Nordirland

Als ich morgens um 4 Uhr im kleinen Hafen von Portrush angekommen bin erschrak ich erst einmal, da mir sofort ca. 10 Gebots-und Verbotsschilder auffielen. Ich fragte mich was ich in so einem Land mache und hatte Lust wieder in See zu stechen. Das war ich einfach nicht gewohnt von Norwegen und Island. Es war für mich ungewohnt warm und ich gönnte mir zu früher Morgenstund ein Anlegerbier und lief schwankenden Schrittes am Kai entlang. In einem Auto saßen ein paar Jugendliche, die etwas riefen und ich fühlte mich gleich angemacht. Auf dem Weg zurück kam mir noch eine Gruppe von 6 Männern entgegen die angetrunken mit einer Dose Fußball spielten.

Froh wieder in meinem Zuhause zu sein ging ich gefrustet in die Koje. Worauf hatte ich mich da eingelassen?

Um 11 Uhr wurde ich wach und wunderte mich, dass mein Schiff nicht mehr an derselben Stelle lag wo ich sie in der Nacht festgemacht hatte. Man hatte mich einfach weiter nach hinten an dem Steg geschoben, wo vorher eine andere Yacht lag. Als der Hafenmeister mich sah, begrüßte er mich mit Handschlag und stellte sich als Robert vor. Freundlich lächelnd erklärte er, dass man mich vorsichtig verlegt hatte und das, wenn ich irgendeine Hilfe bräuchte man gerne für mich da sei. Das hatte ich so nicht erwartet und sprach ihn gleich auf die ganzen Schilder an, worauf er achselzuckend erklärte, das man ein kleiner Hafen sei und trotzdem internationalen Regeln der Beschilderung unterlag. Er meinte dann, dass ich mir daraus nichts machen sollte, es wäre ein friedlicher und freundlicher Ort. Ich entschuldigte mich, dass ich noch keine Gastlandflagge unter der Saling wehen hatte, worauf er entgegnete das wäre prima so, denn es könnten sich Leute in Nordirland provoziert fühlen, wenn ich die Britische Flagge setzten würde und man auf solche Höflichkeiten daher keinen Wert legen würde.

Nachdem ich ihm dann auch noch mein Ruderproblem geschildert hatte erklärte er, dass man da sicher eine Lösung finden würde.

Etwas später kam Charlie vorbei, ein ehemaliger Rival 34 Besitzer, dessen neues Schiff im Hafen lag und der auf der anderen Hafenseite wohnte. Er studierte mit mir den Ruderanlagenplan und erklärte, dass er sich erkundigen wird wie er mir helfen könnte. Er verbrachte dann lange Zeit im Internet und kontaktierte Lewmar in England und tauschte Emails mit ihnen aus. Er empfahl mir das Boot nach Coleraine zu verlegen, da dort ein Mechaniker sei. Das wollte ich mir aber erst einmal anschauen, bevor ich entscheiden wollte wo ich die Reparatur ausführen lassen wollte.

Charlie installierte ich das Seekartenprogramm von mir, worauf er mich zum Guinness einlud. In der Harbour Bar ging es auf kleiner Fläche hoch her. 30 bis 40 Leute tranken ihr Bier in einer rustikalen Atmosphäre. Nach kurzer Zeit gesellte sich seine Frau dazu und fragte dann, ob wir nicht zum Tee gehen sollten. Ich dachte das wäre eine Einladung in ihr Haus. Als Charlie dann noch meinte ich solle das Bierglas mitnehmen verstand ich gar nichts mehr. Das Bierglas einfach mitnehmen und dann später vielleicht gespült zurückbringen? Wir verließen die Kneipe und es ging 2 Türen weiter in ein Restaurant mit dem Bierglas in der Hand. Komische Sitten dachte ich, doch Charlie erklärte, das dem Eigentümer die nächsten 5 Kneipen und Restaurants gehörten und das man alles von einem Laden in den anderen mitnehmen konnte und das zum Tee gehen heißt, dass man in ein Restaurant ging zum Essen. Auch dieser Laden war voll besetzt und jeder schien jeden zu kennen. Kinder tollten zwischen allen Tischen umher und genossen die Aufmerksamkeit.

