Organspendeausweis!!!

Hoppla, was soll das denn jetzt, mag sich der eine oder andere fragen. Was hat das denn jetzt mit segeln zutun? Eigentlich weniger, hätte meine holländische Freundin Marjon nicht den Bogen gespannt und unbewusst für diesen Beitrag Entwicklungshilfe betrieben.

Sie fragte mich nämlich, ob ich ein Testament gemacht habe. Das konnte ich bejahen, das wenige was ich habe ist verteilt. Sie fragte mich dann auch, ob ich das mit meinem Körper, also meiner Außenhülle geregelt habe. Nein, das habe ich nicht. Ist mir aber auch etwas egal. Ich war in fast 60 Ländern und habe mich überall wohl gefühlt. Und eine leere Hülle, wo der Geist entflogen ist schleppt man nicht von der Südsee nach Hause.

Vielleicht dachte sie aber auch, dass wir Segler gefährlich Leben. Gefährlicher als ein Fußgänger oder anderer Verkehrsteilnehmer in einer Großstadt. Okay, man kann über Bord gehen. Großbaum vor dem Kopf und ab auf Tiefe. Fischfutter oder in 4000 m den Einzellern mit ein paar Gehirnzellen auf die Beine helfen. Dann hätte sich das mit der Hülle auf natürlicher Weise erledigt.

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Woran ich aber seit meinem 16 Lebensjahr denke, sind meine Eingeweide, sozusagen meine inneren Werte. Die sind vergeben! Und zwar an den erstbesten der sie nötig hat, unabhängig von Religion oder Hautfarbe, denn seitdem schleppe ich einen Organspendeausweis in meinem Portmonee mit mir herum, ohne dass ich diese Karte jemals ziehen musste, trotz 16 Operationen. Okay, andere haben da bedenken, doch dazu möchte ich mich nicht äußern. Ich denke als Buddhist ja auch darüber nach, wenn ich eine Ameise versehendlich totgetreten habe, ob das mein Opa war.

35 Jahre klebt das Dingen an meinem Hintern, also da wo mein Portmonee sitz. Auf den Philippinen hat ein Schlitzohr mir mal mein Portmonee geklaut. Das wenige Geld was darin war war mir egal, er konnte an dem Tag wohl mehr damit anfangen als ich, doch dass mein Anhängsel, also mein Organspendeausweis weg war hat mich schon beunruhigt. Das da mal nicht was passiert – denn ohne meinen Organspendeasusweis habe ich doch Befürchtungen!

Frohe Weihnachten und ein frohes und gesundes Jahr 2014

Frohe Weihnachten und ein frohes und gesundes Jahr 2014

Liebe Freunde, ich wünsche Euch alles Liebe und Gute für die Feiertage und das Jahr 2014.

Tara wird neuen Zielen entgegen streben. Marokko, die Kanaren, Kap Verden und dann Brasilien stehen auf der Liste. Gambia und Senegal wurden wieder von der Liste gestrichen, da dort Piraten unterwegs sind. Schade drum, doch man sollte sich nicht unnötig in Gefahr begeben.

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Ich freue mich schon auf die langen Seestrecken, vor allem meine 2. Atlantiküberquerung nach 1993, die von Antigua über die Azoren nach Bajona in Spanien ging.

Es bleibt spannend. Ich hoffe, ihr bleibt mir treu und gebt weiter fleißig Eure Kommentare ab.

Alles Gute nochmal für 2014

                         Uwe von der Tara

Taifun Nitan!

Ich lebte damals in Old Sagay, auf der Insel Negros und einer der schlimmsten Taifune die über unser Gebiet fegten hieß Nitan. Er fegte mit 250 Stundenkilometer über Cebu und Negros hinweg. Große Ozeandampfer rissen sich an ihren Ankerplätzen los und trieben gegen die mächtige Magtanbrücke und beschädigten sie schwer. Viele Fischer verloren wieder ihr Leben, da es keine Warnsysteme gab. Tausende Hütten fielen in sich zusammen und die Armen der Armen verloren wieder das wenige was sie hatten.

