Wenn man(n) einigen Kabarettisten glauben schenken darf haben Frauen eine natürliche kapitalistische Neigung was die Bevorratung von Kleidern und Schuhen anbelangt, während wir Männer ja eher widerwillig Dinge ersetzen, solange das Alte von uns noch für gut erachtet wird. Auch da bin ich eigentlich nur der Überbringer dieser schlechten Nachrichten, wenn ich nicht so etwas schon mal am eigenen Leibe erfahren durfte.
Auch hier blicke ich wieder zurück auf Brasilien. Dort fielen vor allem die jungen deutschen Frauen auf, die verstärkt ihre kostbare Zeit damit zu verbringen schienen, sich um die Schlappen in den Schlappenläden zu sorgen. Sie schienen das Gefühl zu haben nicht genug von den günstigen Angeboten abzubekommen und gingen auf die Jagt. Dort wurde verglichen und begutachtet und zwischen den einzelnen Marken abgewägt. Welche Farbe passt zu welchem Kleid und zu welcher Hose. Welche sind für den Strand und welche für Gut. Und wenn man dann schon mindestens drei Paar Schlappen für unsere langen, folgenden zehn Sommer gekauft hat, musste die Familie und die Freunde für diesen Kaufzwang herhalten oder vielleicht aber auch um die eigene Begierde kleiner scheinen zu lassen.
Da kam es vor, dass entzückt gefordert wurde doch noch mal drei Kilometer zurück zulaufen, da der eine Laden dort an der Ecke, zwischen den anderen Läden, in der Nähe der Favela, den gleichen Schlappen zehn Cent billiger verkaufen würde. Auf die Frage des Herren, ob es denn vielleicht möglich wäre bei 35 Grad dann doch ein klimatisiertes Taxi dorthin zu nehmen, wurde man spöttisch aufgeklärt, das dann ja der ganze Gewinn dahin sei. Eine Abwägung des Verschleißes des aktuellen Schuhwerks wurde nicht in Erwägung gezogen, die würden dann eh im überfüllten Schuhschrank zuhause weiter nach hinten geschoben, wo sie bis zu ihrer Materialermüdung dahin muffeln durften.
Ein gesunder Mittelweg wäre doch so schön. Wenn ich mir meine aktuellen Schlappen anschaue, dann sind die brasilianischen Schlappen doch aktuell mein bestes Schuhwerk. Ich bin ja auch der Meinung, wenn Kaufen, dann darf es auch schon das gute teure sein. Leider taugt das teure heute auch nur für eine Saison und da sind sich alle segelnden Männer einig. Ein Markenpaar kostet zehn mal soviel wie ein brasilianischer Markenschlappen oder vergleichsweise 50 philippinische Paar Schlappen.
Die teuren Marken halten entweder der Hitze nicht stand oder der Kleber verliert hier schneller seine Weichmacher oder aber die Schweißfüße des Alten fressen den Weichmacher auf. Vielleicht ist es aber auch so, dass immer mehr nur eine bestimmte Haltwertzeit haben darf um weiter schnell gewinnbringend produzieren zu dürfen. Die Zufriedenheit des Kunden ist da auch gar nicht mehr so sehr gefragt, es Lebe der Kapitalismus – kaufen, kaufen, kaufen.
Ich habe bereits mehrere teure Schlappen entsorgt, das nächste folgt, den die Sohlen fangen an zu brechen und die anderen beiden teuren Restbestände habe ich schon selber geklebt und genäht. Und nun träume ich auch wieder von Brasilien, zur Bevorratung von neuen Schlappen.