Später kam noch der Sohn zum Essen dazu, der nun zum Studieren nach Liverpool gehen soll, was wohl ein Haufen Geld kosten würde. Es wurde ein super schöner Abend, doch er war noch nicht zu Ende. Als ich zum Schiff kam lud ich noch meine Bootsnachbarn ein, die mit ihrer 2 jährigen Tochter unterwegs waren und das nächste Baby schlummerte noch im Mutterbauch.

Lebenszeichen!!!

Liebe Freunde, hier eine Kurzmeldung aus Irland, wo man nicht mal schnell ins Internet kommt.

Nach wiedermal 6 Tage und 18 Stunden (wie bei der Überfahrt von Norwegen nach Island) und gesegelten 814 Seemailen (Durchschnitt 5,02 sm/Std.) bin ich in Portrush, Irland angekommen. Nach  eine unerwartete stürmische Überfahrt, mit zuerst fast 3 Sturmtagen mit 7-9 Beaufort und Wellen zwischen 4 und 7 Metern, in einer durch die starken Strömungen sehr  groben See mit ständigen Böen und am vorletzten Tag noch mal  8 bft auf die Nase, erreichte ich morgens um 4 Uhr den sicheren Hafen.2013-08-24 001 204 (1280x810)

200 Meilen vor der Küste bekam die Tara einen Ruderschaden, so dass das Notruder die Steuerung übernehmen musste und ich die Windsteueranlage umbauen mußte. Den letzten Sturm wetterte ich beigedreht über Nacht ab, bis ich am frühen Morgen dank einer Winddrehung die Reise fortsetzten konnte.

Morgens um 4 lief ich den Hafen von Portrush an. Zur Zeit arbeite ich an meinem Ruderschaden mit einem Mechaniker. Ich hoffe, wir kriegen das wieder hin, damit ich endlich mein Schiff wieder bewohnbar machen und meine Reise fortsetzen kann.

Abschied aus einem wunderbaren Land!!!

Es heißt Abschied nehmen von Island. Island ist wirklich schön, auch wenn hier das Wetter sehr anstrengend sein kann. Mal Regen, dann Sturm, Flaute und viel Nebel. Die Menschen sind sehr nett und hilfsbereit, immer freundlich, offen und ehrlich.

Island hatte noch nie so einen kalten und feuchten Sommer, zumindest auf der Südseite. Ich fand es aber alle male okay, dank der spektakulären Natur und der Menschen. Sie sind warm im Herzen.

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Gestern sind Birgit und Gabi abgereist und morgen geht es für mich weiter nach Irland. Es regnet seit gestern und heute habe ich alles fertig gemacht. Kleine Reparaturen, Diesel und Wasser aufgefüllt, Essen eingekauft. 800 Meilen liegen vor mir und der Wind scheint günstig zu sein. Relativ schwach, doch aus einer günstigen Richtung. Am 4 oder 5 Tag werde ich starken Gegenwind bekommen, doch sobald das Tief durch ist soll er mich wieder günstig und stärker nach Irland blasen.

Ich hoffe, dass ich noch etwas irischen Spätsommer mitbekomme. Warme Tage wären auch mal nett. Ich hatte wohl noch nie so ein kaltes Jahr im Durchschnitt, doch es werden wohl auch Zeiten kommen, da werde ich mich danach sehnen.

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Ich werde mich wieder melden wenn ich auf der anderen Seite angekommen bin und ich hoffe, dann auch wieder mehr schreiben zu können. Vielleicht habe ich ja unterwegs mehr Zeit dazu.

Bis in ca. 8 Tagen. Alles Liebe und Gute!

“Falado von Rhodos” gesunken!

Für viele ist es nur eine Randnotiz oder wird es erst gar nicht wahrgenommen, doch wenn man das Schiff gerade getroffen hat und man auch nur einen kurzen Kontakt mit den jungen Gästen an Bord hatte, dann ist man geschockt, wenn man am übernächsten Tag erfährt das die Brigantine Falado von Rhodos gesunken ist.

