Dalvik / Island

Nach 780 Meilen und fast 7 Tage auf See entschied ich mich für den Hafen von Dalvik im Eyjafjord und nicht für den 20 Meilen weiter im Fjord liegenden Hafen von Akureyri, wo Birgit und Gabi mit dem Bus ankommen sollten. Der Hafen des 1000 Seelendorfes war nett beschrieben, es gab eine Busverbindung nach Akureyri, ein Schwimmbad und nette Wanderwege.

Als ich gegen 20 Uhr einlief und ich gerade die Spring festgemacht hatte, stand ein Mann bereit und nahm die Vor- und Achterleinen an. Er fragte „Woher und dann Alleine?“ und ich antwortete aus Norwegen und klar, alleine. Er telefonierte kurz und sagte dann, er habe gerade mit seiner Frau telefoniert und das Abendessen steht gleich auf dem Tisch. Wenn ich wollte brauche ich nur in sein Auto zu steigen. Nach 20 Minuten saß ich bei Kate und Hallie am Tisch und aß ein herrliches isländisches Fischgericht. Hallie war auch begeisterter Segler mit eigenem 34-Fuß Schiff und hatte es sich zur Aufgabe gemacht, jedem Segler der Dalvik anlief einzuladen. In seinem Gästebuch standen nur eine handvoll Leute, die diesen Ort in den letzten 10 Jahren angelaufen hatten. Ich war begeistert und erfuhr an dem Abend mehr über Island und seine Leute als in den letzten 50 Jahren.

Am Morgen stand die Küstenwache vorm Schiff und wartete bis ich aufgestanden war und das hat an diesem Morgen etwas länger gedauert als normal. Ein freundlicher Beamter füllte in der Kajüte die Papiere aus und fragte nach Zigaretten und Alkohol. Ich zeigte ihm die Hausbar, doch er winkte gleich ab und machte einen Haken an die Geschichte.

Als er ging stand direkt der Hafenmeister am Schiff und meinte er müsse nur eben einen Stromzähler für mich anschließen, ansonsten sei der Hafen für mich umsonst. Ich fragte Ollie nach einer Wäscherei und er meinte direkt, komm ich zeige dir alles. Als ich meine Schuhe holen wollte, meinte er das ich die nicht bräuchte und saß ruck zuck bei Ihm im Auto und er machte mit mir eine Rundfahrt durchs Städtchen. Hier ist mein Haus, begann er, hier das von meiner Schwester, hier der Doktor und das Krankenhaus, Schwimmbad, Restaurant und die Wäscherei und setzte mich dann wieder vor Tara ab mit dem Hinweis, das ich mich bei Ihm jederzeit melden sollte wenn etwas wäre. Super nett!

Am Mittag ging ich ins Freibad, 3 Euro Eintritt, mit Dampfbad und Fitnessbude. Der Tag war ein Traum, warm und sonnig und so lag ich im beheizten Becken und schaute auf die schneebedeckten Berge. Dalvik war ganz nach meinem Geschmack.

Island, wir kommen!!! Teil 3

Der Wind hatte wieder rückgedreht und mit halben Wind preschten wir mit 7 Knoten durch die aufgewühlte See, noch 123 Meilen bis Dalvik, entlang der isländischen Nordküste lagen vor uns. Nach und nach tauchten immer mehr Fischerboote auf und auch ein Kreuzfahrtschiff auf dem Weg zum Geirangerfjord, doch alle blieben im sicherem Abstand.

Ich malte mir schon eine highspeed Fahrt aus, als gegen Abend der Wind immer mehr drehte und dann einschlief.  Wilfried Erdmann brauchte sich in solchen Situationen keine Gedanken machen, da er keinen Motor hatte, doch ich stand auf der Stelle und musste überlegen, ob ich in der Flaute dümpeln wollte oder ob ich den Motor starten sollte.

Ich endschied mich für letzteres und der Motor schob gegen die Tide an, die immer im Uhrzeigersinn um Island herumläuft. Plötzlich sah ich sowas wie kleine Enten auf hoher See und dachte hier habt ihr doch nichts zu suchen und wollte sie schon retten, erst als immer mehr davon auftauchten erkannte ich das es junge Papageientaucher waren. Wenn sie flüchteten tauchten sie einfach ab oder ruderten wie verrückt mit den Flügeln um sich zu entfernen, da sie noch nicht fliegen konnten.

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Am Morgen rundete ich den Leuchtturm Raudinupur, der auf einen roten Felsen stand und mich an Helgoland erinnerte. In der tiefen Bucht tauchten im Fernglas zwei Inseln auf, die dort laut Seekarte nicht sein sollten und so vermutete ich, dass es sich um grönländisches Packeis handeln musste, was regelmäßig bis dorthin trieb.

Mein Furuno-GPS schien hier auch zu spinnen, da es im Gegensatz zum GPS vom Plotter und vom Laptop alles mit 15 Grad unterschied anzeigte, obwohl ich alle eingegeben Daten mehrfach kontrollierte. Alle Daten liefen aber trotz der Abweichung zusammen. Unerklärlich!