Ich war damals zu Besuch in Deutschland und bekam dies alles auch nur aus den Nachrichten mit. Ich machte mir Sorgen um meine Freunde, weniger um mein Hab und Gut, das war eigentlich alles stabil gebaut, nicht so wie die einfachen Hütten der Fischer.

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Ich musste mit den spärlichen Informationen leben, die man von dort bekam. Telefon hatten wir nicht in unserem Dorf und damals gab es noch keine Handys, geschweige denn Computer und Internet.

Erst nach Wochen erreichte mich die Nachricht, das dreiviertel meines Daches weggeflogen war. 6 Wochen nach Nitan war ich wieder in Old Sagay. Das Dach war notdürftig geflickt, damit kein Regen weitere Schäden an der Inneneinrichtung verursachte.

Mein mit Nippa, einer stabilen Palmenart gedecktes Dach war reichlich zerzaust. Ich machte mich gleich an die Arbeit um neues Nippageflechte zu kaufen und musste feststellen, dass aufgrund der Knappheit an Baumaterial die Preise um das Dreifache gestiegen war. Bei meinem riesen Dach war das schon eine beträchtliche Summe, doch eine Billiglösung kam für mich nicht in Frage. Ein bekannter Schreiner wurde beauftragt die Schäden zu beseitigen und das Dach noch stabiler zu machen, um kommenden Stürmen besser zu trotzen.

Mein Schiff verloren!!!

Deutschland bereitet sich auf den kommenden Orkan Xaver vor, alle Hilfskräfte sind in Alarmbereitschaft und harren der Dinge die dort auf uns zukommen.

Die Philippinen hatten bereits den schwersten Taifun aller Zeiten hinter sich. 700000 Menschen sind dort betroffen, die Armen trifft es wieder am schlimmsten. Die Bilder erinnern mich immer an meine Zeit auf den Philippinen. Von 1988 bis 1992 lebte ich dort als Fischermann und war einer von ihnen. Neue Erfahrungen wollte ich machen und unterbrach meine Weltreise dort, um nicht immer als Tourist von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten zu wandern, sondern um zu sehen wie die Menschen lebten und was sie für Probleme hatten.

Taifune waren immer von Juni bis Dezember zu erwarten. Dann dreht der sogenannte Amihan (Nordwestpassat) und wird zum Hapakat (Südostpassat). Im ganzen Gebiet der Philippinen gab es in dieser Zeit zwischen 20 und 30 dieser Wirbelstürme. Die meisten ziehen relativ glimpflich über See weiter nach Vietnam, China oder Japan. Doch manche sind bösartig wie Hayan.

Am 19. November 1989 zog ein Taifun über Negros. Ich wohnte in Old Sagay, im Norden von Negros. Die Schiffe waren einfach ausgerüstet und dienten nur der Fischerei. Meine 17 m große Samana (Der Pilger oder Wanderer) war ohne mich auf See. Normalerweise war ich mit meiner 12-köpfigen Mannschaft immer draußen. In der Amihanzeit waren wir bis zu 3 Tagen auf See und in der Taifunzeit meistens nur auf Tagestouren unterwegs. Die Entscheidung traf mein Kapitän Toni selber.

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(Samana bei der Schiffstaufe)

Ich hatte was in Bacolod zu erledigen. Als ich abends nach Old Sagay zurück kam blies der Wind schon stürmisch und ich machte mir direkt sorgen um Besatzung und Schiff. Ich fragte meinen Freund Ferdi ob er was gesehen hatte, da er mit dem Fernglas den Horizont beobachtete. Samana war nicht zu sehen und nur wenige Schiffe brachten sich im Fluss in Sicherheit. Die Nacht brach schnell herein und ich versuchte mich damit zu beruhigen, dass Toni Crew und Boot vielleicht im Hafen von Cadiz oder hinter einer der vielen Inseln in Sicherheit gebracht hat.