Wir liefen von den Nordwestfjorden kommend in Olafsvik ein, einen kleinen Fischerdorf im Breidafjord, als uns sofort die Brigantine auffiel. Die deutsche Flagge wehte am Mast und der rote Rumpf leuchtete freundlich in der Sonne. Wir passierten das Schiff ganz knapp am Heck, da wir direkt dahinter festmachen wollten. An Bord wurde Gitarre gespielt und gesungen. Kinder und Jugendliche im Einklang mit ihren Betreuern.

Nach dem Anlegen sprach Gabi kurz mit einem Mädchen und später noch mal mit einem Jungen, der sich auf das baldige Auslaufen freute, da sie in einem Fjord fischen wollten. Gabi war ganz angetan. Das Wetter war nicht gut angesagt für die nächsten Tage, doch für einen erfahrenen Skipper und seine Crew sollte das kein Problem sein und man konnte davon ausgehen, dass sie sich einen geschützten Hafen suchen werden.

Das Schiff lief dann von uns unbemerkt aus. Am nächsten Tag kam starker Wind auf und es wurde für uns immer ungemütlicher an der mit Autoreifen abgefenderten Hafenmauer. Der Tidenhub von fast 3 Meter und der starke Schwell im Hafenbecken sorgten für eine schlaflose Nacht. 8 Fender und 3 Fenderbretter konnten nicht vermeiden, dass der Rumpf immer wieder bei einzelnen Böen gegen die schwarzen Reifen schlug. Bei Niedrigwasser schlug das Oberwant immer wieder durch die Schräglage gegen die 4 Meter über uns liegende Kante der Mauer.2013-08-12 001 031 (1280x857)

Am nächsten Morgen verlegten wir die Tara auf die andere Seite des Hafens und gingen auf eine Tour. Als wir erzählten, dass wir Segler seinen erklärte unser Führer das in der Nacht ein Segelschiff gesunken sei, aber wohl alle Menschen an Bord gerettet seinen. Mehr wusste er auch nicht, doch bei uns fing schon das grübeln an.

Im Hafen lief uns der Hafenmeister über dem Weg, den wir nach Neuigkeiten fragten. Er bestätigte dann unsere Befürchtung, dass es sich um die Falado von Rhodos handelte, doch das alle gerettet wurden. Das Schiff machte in der Nacht viel Wasser bei bis 12 m Wellengang. Ein Rettungsschiff bergte Gäste und Besatzung. Beim Abschleppen musste dann die Brigantine gesunken sein.

Wir zogen uns auf die Tara zurück und bedrückt machten wir uns unsere Gedanken. Gabi dachte an das kleine Mädchen in Strumpfhosen und Kleidchen, was sicherlich große Angst hatte, als sie in der Nacht mit den anderen, in der Kälte das Schiff verlassen mussten und vielleicht auch  ihren geliebten Teddy zurück lassen musste.

Wiedersehen mit Birgit und Gabi!

Entspannt ging ich den zweiten Tag in Dalvik an, obwohl einiges auf meiner to-do-Liste stand, doch ich musste selber erst einmal ankommen. Ich las ja gerade den 1000-Seitenschmöker „Der Schwarm“ von Frank Schätzing, der mich begeisterte. Vor meiner Abfahrt aus Norwegen fing ich damit an und auch während der Überfahrt las ich darin. Einige warnten mich, dass man so etwas nicht vor einem großen Törn lesen sollte. Wale griffen Schiffe an, las ich darin und als ich kurz vor Island meinte ein Blas von einem Wal zu sehen, rief ich „ Lucy, ich bin ein Freund“, in der Hoffnung das mich der verrückte Grauwal nicht angriff.