Plötzlich enddeckte ich Wale und Delphine und eine Bande schien gerade das Fell zu jucken oder in Showlaune zu sein. Sie sprangen aus dem Wasser wie Flipper in seinen besten Jahren und machten auch noch Saltos. Die Papageientaucher schien das nicht mehr zu beeindrucken, sie blieben immer in Windrichtung ausgerichtet und bei Annäherung tauchte einer nach dem anderen ab.2013-07-24 001 088 (1280x793)

Als ich den Eyjafjord erreichte kam endlich wieder Wind auf, der Motor ging mir ziemlich auf Gemüt. Schnell waren die Segel gesetzt und die letzten 8 Meilen wurden unter Segel in Angriff genommen. Herrlich glitten wir mit 6 Knoten Fahrt tiefer in den Fjord, passierten einen Felsen mit Leuchtturm und anschließend noch die Insel Hrisey bevor der Hafen von Dalvik vorm Bug auftauchte.

Nach 6 Tagen und 18 Stunden und 780 Meilen erreichte ich nach Alesund in Norwegen den Hafen von Dalvik in Island!               

Island, wir kommen!!! Teil 2

Eine Zeit lang hörte ich mir das an, dann nahm ich die Segel weg und startete den Motor. Die Batterien mussten geladen werden und ich wollte die Heizung starten, um die Kleidung und das Schiffinnere trocken zu bekommen. Die viele Gischt fand irgendwann den Weg ins Innere und die kalten Temperaturen sorgen zusätzlich für Kondenswasser.

Ich haute mich in die Koje und hörte mir einen Filmmitschnitt von Bruno Ganz an, den ich sehr mag und der in mir viele Erinnerungen aus Zeiten in Asien weckte.

Der Barograph stieg und das Hochdruckgebiet kündigte sich an.  Der erhoffte Südwind war ein Südwest, also weiter hoch am Wind, aber das kennen wir ja auch nicht anders. 6 Knoten Fahrt machten wir dennoch immer locker und die stabile Seitenlage ist mir eh angenehmer als die Schaukelei von achtern.

Ich bin immer noch alleine hier draußen, aber keinesfalls einsam. Ich genieße die Zeit und bekomme ausreichend schlaf. Ich brauche mich nur um das Schiff und mich zu kümmern, keine Wacheinteilung regelt den Tag und die Nacht, wenn ich müde bin schlafe ich und wenn ich Hunger habe koche ich. Nun kann ich auch verstehen warum das Buch von Uwe Rötgering „ Die See gehört mir“heißt. 2013-07-24 001 074 (1280x838)

Eisvögel begleiten mich ständig und sind meine stummen Zuschauer. Sie gleiten majestätisch durch die Luft und spielen mit den Wellen. In den Kurven liegen sie wie ein Eisschnellläufer, die Flügelspitze berührt die Wasseroberfläche.

Regelmäßig schalte ich den Plotter ein und sehe plötzlich ein Schiff in weiter Entfernung. Ein Frachter anscheinend auf dem Weg nach Grönland, vielleicht auch Spitzbergen. Kaum ist er nicht mehr Sichtbar auf dem Bildschirm bin ich auch wieder alleine unterwegs.

Nebel packt uns immer wieder innerhalb kürzester Zeit wie in Watte ein und das bei 5-6 bft. Wie ein Geisterschiff brausen wir dadurch und was vor Jahren noch jeden beängstigte hat heute sein Grauen durch die Elektronik verloren. Vorbei sind die Zeiten wo man ständig Schallsignale gegeben hat und die Augen bis über die Schmerzgrenze angestrengt waren.

Am 5. Tag meinte ich schon schemenhaft Land zu enddecken. Ich kochte mir aber erst einmal Reis und gefüllte Paprika, ganz nach unserem Motto „ Schlecht Leben kann man woanders“, als ich kurze Zeit später dann mit Sicherheit rufen konnte „Land in Sicht“, dabei überschritt ich auch den Nordpolarkreis mit einer Breite von 66 Grad und 40 Minuten.

Island, wir kommen!!! Teil 1

Wind und Regen nervten in Alesund, dazu noch der starke Schwell im Hafen, wo der Wind hineinblies und die an- und abfahrenden Fähren für zusätzlichen Wirbel sorgten. In den Regenpausen ging ich spazieren und schaute sehnsüchtig aufs Meer. Ich wollte weiter, hatten sich doch Birgit und Gabi in Island angekündigt.2013-06-29 001 075 (1024x767)

Am 3.Tag lief ich um kurz nach 6 aus. Der Wind schlief noch und es regnete in Strömen. Voller Tatendrang fuhr ich die Wegepunkte ab, bis ich schließlich die Segel setzen konnte. Endlich raus aus den Untiefen und nur noch freies Wasser vor mir. Kaum zogen die Segel uns mit 4 Knoten durchs Wasser setzte bei mir die Entspanntheit ein. Wind, Wasser, Wellen, freier Horizont und keine Hindernisse im Weg lassen das Herz gleich höher schlagen.

