Karibik 2017 / 2018

Wenn man eine Reise tut!

Ich bin wieder da, zurück auf meiner Tara in Trinidad & Tobago! Meine Anreise war geprägt von einigen kuriosen Ereignissen . Birgit und ich mussten um 0430 Ortszeit Essen aus den Federn, auch Birgit kämpfte sich tapfer aus dem Bett um mit mir zu frühstücken und mich dann wenigstens noch bis Düsseldorf Hbf zu begleiten. Obwohl sie noch sehr müde war schenkte sie mir das eine oder andere strahlende Lächeln und so konnte der Tag beginnen. Wir waren überpünktlich und nahmen dann auch gleich mal einen Schienenersatzverkehr und eine S-Bahn früher als geplant zum Düsseldorfer Hauptbahnhof.

Ich mag die Morgenstimmung, sowohl das auch um diese Uhrzeit beschäftigte Treiben um mich herum, als auch den Blick in die teils müden Gesichter die einen arbeitsreichen Tages entgegen schauen, während ich, bepackt mit 2 Rucksäcken und 32 Kilo Gepäck mir mal wieder eine 6 – 7-monatige Auszeit gönne, zum Schonen meiner langsam knirschenden Knochen und der Flucht vor dem Dingeling in der kalten, dunklen Weihnachtszeit.

Am Bahnhof viel mir eine alte Frau auf, schmuddelig gekleidet, mit Gummiklogs an den Füssen, die laut versuchte die Reste aus einem leeren Pappbecher zu schlürfen. Vom alter her dachte ich es gönnte auch meine Mutter sein. Sie trug eine blumige bunte Tasche und schlenderte Diagonal zur Hauptfußrichtung der Massen.

Plötzlich rannte ein Mann umher und fragte ob jemand jemanden gesehen hat der eine blumige bunte Tasche dabei hatte. Mehrere Leute zeigten in die Richtung wohin die alte Frau entschwand. Der Mann rannte ihr hinterher, stellte sie und forderte die Tasche zurück, was die Frau auch anstandslos machte. Daraufhin schlenderte sie gleichgültig, an ihrem leeren Becher saugend weiter und die Szene löste sich auf. Unmittelbar danach kam die Lautsprecherdurchsage in englischer und deutscher Sprache, das man auf sein Gepäck achten soll und es nicht achtlos herumstehen lassen soll. Um was hätte die Frau den Mann wohl gebracht? Eine Tasche voller Geld? Oder einer Thermoskanne voller duftenden Kaffees und ein paar liebevoll üppig belegter Sandwichs? Einen wärmenden Schal und ein paar Socken?

Der Abschied an der Bahnsteigkante von Birgit war durch die pünktliche Abfahrt geregelt. Gerne hätte ich meine Birgit noch länger im Arm gehalten, aber der Zug war pünktlich und gönnte uns keine Extraminuten mehr. So war der Abschied viel zu kurz und schmerzhaft, aber für mich ging es unaufhaltsam mit 300kmh nach Frankfurt. Die Menschenmischung auch hier ein Sammelsurium aus Urlaubern, Anwälten und Buchhaltern, alle wichtig mit Unterlagen und Akten beschäftigt, wobei das Handy ein nicht aus den Händen zu lassendes Utensil blieb.

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Mein Gepäck war zu dieser früher Stunde schnell am Flughafen aufgegeben und ich hatte Muse mich auf einen Stuhl setzten und schaute dem internationalem Treiben zu. Eine bunte Mischung aller Couleur und Religionen die sich sicher fühlen sollten durch starke Polizeipräsenz mit Maschinengewehre. Wie das wohl ist, wenn man in der Masse auf einen einzelnen Täter schießt? In der Militärsprache würde die Meldung wohl lapidar lauten:“Reichlicher Kollaborallschaden!“ Was haben die auch so ein schlechten Umgang!

Ein mit einem Kofferkuli umherfahrender Mann fiel mir auf, weil er keine Hartschalenkoffer mit sich führte sondern nur Tüten für den Nahverkehr von einer Mülltonne zur anderen. Mülltourismus mal anders. Und er war nicht der einzige. Auch andere hetzten im Laufschritt umher um sich von den Resten anderer zu ernähren oder um Pfandflaschen zu sammeln, die auch manchmal voll waren, da sie ja nicht mit durch die Sicherheitsschleuse genommen werden durften. Ein sicherer Arbeitsplatz – trotz Mitbewerber, Polizei gesichert, warm und klimatisiert, weihnachtlich geschmückt mit sauberen Toiletten. Wer hat das schon?