Das tat er natürlich auch nicht und im sicheren Hafen, wo das Meer so friedlich erscheint holte ich das Buch wieder heraus und versank darin mit einer Tasse Milchkaffee in der Hand. Und so verging der Tag entspannt und war wieder so einer wo man sich hinterher fragt „Was hast du eigentlich heute gemacht!“

Der nächste Morgen sollte stressiger werden, denn ich musste das Schiff aufräumen, die Kojen mussten mit frischer Wäsche bezogen werden, die Pantry und das Bad auf Hochglanz poliert und das Cockpit gereinigt werden. Birgit hatte mich nachts um 1 Uhr angerufen und erklärt, dass sie sicher gelandet wären und sie mit dem Bus von Reykjavik nach Akureyri fahren wollten, wo sie mittags um 1430 Uhr ankämen.

Um 10 Uhr nahm ich den Bus nach Akureyri, der zweitgrößten Stadt Islands. Der Bus hielt direkt am Hafen, wo die Queen Elisabeth mit ihren gigantischen Ausmaßen lag. Neben ihr wirkten die Häuser wie Spielzeugbauten.

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Ich ging durch die quirlige Einkaufstraße und machte mich gleich danach auf die Suche nach dem Botanischen Garten, der mir sehr empfohlen wurde und landete erst einmal auf dem hochgelegenen Friedhof von Akureyri. Gartentechnisch nicht so anspruchsvoll und doch ist es immer wieder interessant wie in anderen Ländern den Menschen gedacht wird. Einfache Metallkreuze zeugten von Schlichtheit und kleine isländische Flaggen vom stolz.

Das ich über dem Parkplatz vom Krankenhaus gehen musste um zum Botanischen Garten zu kommen ließ mich etwas ungläubig schauen, doch noch unglaublicher fand ich dann den Botanischen Garten, den ich in seiner Pracht und Vielfalt so nicht erwartet hatte.

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Ich setzte mich auf einer Bank und beobachtete die Menschen. Die einen fotografierten, andere lagen auf der Wiese und andere saßen essend auf der Bank während die Kinder um den Springbrunnen spielten und mit dem Wasser planschten. So vergaß ich die Zeit, so dass es auch noch eng mit der Pünktlichkeit wurde. Ich beeilte mich zum Busbahnhof zu kommen, doch Birgit und Gabi waren nicht dort, da ihr Bus vor deren Busgesellschaft anhielt. Akureyri war nicht so groß, das man nicht innerhalb weniger Minuten den Ort finden sollte, also hielt ich mit etwas Verspätung Birgit und Gabi im Arm, die dann begeistert von ihrer anstrengenden Anreise erzählten, aber auch von ihrer großen Vorfreude auf Island.

Dalvik / Island

Nach 780 Meilen und fast 7 Tage auf See entschied ich mich für den Hafen von Dalvik im Eyjafjord und nicht für den 20 Meilen weiter im Fjord liegenden Hafen von Akureyri, wo Birgit und Gabi mit dem Bus ankommen sollten. Der Hafen des 1000 Seelendorfes war nett beschrieben, es gab eine Busverbindung nach Akureyri, ein Schwimmbad und nette Wanderwege.

Als ich gegen 20 Uhr einlief und ich gerade die Spring festgemacht hatte, stand ein Mann bereit und nahm die Vor- und Achterleinen an. Er fragte „Woher und dann Alleine?“ und ich antwortete aus Norwegen und klar, alleine. Er telefonierte kurz und sagte dann, er habe gerade mit seiner Frau telefoniert und das Abendessen steht gleich auf dem Tisch. Wenn ich wollte brauche ich nur in sein Auto zu steigen. Nach 20 Minuten saß ich bei Kate und Hallie am Tisch und aß ein herrliches isländisches Fischgericht. Hallie war auch begeisterter Segler mit eigenem 34-Fuß Schiff und hatte es sich zur Aufgabe gemacht, jedem Segler der Dalvik anlief einzuladen. In seinem Gästebuch standen nur eine handvoll Leute, die diesen Ort in den letzten 10 Jahren angelaufen hatten. Ich war begeistert und erfuhr an dem Abend mehr über Island und seine Leute als in den letzten 50 Jahren.