Der Sturm hatte sich zum Taifun entwickelt und mit dem Morgengrauen stand ich auf meiner Terrasse und schaute suchten aufs Meer hinaus. Die See war grob, kurz und steil, da das Wasser in der Visayan-See relativ flach ist, vergleichbar mit der Nordsee. Wenn sie es nicht geschafft hatten sich zu retten, dann konnten sie nicht mehr am Leben sein, schoss es mir durch den Kopf. Grausige Vorstellungen marterten mein Gehirn. Der Wind heulte wild und bog die Palmen und deren Palmwedel. Beschädigte und alte, vertrocknete Palmwedel flogen durch die Gegend. Unter den Kokospalmen durchzulaufen war nun lebensgefährlich. Die reifen Nüsse stürzten krachend zu Boden und waren bereit alles zu erschlagen was sich ihnen in den Weg stellte.

Gegen Mittag zeichneten sich Silhouetten von Schiffen am Horizont ab. Es waren drei Schiffe und Ferdi erkannte zuerst Samana, die stolz vor den anderen Schiffen herfuhr. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Langsam näherten sie sich der Küste und nahmen Kurs auf die Flußeinfahrt. Eine Untiefenbarre lag vor der Einfahrt und die Wellen brachen wild schäumend, steil und gefährlich. Diese war noch zu meistern, doch ich hatte Vertrauen zu Toni, der das Meer gut kannte.

Ich verlor Samana außer Sicht und wollte gerade mit Ferdi zum Ankerplatz im Fluss fahren, um Toni und die Crew im Empfang zu nehmen, als plötzlich Margie schrie, da ist die Fahne von Samana. Meine rot-goldene Fahne trieb plötzlich an der Küste entlang, Verdammt, das konnte doch nicht sein, was war da passiert? Ich rannte zum Strand und erschrak als ich mein Schiff kopfüber in der Brandung sah, sie trieb unaufhaltsam auf dem Strand zu und war nicht mehr zu retten. Bald wird sie krachend auf den harten Sandboden schlagen und in ihre Einzelteile zerlegt werden.

Ihr konnte ich nicht helfen und so rannte ich weiter Richtung Flussmündung und suchte nach meinen Männern. Plötzlich sah ich sie und rannte zu ihnen. Sie saßen erschöpft am Boden oder auf Fischkisten, woran sie sich treibend vorher festgeklammert hatten. Ich fragte Toni sofort ob alle Männer da waren, bereit mich als Taucher und Langstreckenschwimmer (Wettkämpfe bis 8 km) in die Fluten zu stürzen. Toni beruhigte mich, alle waren da, nur einer hatte als Nichtschwimmer etwas Wasser geschluckt, kleine Blessuren bei den anderen sollten schnell verheilen. Keine Tote, das war das Wichtigste, dies hätte mich mein ganzes Leben verfolgt. Alles andere war ersetzbar, nur meine tapferen Jungs nicht.

Zwei Tage musste ich zuschauen wie meine Samana und damit mein ganzes Kapital in der Brandung am Strand zerlegt wurde. Trotz der Gefahr tauchte ich im Wrack um die teuren Seile und das Netz zu retten. Die Strandplünderer hatten sich schon über treibende Teile hergemacht und ließen sich die Teile von mir hinterher wieder abkaufen, als Aufwandsentschädigung dafür, dass sie sie gerettet hatten. Meinen 80 PS Motor fand ich Tage später in 4 m Wassertiefe und ließ ihn von einem Wasserbüffel aus dem Meer ziehen.   

Toni beschrieb die Kenterung so: Bei der Ansteuerung erwischte sie eine besonders hohe Welle am Heck und ließ sie querschlagen. Dabei brachen die Ausleger an der Backbordseite, die das Boot stabilisieren und Samana kenterte durch. Durch das Fischereigeschirr gehalten trieb Samana nicht zum Strand, erst als bei einer Grundberührung der Arbeitsmast brach und sank, trieb Samana zum Strand und fand dort ihr jähes Ende und damit auch meine Zeit als Fischermann auf den Philippinen.

Vielen herzlichen Dank!!!

