Der Sturm ist abgeflaut und die Schäden im Hafen sind überschaubar, doch fast auf jeden Boot vorhanden, auch auf der Tara.
In der Nacht fiel der Strom aus und es war stockfinster, Wind und Wellen spielten ihr Lied. Heulen und krachen vermischte sich mit knarrenden Seilen und quietschenden Fender, die Steganlage klapperte und Wasser schlug platschend um sich. Sintflutartige Regenfälle prasselten auf den Kajütaufbauten und die Masten tanzten wild umher. Im Schiffinneren war alles in Bewegung. Handtücher und Taschen, die aufgehängt waren baumelten hin und her und der Herde schaukelte in der Kardarnik.
Ich erinnerte mich daran wie es war als ich im Sturm und mit Ruderschaden 200 Meilen vor Nordirland beigedreht lag und ich musste mir eingestehen, dass das zwar nicht gemütlicher war, doch das ich da weniger Angst um meine Tara hatte.
In der Nacht wurde ich wach und ein rumsen ging durch das Schiff. Ein neues und beunruhigendes Geräusch ließ mich hellwach werden. Wie Gott mich schuf ries ich die Vorschiffsluke auf, sah sofort das der Steuerbordfestmacher gerissen war und der Rumpf Backbord gegen die Steganlage schlug. Ich sprang sofort aus der Luke und auf den Steg und machte Tara wieder fest. Am Abend hatte ich doch noch alle Tampen kontrolliert und alle als unkritisch beurteilt und sah keine Veranlassung wie andere das Schiff doppelt und dreifach zu sichern. Ich ärgerte mich und hoffte, dass ich die schwarzen Stellen wieder wegpolieren können würde. Ich sicherte Tara zusätzlich mit einer zweiten Vorleine und eine weiteren Spring.
Am Morgen sah ich das auch die Teakleiste, wo die Springleinen drüber liefen beschädigt war. Sie war schon vorbelastet, doch ich hoffte sie erst in Brasilien erneuern zu müssen, da dort das Teak billiger ist als in Europa, doch so wird das wohl ein Winterprojekt in Portugal.
Auf anderen Schiffen sind auch mehrfach Festmacherleinen gerissen und Klampen aus dem Deck gebrochen worden. Elektroleitungen wurden zerquetscht und haben wohl auch mit zum Stromausfall geführt. Es gab Zeiten da galt wohl die Steganlage als hochgefährlich, doch da wurde ordentlich nachgebessert.
Die nächste Nacht soll wohl auch noch unruhig werden. Wir werden es sehen und hoffentlich weiter auf uns gegenseitig aufpassen.