Am Morgen stand die Küstenwache vorm Schiff und wartete bis ich aufgestanden war und das hat an diesem Morgen etwas länger gedauert als normal. Ein freundlicher Beamter füllte in der Kajüte die Papiere aus und fragte nach Zigaretten und Alkohol. Ich zeigte ihm die Hausbar, doch er winkte gleich ab und machte einen Haken an die Geschichte.

Als er ging stand direkt der Hafenmeister am Schiff und meinte er müsse nur eben einen Stromzähler für mich anschließen, ansonsten sei der Hafen für mich umsonst. Ich fragte Ollie nach einer Wäscherei und er meinte direkt, komm ich zeige dir alles. Als ich meine Schuhe holen wollte, meinte er das ich die nicht bräuchte und saß ruck zuck bei Ihm im Auto und er machte mit mir eine Rundfahrt durchs Städtchen. Hier ist mein Haus, begann er, hier das von meiner Schwester, hier der Doktor und das Krankenhaus, Schwimmbad, Restaurant und die Wäscherei und setzte mich dann wieder vor Tara ab mit dem Hinweis, das ich mich bei Ihm jederzeit melden sollte wenn etwas wäre. Super nett!

Am Mittag ging ich ins Freibad, 3 Euro Eintritt, mit Dampfbad und Fitnessbude. Der Tag war ein Traum, warm und sonnig und so lag ich im beheizten Becken und schaute auf die schneebedeckten Berge. Dalvik war ganz nach meinem Geschmack.

Island, wir kommen!!! Teil 3

Der Wind hatte wieder rückgedreht und mit halben Wind preschten wir mit 7 Knoten durch die aufgewühlte See, noch 123 Meilen bis Dalvik, entlang der isländischen Nordküste lagen vor uns. Nach und nach tauchten immer mehr Fischerboote auf und auch ein Kreuzfahrtschiff auf dem Weg zum Geirangerfjord, doch alle blieben im sicherem Abstand.

Ich malte mir schon eine highspeed Fahrt aus, als gegen Abend der Wind immer mehr drehte und dann einschlief.  Wilfried Erdmann brauchte sich in solchen Situationen keine Gedanken machen, da er keinen Motor hatte, doch ich stand auf der Stelle und musste überlegen, ob ich in der Flaute dümpeln wollte oder ob ich den Motor starten sollte.

Ich endschied mich für letzteres und der Motor schob gegen die Tide an, die immer im Uhrzeigersinn um Island herumläuft. Plötzlich sah ich sowas wie kleine Enten auf hoher See und dachte hier habt ihr doch nichts zu suchen und wollte sie schon retten, erst als immer mehr davon auftauchten erkannte ich das es junge Papageientaucher waren. Wenn sie flüchteten tauchten sie einfach ab oder ruderten wie verrückt mit den Flügeln um sich zu entfernen, da sie noch nicht fliegen konnten.

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Am Morgen rundete ich den Leuchtturm Raudinupur, der auf einen roten Felsen stand und mich an Helgoland erinnerte. In der tiefen Bucht tauchten im Fernglas zwei Inseln auf, die dort laut Seekarte nicht sein sollten und so vermutete ich, dass es sich um grönländisches Packeis handeln musste, was regelmäßig bis dorthin trieb.

Mein Furuno-GPS schien hier auch zu spinnen, da es im Gegensatz zum GPS vom Plotter und vom Laptop alles mit 15 Grad unterschied anzeigte, obwohl ich alle eingegeben Daten mehrfach kontrollierte. Alle Daten liefen aber trotz der Abweichung zusammen. Unerklärlich!

Plötzlich enddeckte ich Wale und Delphine und eine Bande schien gerade das Fell zu jucken oder in Showlaune zu sein. Sie sprangen aus dem Wasser wie Flipper in seinen besten Jahren und machten auch noch Saltos. Die Papageientaucher schien das nicht mehr zu beeindrucken, sie blieben immer in Windrichtung ausgerichtet und bei Annäherung tauchte einer nach dem anderen ab.2013-07-24 001 088 (1280x793)

Als ich den Eyjafjord erreichte kam endlich wieder Wind auf, der Motor ging mir ziemlich auf Gemüt. Schnell waren die Segel gesetzt und die letzten 8 Meilen wurden unter Segel in Angriff genommen. Herrlich glitten wir mit 6 Knoten Fahrt tiefer in den Fjord, passierten einen Felsen mit Leuchtturm und anschließend noch die Insel Hrisey bevor der Hafen von Dalvik vorm Bug auftauchte.

