regel. Die geschützten Ankerbuchten liegen alle auf den Westseiten der karibischen Inseln.
Nun hatten wir zwei Tage mit einer Passatstörung zu kämpfen. Der Wind drehte auf West und die sicheren Ankerplätze wurden zu sehr ungemütlichen, nervenaufreibende Aufenthaltsorte.
Der Schwell, getrieben vom Wind, wurde in den Ankerbuchten durch die niedrige Wassertiefe zu einer kurzen, steilen Welle aufgeworfen, die dann am Strand hart brandete und den halben Strand wegriss.
Unser Rolling Home, sonst ein sicherer Zufluchtsort, wurde zu einer schlingernden, knarrenden und klirrenden Behausung. Alles wurde durch gerüttelt und geschüttelt. Alles was lose war wurde hin und her geworfen oder schlitterte auf seinen Ablagen durcheinander. Selbst beim Kochen war es sicherer den Sicherheitsgurt anzulegen, um beide Hände frei zu haben um Töpfe und Pfannen zu sichern. Und an Schlaf war kaum zu denken. Das rütteln und schütteln betraf nicht nur die Ankerkette, sondern auch die Nerven waren davon betroffen und Stoßgebete wurden an die Götter verschickt um das Meer zu besänftigen.
Das schwere Ankergeschirr wurde auf seine Tauglichkeit getestet. Der Bug stampfte wie eigentlich auf See gegen die anrollenden Brecher an. Er wurde hochgerissen um dann wieder in das Wellental zu fallen. Die Schiffen machten schwer rollende Bewegungen und zwangen die Crews zur Ankerwache.
Gefährdend kam noch hinzu, das in die Bucht einlaufende Yachten, dem Rudelverhalten folgend, sich noch zwischen den bereits dicht gedrängten Yachten legen wollten. Wenn der Anker dann nicht gleich im Grund hält, treiben sie auf andere Schiffe und gefährden Besatzungen und beschädigen und Schiffe.
In der Portsmouth Bay gibt es auch Mooringbojen an denen Yachten mit ihren Leinen hingen. Auf mehrere Yachten brachen die Festmacher und beschädigten andere Yachten als sie sich losrissen und herumtrieben, bis sie von den Crews wieder unter Kontrolle gebracht wurden. Manche Schiffe wurden dabei so beschädigt, dass sie ihre Reise nicht weiter fortsetzen konnten und zurück nach Martinique in die Werft mussten.
In der morgendlichen Funkrunde wurde die Wetterlage besprochen und ausführlich über die Schäden gesprochen.
Meine Idee, endlich den Beruf des Schiffsschaukelbremsers anzuerkennen und ihn auf den karibischen Inseln zu etablieren, fand großen Zuspruch und würde auch helfen die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.
Und so wurde, nachdem das Wetterphänomen durch war und die See sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, beim abendlichen Sundowner die Idee des Schiffsschaukelbremsers weitergesponnen, während das Meer der Ankerlichter weiter am Himmel kreiste und sich wie tanzende Glühwürmchen verhielten.