Da musste ich dann auch mal hin, zum Örtchen, doch die ganze Reihe war International belegt. Vor allen Dingen die Chinesen wollten wohl zur Verbesserung ihrer Ökobilanz Ballast abwerfen. Und einer unterhielt entspannt noch eine halbe Stunde alle anderen hinter verschlossenen Türen, indem er wohl eine Videokonferenz mit seiner Familie in Shanghai oder Peking führte. Seine Frau und seine Kinder erzählten abwechselnd ihre Geschichten über den dröhnenden Lautsprecher, vielleicht auch vom Gemeinschaftsklo. Vielleicht hat der Papa auch ein Video gedreht von seinen Hinterlassenschaften in der Schüssel und hat seinem lachenden Sohn gesagt, das wenn er groß ist, das auch mal kann? Ich kann nur vermuten was er gesagt hat, doch wie ich mich kenne wird es schon richtig sein.

Auffallend bei dem Toilettengang war nur das eine Sprache wohl International war und wohl auch die einzige weltweit bleiben wird und die kommt nicht aus dem Mund.

Wie der ungewollte Zufall es wollte war auch in diesem Jahr Roland mit an Bord meines Fliegers. Er, Biobauer und Drachenfluglehrer und Segler auf dem Weg zu seinem Schiff, was 20 m von meinem entfernt steht. Auch er macht sich so Gedanken über seine Ökobilanz. Das Tourenfliegen in den Alpen von einem Land in das Nächste ist sicherlich ökologisch gesehen das Beste was man seiner Umwelt antun kann. Und auch als Biobauer ist er vorbildlich, doch sein Gewissen ist schon ziemlich angefressen wenn er darüber nachdenkt, das er nun mit einem Großraumflieger zu seinem Schiff fliegt und dann auch noch Antifouling der giftigen Sorte auf sein Unterwasserschiff streicht um diesen vor ungewollten Bewuchs zu schützen. Wir leben in Widersprüchen.

 

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Nach 10 Stunden Flugzeit sind wir in Tobago angekommen. Der Tresen mit den Zollleuten war nicht üppig besetzt. Zwei Damen für 300 Passagiere aus unserem Flieger sorgte schon für eine hohe Arbeitsbelastung und das bei der karibischen Hitze. Eine beleibte Dame in zivil schlenderte an mir vorbei und lehnte sich an einem Pfeiler der ihrem Gewicht standhalten sollte. Sie zeigte dann auf mich, lässig locker aber auch unmissverständlich! Du bist dran. Ich gab ihr mein Zollformular in dem ich einige Mitbringsel fürs Schiff und meiner Gitarre eingetragen hatte um Ärger aus dem Weg zu gehen. Sie schaute nur lässig darauf, riss ein Stück des Formulars ab und schicke mich Richtung Ausgang, aber irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass die Dame nur zufällig da war um ein bisschen ihrer kleinen Schwester bei der vielen Arbeit behilflich zu sein. Ich weiß es nicht!

Mein Gepäck war nun ins Land eingeführt und wieder frei zum erneuten Aufgeben für den letzten Flug von Tobago nach Trinidad, einen kleinen Hüpfer von 25 Minuten, wenn denn Gott so will.

Roland sollte 50 Minuten vor mir fliegen, doch sein Flieger hatte Verspätung. Bei meinem stand angeschlagen „On Time“, doch Roland beruhigte mich und meinte mein Flieger würde es auch nicht schaffen. Als sein Flieger endlich landete ging die Abfertigung recht flott, es war ja auch nur ein Inlandshüpfer über ein Ministück Atlantik.

Mein Flieger kam dann auch an, die Abfertigung dauerte etwas länger, es war ja auch schon spät am Abend und alle waren müde, da ist man nicht mehr so entscheidungsfreudig wer wann was wo macht. Doch irgendwann ging es dann doch los und man schlenderte locker zum Flieger, man wurde freundlich begrüßt und man bekam seinen Platz in der Propellermaschine. Rolands Flieger stand immer noch keine 100 m entfernt von uns, als es plötzlich hieß, das wir wieder aussteigen sollten. Auch die vordere Stewardess war mit der Situation überfragt. Wir stiegen also wieder aus und gingen nachdenklich zurück zum Terminal. Als Erklärung bekamen wir dann mitgeteilt, dass der andere Flieger kaputt sei und das die anderen Passagiere nun unseren Flieger bekommen und wir dann auf den nächsten warten sollen. Der Aufwand Gepäck und Passagiere noch mal aus und dann wieder einzupacken, erschien mir unverhältnismäßig, doch das muss man dann halt mit karibischer Gelassenheit hinnehmen. Ich stand dabei auch in ständiger Korrespondenz mit meinem Taxiunternehmer Jesse James der mich vom Flughafen in Port of Spain abholen sollte. In früheren Zeiten hätte er wohl den Revolver gezückt und ein paar unschuldige erschossen, doch nun kam nur ein ungläubiges „Wow, wow“ statt „Bumm, Bumm“über diese Geschichte zurück!

Nach 22 ein halb Stunden war ich dann nass geschwitzt auf meiner Tara, die mich warm feucht in ihrem Inneren empfing!

 

 

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