Nach 6 Tagen und 18 Stunden und 780 Meilen erreichte ich nach Alesund in Norwegen den Hafen von Dalvik in Island!               

Island, wir kommen!!! Teil 2

Eine Zeit lang hörte ich mir das an, dann nahm ich die Segel weg und startete den Motor. Die Batterien mussten geladen werden und ich wollte die Heizung starten, um die Kleidung und das Schiffinnere trocken zu bekommen. Die viele Gischt fand irgendwann den Weg ins Innere und die kalten Temperaturen sorgen zusätzlich für Kondenswasser.

Ich haute mich in die Koje und hörte mir einen Filmmitschnitt von Bruno Ganz an, den ich sehr mag und der in mir viele Erinnerungen aus Zeiten in Asien weckte.

Der Barograph stieg und das Hochdruckgebiet kündigte sich an.  Der erhoffte Südwind war ein Südwest, also weiter hoch am Wind, aber das kennen wir ja auch nicht anders. 6 Knoten Fahrt machten wir dennoch immer locker und die stabile Seitenlage ist mir eh angenehmer als die Schaukelei von achtern.

Ich bin immer noch alleine hier draußen, aber keinesfalls einsam. Ich genieße die Zeit und bekomme ausreichend schlaf. Ich brauche mich nur um das Schiff und mich zu kümmern, keine Wacheinteilung regelt den Tag und die Nacht, wenn ich müde bin schlafe ich und wenn ich Hunger habe koche ich. Nun kann ich auch verstehen warum das Buch von Uwe Rötgering „ Die See gehört mir“heißt. 2013-07-24 001 074 (1280x838)

Eisvögel begleiten mich ständig und sind meine stummen Zuschauer. Sie gleiten majestätisch durch die Luft und spielen mit den Wellen. In den Kurven liegen sie wie ein Eisschnellläufer, die Flügelspitze berührt die Wasseroberfläche.

Regelmäßig schalte ich den Plotter ein und sehe plötzlich ein Schiff in weiter Entfernung. Ein Frachter anscheinend auf dem Weg nach Grönland, vielleicht auch Spitzbergen. Kaum ist er nicht mehr Sichtbar auf dem Bildschirm bin ich auch wieder alleine unterwegs.

Nebel packt uns immer wieder innerhalb kürzester Zeit wie in Watte ein und das bei 5-6 bft. Wie ein Geisterschiff brausen wir dadurch und was vor Jahren noch jeden beängstigte hat heute sein Grauen durch die Elektronik verloren. Vorbei sind die Zeiten wo man ständig Schallsignale gegeben hat und die Augen bis über die Schmerzgrenze angestrengt waren.

Am 5. Tag meinte ich schon schemenhaft Land zu enddecken. Ich kochte mir aber erst einmal Reis und gefüllte Paprika, ganz nach unserem Motto „ Schlecht Leben kann man woanders“, als ich kurze Zeit später dann mit Sicherheit rufen konnte „Land in Sicht“, dabei überschritt ich auch den Nordpolarkreis mit einer Breite von 66 Grad und 40 Minuten.

Island, wir kommen!!! Teil 1

Wind und Regen nervten in Alesund, dazu noch der starke Schwell im Hafen, wo der Wind hineinblies und die an- und abfahrenden Fähren für zusätzlichen Wirbel sorgten. In den Regenpausen ging ich spazieren und schaute sehnsüchtig aufs Meer. Ich wollte weiter, hatten sich doch Birgit und Gabi in Island angekündigt.2013-06-29 001 075 (1024x767)

Am 3.Tag lief ich um kurz nach 6 aus. Der Wind schlief noch und es regnete in Strömen. Voller Tatendrang fuhr ich die Wegepunkte ab, bis ich schließlich die Segel setzen konnte. Endlich raus aus den Untiefen und nur noch freies Wasser vor mir. Kaum zogen die Segel uns mit 4 Knoten durchs Wasser setzte bei mir die Entspanntheit ein. Wind, Wasser, Wellen, freier Horizont und keine Hindernisse im Weg lassen das Herz gleich höher schlagen.