In der letzten Woche wurde meine Homepage das 10000 Mal angeklickt. Freunde aus Argentinien, Irland, England, Holland und natürlich Deutschland klicken regelmäßig darauf. Das Motiviert weiter an meiner Seite zu arbeiten und sie auch weiter zu verbessern.

Die Rückmeldungen über den Inhalt der Homepage waren immer sehr positiv. Ob es der Witz war oder der Informationsgehalt oder die Bilder. Ich habe weiterhin große Lust zu schreiben und die Ziele, aber auch die Ideen gehen mir dabei auch nicht aus. Es sollen über den Winter rückblickend noch Berichte über einzelne spannende Tage erscheinen, aber auch Berichte aus vergangenen Reisen in die Antarktis oder Asien. Auch werden weitere Bildergalerien entstehen.

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Über Kritik freue ich mich immer und verspreche auch an meinem Genitiv/Dativproblem zu arbeiten.

Tara allein zuhaus!

Nun sitzt sie da, alleine in ihrer Ecke und beschützt das Schiff, während sich der Alte auf dem Weg nach Deutschland gemacht hat. Es war schon nicht einfach, mal eben weg zu fahren. Weg vom neuen Zuhause, dem Schiff und dem Meer, weg von der sonnengefluteten Algarve, den weißen Stränden und den neuen Freunden.

Eine Überraschung gab es noch am Flughafen von Faro, wo ich Rainer wiedertraf, den ich 6 Jahre zuvor kennenlernte, als ich meine Tara in Ayamonte kaufte. Er lebt an der Algarve und war auf dem Weg nach Köln, um seinen Vater ab zu holen. Die Welt ist eben doch ein Dorf, wo man sich immer mal wieder trifft.

Düsseldorf empfing mich mit Nebel und die leichte Kleidung war bei einem Grad nicht ausreichend und musste schnell getauscht werden. Birgit holte mich ab und es ging in ihre Wohnung auf dem Bauernhof.

Umgeben von der Natur und den Tieren konnte ich mich erst einmal akklimatisieren. Der Stress wird noch früh genug kommen und ruhige Gespräche und Spaziergänge waren wichtiger. Wochenende halt! Morgen ist Montag und dann geht es nach Duisburg und die ersten Termine, die schon von Lagos aus gemacht waren müssen wahrgenommen werden. Ich bin gespannt wie die nächsten Wochen verlaufen, doch noch mehr wann ich die Heimreise antreten kann.

Heimaturlaub!!! – Heimaturlaub???

Das Wetter hier an der Algarve lässt nichts zu wünschen über. 10 Stunden Sonne am strahlend blauen Himmel, weiche Luftbewegungen, kaum wahrnehmbarer Straßenverkehr, und für die Bewegungshungrigen Schwimmbad mit Muckiebude, langer, weißer Strand, Golfplätze und weitere Wohlfühlmöglichkeiten. Eigentlich muss man hier nicht weg.

Und was macht man um das weiter genießen zu können? Man bucht sich einen Flug in die Heimat. 1 bis 8 Grad, aber auch etwas Sonne ist angesagt. Trösten kann ich mich vielleicht damit das Island an manchen Tagen im Sommer nicht viel wärmer war.

Ich habe viel in Deutschland zu tun. Die angenehmen Teile sind die Freundin und den Bruder mal wieder in die Arme nehmen und die Freunde besuchen. Aber auch mal wieder ins Kino gehen und ja – man höre und staune, auch die bunten Lichter auf dem Weihnachtsmarkt genießen.

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Nach Möglichkeit will ich noch versuchen das ein oder andere für meine lieben Kunden zu arbeiten. Die Arbeit als Fliesenlegermeister war das was in der Regel immer Spaß gemacht hat. Das Logistische darum das weniger angenehme. Auch sehr nett ist immer der Besuch bei meiner Steuerberaterin, das Geschäftliche ist da das notwendige Übel und bedarf auch einiges an Vorarbeit. Fürs Schiff muss ich Ersatzteile besorgen und hierher schicken, da hier Ersatzteile sehr teuer sind. Die Garage muss ausgeräumt werden und die schönen Möbel müssen wohl oder übel weg, da ich die laufenden Kosten weg bekommen muss. Dazu gehört auch das Auto verkaufen und so weiter. Wie heißt ein denkwürdiger Spruch? Loslassen ist leichter als festhalten!

