Jetzt bin ich fast eine Woche in Lagos und genieße das Leben im Hafen und auch all die vielen Möglichkeiten die sich daraus ergeben. Ein Hafen bietet relative Sicherheit, man kann viele Kontakte bekommen, Menschen aus vielen Ländern kennenlernen, neue Informationen erhalten, neue Ideen entwickeln, das Schiff ständig verlassen, die Annehmlichkeiten wie Sanitärräume, Waschmaschinen, Wasser, Strom und Internet genießen, einkaufen gehen, Kneipen und Restaurants besuchen, Sporttreiben – und was passiert dann? Man geht einmal zum Strand, eine angenehme Brise weht ablandig aufs Meer hinaus, was ruhig von smaragdgrün bis tiefseeblau vor einem liegt, man holt tief Luft, verspürt den Geruch des Salzes in den Nasenwindungen, ein Segelboot gleitet ruhig am Horizont neuen Zielen entgegen, plötzlich etwas unangenehmes, schwindel und Übelkeit machen sich breit, die Knie fangen an zu zittern und das jucken in den schotengeschundenen Händen geht los.
Landkrankheit ist die eigene Diagnose, die sich keinem Arzt ohne ausreichende Segelerfahrung erschließt und auch in keinem Buch vermerkt ist. Da hilft keine Chemie, nur die eigene Naturheilkunde, die besagt, fahre raus auf See, verlasse den festen Untergrund, die Enge, richte den Blick auf dem Horizont, schreie die Freude beim gleiten durchs Wasser aus den Lungen, pumpe sie mit salzgeschwängerte Luft auf, halte kurz inne und blähe dann damit die Segel auf, damit du schneller außer Sichtweite gerätst. Flöte leise in hohen Tönen, pfeifen lockt den Wind und sollte vermieden werden, klopfe sanft am Rumpf und sie werden kommen – deine Freunde die Delfine und die Seevögel!
Atme die Freiheit des Meeres und es wird verschwinden, das Jucken und die Landkrankheit!