Lief es anfänglich noch mit halbem Wind flott dahin drehte er immer weiter nach Westen und nahm stetig zu. Ich fing an zu reffen und bald schoben wir bei 6 Beaufourt mächtig Lage.

2 Tage liefen wir immer zwischen 290 und 320 Grad, der nächste Wegepunkt lag vor der isländischen Küste, 565 Meilen entfernt mit einem Kurs von 304 Grad. Dann drehte der Wind immer mehr auf Nordwest und lag bei 6-7 bft, wie es auch die Wetterprognose vorher gesagt hatte. Dann kamen noch die Fronten mit ihren Böen zwischen 31 und 45 Knoten. Da ich keinen Raum preis geben wollte lief ich nur noch unter stark gereffter Fock weiter hoch am Wind. Wie gerne wäre ich ein paar Grad abgefallen, es hätte das Leben erheblich leichter gemacht.

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Ich fing an zu kreuzen, mal war ich auf Nordkurs Richtung Grönland, dann wieder auf 240 Gradkurs zu den Färöer-Inseln unterwegs. Beides waren nicht meine Ziele, doch so ist Segeln manchmal.

Die Wellen wurden immer höher. Anfänglich lagen sie bei 2 – 3 Meter und wurden dann 4 – 5 Meter hoch und manche lagen vielleicht noch darüber. Es ist immer schwer zu schätzen, doch wenn die Brecher angerollt kamen dünnten sich ihre Kronen aus und weiße Gischt wurde wie fletschend weiße Zähne nach vorne geworfen, als wollten sie sich in den Rumpf der Tara verbeißen. Dort prallten sie ab und zerplatzten in millionen von Wassertropfen die sich über das Deck ergossen.2013-07-24 001 042 (1280x839)

Irgendwann ging ich dann verstärkt auf Kurs zu den Färöer-Inseln, da ich bald die Winddrehung auf Nord erwartete und das Tief damit durchgezogen sein sollte. Dies geschah dann auch und die Windsteueranlage luvte immer schön mit. Von mir aus hätte der Nordwind noch Tage blasen können, doch es ist ja kein Wunschkonzert und so schlief er dann auch bald ein und die Segel fingen nervig an zu schlagen.

Lust und Frust!

Um 5 Uhr morgens verabschiedete ich Marjon am Busbahnhof. Nun war ich alleine, doch frohen Mutes und voller Tatendrang.

Auch wenn es draußen mit 6 Windstärken blies hatte ich die Hoffnung, dass ich in einigen Meilen Entfernung, hoch am Wind segelnd auf Kurs Richtung Island gehen könnte. Ich bereitete das Schiff und mich auf die Überfahrt vor und lief aus. Kaum hatte ich die Hafenausfahrt passiert musste ich feststellen, dass der Wind von Südwest auf West gedreht hatte und plötzlich kamen noch Schauerböen mit 7 Beaufourt hinzu die die Fahrt bremsten. Der Regen peitschte ins Gesicht und nach einer Meile merkte ich, dass ich mich den ganzen Tag zu Tode kreuzen würde ohne wirklichen Raumgewinn. Ich kehrte in den Hafen zurück mit der Erkenntnis, dass ich noch mehr Geduld brauche. Auf See, im freien Raum kann ich hoch am Wind segeln, aber nicht zwischen den norwegischen Untiefen

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Seit 2 Tagen weht es mit 6-7 bft und stündlichen Schauern. Die Hoffnung ist, dass es heute Nacht ruhiger wird und ich morgen früh auslaufen kann und aus dem Frust wieder die Lust wird. Die Überfahrt wird 6 – 8 Tage dauern und dies, wie auch Island ist Neuland.