Ja und dann? Dann geht es irgendwann wieder zur Tara, wo auch die Vorbereitung auf die nächsten Segelabenteuer damit beginnen am Schiff zu arbeiten. Im nächsten Jahr geht es über Afrika nach Südamerika, doch das ist wieder eine andere Geschichte.

Verdammt – es juckt schon wieder!!!

Jetzt bin ich fast eine Woche in Lagos und genieße das Leben im Hafen und auch all die vielen Möglichkeiten die sich daraus ergeben. Ein Hafen bietet relative Sicherheit, man kann viele Kontakte bekommen, Menschen aus vielen Ländern kennenlernen, neue Informationen erhalten, neue Ideen entwickeln, das Schiff ständig verlassen, die Annehmlichkeiten wie Sanitärräume, Waschmaschinen, Wasser, Strom und Internet genießen, einkaufen gehen, Kneipen und Restaurants besuchen, Sporttreiben – und was passiert dann? Man geht einmal zum Strand, eine angenehme Brise weht ablandig aufs Meer hinaus, was ruhig von smaragdgrün bis tiefseeblau vor einem liegt, man holt tief Luft, verspürt den Geruch des Salzes in den Nasenwindungen, ein Segelboot gleitet ruhig am Horizont neuen Zielen entgegen, plötzlich etwas unangenehmes, schwindel und Übelkeit machen sich breit, die Knie fangen an zu zittern und das jucken in den schotengeschundenen Händen geht los.

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Landkrankheit ist die eigene Diagnose, die sich keinem Arzt ohne ausreichende Segelerfahrung erschließt und auch in keinem Buch vermerkt ist. Da hilft keine Chemie, nur die eigene Naturheilkunde, die besagt, fahre raus auf See, verlasse den festen Untergrund, die Enge, richte den Blick auf dem Horizont, schreie die Freude beim gleiten durchs Wasser aus den Lungen, pumpe sie mit salzgeschwängerte Luft auf, halte kurz inne und blähe dann damit die Segel auf, damit du schneller außer Sichtweite gerätst. Flöte leise in hohen Tönen, pfeifen lockt den Wind und sollte vermieden werden, klopfe sanft am Rumpf und sie werden kommen – deine Freunde die Delfine und die Seevögel!

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Atme die Freiheit des Meeres und es wird verschwinden, das Jucken und die Landkrankheit!

Angekommen!!!

Es hat lange gedauert, ich bin im 6. Monat. Nein, nicht schwanger, sondern auf meiner Reise. Vor 3 Tagen bin ich in Lagos an der Algarve angekommen. Über Ankerplätze in Sines (Geburtsort von Vasco da Gama) und Baleeira, wo auch Kolumbus geankert haben soll, ging es ins schöne Lagos, wo die Tara überwinter bleiben soll. 4278 Seemeilen (7922 km) liegen im Kielwasser der Tara. Die letzten 350 Meilen waren eine Geduldsprobe. Das schlechte Wetter im Norden Spaniens musste lange ausgesessen werden. Gegen Wind und Welle muss man nicht tagelang beim Küstensegeln gegen an bolzen. Auf dem Weg von Norwegen nach Island und auch von Island nach Nordirland, wo man eine Woche auf hoher See ist muss man das Wetter nehmen wie es kommt. An der Küste erfordert es Geduld. Durch das ständige Unterwegssein, war dies selten meine Stärke, doch mittlerweile genieße ich den Müßiggang und die Tage plätschern so dahin.

Tara braucht nun etwas pflege. Einige Teakleisten sind in den stürmischen Häfen kaputt gegangen. Die Elektronik muss nachgesehen werden und Großsegel und Genua müssen zum Segelmacher. Auch will ich einige Stellen im Inneren neu lackieren. Wie lautet noch mal ein Seglerspruch? Weltumseglung heißt sein Schiff an den schönsten Orten der Welt reparieren zu müssen! Fälschlicherweise meinte mein Freund Christian noch bei meiner Abreise: Jetzt kannst du jeden Morgen das Luk aufreißen und herausschreien:“Feierabend!“ Ein Spaßvogel!!!

