Entspannt ging ich den zweiten Tag in Dalvik an, obwohl einiges auf meiner to-do-Liste stand, doch ich musste selber erst einmal ankommen. Ich las ja gerade den 1000-Seitenschmöker „Der Schwarm“ von Frank Schätzing, der mich begeisterte. Vor meiner Abfahrt aus Norwegen fing ich damit an und auch während der Überfahrt las ich darin. Einige warnten mich, dass man so etwas nicht vor einem großen Törn lesen sollte. Wale griffen Schiffe an, las ich darin und als ich kurz vor Island meinte ein Blas von einem Wal zu sehen, rief ich „ Lucy, ich bin ein Freund“, in der Hoffnung das mich der verrückte Grauwal nicht angriff.
Das tat er natürlich auch nicht und im sicheren Hafen, wo das Meer so friedlich erscheint holte ich das Buch wieder heraus und versank darin mit einer Tasse Milchkaffee in der Hand. Und so verging der Tag entspannt und war wieder so einer wo man sich hinterher fragt „Was hast du eigentlich heute gemacht!“
Der nächste Morgen sollte stressiger werden, denn ich musste das Schiff aufräumen, die Kojen mussten mit frischer Wäsche bezogen werden, die Pantry und das Bad auf Hochglanz poliert und das Cockpit gereinigt werden. Birgit hatte mich nachts um 1 Uhr angerufen und erklärt, dass sie sicher gelandet wären und sie mit dem Bus von Reykjavik nach Akureyri fahren wollten, wo sie mittags um 1430 Uhr ankämen.
Um 10 Uhr nahm ich den Bus nach Akureyri, der zweitgrößten Stadt Islands. Der Bus hielt direkt am Hafen, wo die Queen Elisabeth mit ihren gigantischen Ausmaßen lag. Neben ihr wirkten die Häuser wie Spielzeugbauten.
Ich ging durch die quirlige Einkaufstraße und machte mich gleich danach auf die Suche nach dem Botanischen Garten, der mir sehr empfohlen wurde und landete erst einmal auf dem hochgelegenen Friedhof von Akureyri. Gartentechnisch nicht so anspruchsvoll und doch ist es immer wieder interessant wie in anderen Ländern den Menschen gedacht wird. Einfache Metallkreuze zeugten von Schlichtheit und kleine isländische Flaggen vom stolz.
Das ich über dem Parkplatz vom Krankenhaus gehen musste um zum Botanischen Garten zu kommen ließ mich etwas ungläubig schauen, doch noch unglaublicher fand ich dann den Botanischen Garten, den ich in seiner Pracht und Vielfalt so nicht erwartet hatte.
Ich setzte mich auf einer Bank und beobachtete die Menschen. Die einen fotografierten, andere lagen auf der Wiese und andere saßen essend auf der Bank während die Kinder um den Springbrunnen spielten und mit dem Wasser planschten. So vergaß ich die Zeit, so dass es auch noch eng mit der Pünktlichkeit wurde. Ich beeilte mich zum Busbahnhof zu kommen, doch Birgit und Gabi waren nicht dort, da ihr Bus vor deren Busgesellschaft anhielt. Akureyri war nicht so groß, das man nicht innerhalb weniger Minuten den Ort finden sollte, also hielt ich mit etwas Verspätung Birgit und Gabi im Arm, die dann begeistert von ihrer anstrengenden Anreise erzählten, aber auch von ihrer großen Vorfreude auf Island.