Wind und Regen nervten in Alesund, dazu noch der starke Schwell im Hafen, wo der Wind hineinblies und die an- und abfahrenden Fähren für zusätzlichen Wirbel sorgten. In den Regenpausen ging ich spazieren und schaute sehnsüchtig aufs Meer. Ich wollte weiter, hatten sich doch Birgit und Gabi in Island angekündigt.
Am 3.Tag lief ich um kurz nach 6 aus. Der Wind schlief noch und es regnete in Strömen. Voller Tatendrang fuhr ich die Wegepunkte ab, bis ich schließlich die Segel setzen konnte. Endlich raus aus den Untiefen und nur noch freies Wasser vor mir. Kaum zogen die Segel uns mit 4 Knoten durchs Wasser setzte bei mir die Entspanntheit ein. Wind, Wasser, Wellen, freier Horizont und keine Hindernisse im Weg lassen das Herz gleich höher schlagen.
Lief es anfänglich noch mit halbem Wind flott dahin drehte er immer weiter nach Westen und nahm stetig zu. Ich fing an zu reffen und bald schoben wir bei 6 Beaufourt mächtig Lage.
2 Tage liefen wir immer zwischen 290 und 320 Grad, der nächste Wegepunkt lag vor der isländischen Küste, 565 Meilen entfernt mit einem Kurs von 304 Grad. Dann drehte der Wind immer mehr auf Nordwest und lag bei 6-7 bft, wie es auch die Wetterprognose vorher gesagt hatte. Dann kamen noch die Fronten mit ihren Böen zwischen 31 und 45 Knoten. Da ich keinen Raum preis geben wollte lief ich nur noch unter stark gereffter Fock weiter hoch am Wind. Wie gerne wäre ich ein paar Grad abgefallen, es hätte das Leben erheblich leichter gemacht.
Ich fing an zu kreuzen, mal war ich auf Nordkurs Richtung Grönland, dann wieder auf 240 Gradkurs zu den Färöer-Inseln unterwegs. Beides waren nicht meine Ziele, doch so ist Segeln manchmal.
Die Wellen wurden immer höher. Anfänglich lagen sie bei 2 – 3 Meter und wurden dann 4 – 5 Meter hoch und manche lagen vielleicht noch darüber. Es ist immer schwer zu schätzen, doch wenn die Brecher angerollt kamen dünnten sich ihre Kronen aus und weiße Gischt wurde wie fletschend weiße Zähne nach vorne geworfen, als wollten sie sich in den Rumpf der Tara verbeißen. Dort prallten sie ab und zerplatzten in millionen von Wassertropfen die sich über das Deck ergossen.
Irgendwann ging ich dann verstärkt auf Kurs zu den Färöer-Inseln, da ich bald die Winddrehung auf Nord erwartete und das Tief damit durchgezogen sein sollte. Dies geschah dann auch und die Windsteueranlage luvte immer schön mit. Von mir aus hätte der Nordwind noch Tage blasen können, doch es ist ja kein Wunschkonzert und so schlief er dann auch bald ein und die Segel fingen nervig an zu schlagen.