Die Wunschliste an neuer Ausrüstung ist überschaubar, doch dafür nicht billig zu haben. Eine elektrische Ankerwinch wäre schön und diente vor allem auch der Sicherheit. Wenn man alleine segelt und man seinen vorher noch sicher geglaubten Ankerplatz mal schnell verlassen muss wäre so etwas sehr hilfreich, da man es auch vom Ruder aus bedienen kann.

Ein Schleppgenerator zum laden der Batterien auf langen Seestrecken würde die Stromfresser wie Kühlschrank, Computer und Radar ausreichend im Schacht halten und sie füttern. 

Ansonsten bin ich sehr zufrieden mit meiner Wunscherfüllenden und Schützerin des Lebens (TARA). In den letzten 5 Jahren habe ich über 10000 Meilen mit ihr zurückgelegt und sie hat mir all meine Schwächen verziehen und mich immer sicher ans Ziel gebracht.

High Speed gen Süden!

Das Wetter hat sich endlich etwas beruhigt, die Welle hat gedreht und abgenommen, von vormals gut 7 m auf 5 bis 6 m. Das wichtigste war aber die Drehung in den nördlichen Sektor, so dass die Hafeneinfahrt nicht mehr durch die Brecher bombardiert wurde und so war dann auch die Hafenbehörde zu der Einsicht gekommen, dass es nun ungefährlich sei den Hafen zu verlassen oder zu entern.

Morgens um 7 war sie noch gesperrt, doch nachdem gegen 9 Uhr der schwarze Zylinder nicht mehr am Tower hing wurde das Schiff aufgeklart und die Festmacher wurden gelöst. Povao ist netter als die Hafenhandbücher es beschreiben, doch der Hafen ist bei Welle eine Katastrophe.

Riet und Roland mit ihrer Lios Alvar verließen mit mir den Hafen. In der Einfahrt stand noch der Schwell und nach Murphys Law kam natürlich auch eine besonders hohe Welle an der Mauerkante entlang gelaufen und zeigte mir gleich im Schiffinneren wo ich Dinge nicht ordentlich verstaut hatte. Draußen auf See gingen die Segel direkt hoch und der Motor aus. 178 Seemeilen lagen vor uns und ich rechnete mit 34 Stunden Segelzeit. In der hohen Dünnung gerieten die Segel regelmäßig in Abdeckung und fingen an zu schlagen und die Lios verschwand regelmäßig hinter den Wellenbergen. Das war nicht schön, aber alleine die Tatsache, dass Tara wieder auf See war zählte. Mit der Zeit nahm der Wind weiter zu. Er kam achterlich und ich beginn, der Geschwindigkeit zuliebe vor dem Wind zu kreuzen.

Gegen Abend drehte der Wind noch weiter auf Nord und ich nahm das Großsegel weg und ließ Tara nur unter der Genua platt vor dem Laken laufen. Anfänglich lief es noch mit 5 bis 6  Knoten unerwartet schnell, doch in der Nacht ging die Fahrt durchs Wasser auf 4 bis 5 Knoten zurück, was mir aber auch recht war, denn so konnte ich meinen 20-minütigen Schlafrhythmus einhalten.

Das auf die Technik nicht immer verlas ist musste ich in dieser Nacht wieder feststellen, als Fischer um mich herum auftauchten, die kein AIS (Automatisches Identifizierungsystem) aussendeten und ich sie auch mit meinem Radar nicht erfassen konnte.

Am Morgen setzte ich dann den Genaker, eine buntes Segel was dem Spinnaker ähnelt. Mit 6 bis 7,5 Knoten Fahrt ging es weiter. 10 Meilen vor dem Ziel nahm ich dann den Genaker weg und setzte die anderen Segel und erreichte am Abend mit Vollspeed den Hafen von Cascais.