Lief es anfänglich noch mit halbem Wind flott dahin drehte er immer weiter nach Westen und nahm stetig zu. Ich fing an zu reffen und bald schoben wir bei 6 Beaufourt mächtig Lage.

2 Tage liefen wir immer zwischen 290 und 320 Grad, der nächste Wegepunkt lag vor der isländischen Küste, 565 Meilen entfernt mit einem Kurs von 304 Grad. Dann drehte der Wind immer mehr auf Nordwest und lag bei 6-7 bft, wie es auch die Wetterprognose vorher gesagt hatte. Dann kamen noch die Fronten mit ihren Böen zwischen 31 und 45 Knoten. Da ich keinen Raum preis geben wollte lief ich nur noch unter stark gereffter Fock weiter hoch am Wind. Wie gerne wäre ich ein paar Grad abgefallen, es hätte das Leben erheblich leichter gemacht.

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Ich fing an zu kreuzen, mal war ich auf Nordkurs Richtung Grönland, dann wieder auf 240 Gradkurs zu den Färöer-Inseln unterwegs. Beides waren nicht meine Ziele, doch so ist Segeln manchmal.

Die Wellen wurden immer höher. Anfänglich lagen sie bei 2 – 3 Meter und wurden dann 4 – 5 Meter hoch und manche lagen vielleicht noch darüber. Es ist immer schwer zu schätzen, doch wenn die Brecher angerollt kamen dünnten sich ihre Kronen aus und weiße Gischt wurde wie fletschend weiße Zähne nach vorne geworfen, als wollten sie sich in den Rumpf der Tara verbeißen. Dort prallten sie ab und zerplatzten in millionen von Wassertropfen die sich über das Deck ergossen.2013-07-24 001 042 (1280x839)

Irgendwann ging ich dann verstärkt auf Kurs zu den Färöer-Inseln, da ich bald die Winddrehung auf Nord erwartete und das Tief damit durchgezogen sein sollte. Dies geschah dann auch und die Windsteueranlage luvte immer schön mit. Von mir aus hätte der Nordwind noch Tage blasen können, doch es ist ja kein Wunschkonzert und so schlief er dann auch bald ein und die Segel fingen nervig an zu schlagen.

Lust und Frust!

Um 5 Uhr morgens verabschiedete ich Marjon am Busbahnhof. Nun war ich alleine, doch frohen Mutes und voller Tatendrang.

Auch wenn es draußen mit 6 Windstärken blies hatte ich die Hoffnung, dass ich in einigen Meilen Entfernung, hoch am Wind segelnd auf Kurs Richtung Island gehen könnte. Ich bereitete das Schiff und mich auf die Überfahrt vor und lief aus. Kaum hatte ich die Hafenausfahrt passiert musste ich feststellen, dass der Wind von Südwest auf West gedreht hatte und plötzlich kamen noch Schauerböen mit 7 Beaufourt hinzu die die Fahrt bremsten. Der Regen peitschte ins Gesicht und nach einer Meile merkte ich, dass ich mich den ganzen Tag zu Tode kreuzen würde ohne wirklichen Raumgewinn. Ich kehrte in den Hafen zurück mit der Erkenntnis, dass ich noch mehr Geduld brauche. Auf See, im freien Raum kann ich hoch am Wind segeln, aber nicht zwischen den norwegischen Untiefen

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Seit 2 Tagen weht es mit 6-7 bft und stündlichen Schauern. Die Hoffnung ist, dass es heute Nacht ruhiger wird und ich morgen früh auslaufen kann und aus dem Frust wieder die Lust wird. Die Überfahrt wird 6 – 8 Tage dauern und dies, wie auch Island ist Neuland.

Die holländische Flagge weht nicht mehr!!!

Sie wehte 2 Wochen unter der Backbordsaling in ihren Farben Rot-Weiß-Blau, die holländische Flagge, als Zeichen das von dort ein lieber Gast an Bord ist. Bei Flaute strahlte sie Ruhe aus, wenn wir mit weniger als einen halben Knoten segelten, bei Sturm zeiget sie seine Richtung an und an geschützten Ankerplätzen wehte sie sanft im Wind.

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Marjon und ich waren im Einklang mit der uns umgebenden Natur. Wir lachten, wir schwiegen, hörten einander zu, wir meditierten und sprachen über die Reise durchs Leben und über die Suche zu uns selbst. Jeder auf eigenen Wegen und doch mit demselben Ziel!

Einhandsegler

Nun ist es bald wieder soweit, Marjon wird nach Holland zurückkehren und ich werde zum Einhandsegler, sowie es geplant war. Doch damit bin ich hier in Norwegen keinesfalls ein Exot, denn nicht nur viele Norweger sind alleine unterwegs, sondern auch Deutsche. So traf ich den 75-jährigen Ernst mit seiner Hallberg Rassy 31, der nun schon das 10-mal in Norwegen unterwegs ist. Seine Frau besucht ihn nur für 3 Wochen und so erging es auch einen anderen Segler mit einer HR 35, dessen Frau nach Trondheim kommt.

Die große Überraschung erlebte ich als ich im Hafen von Bergen lag. Ich saß unten im Schiff, als plötzlich die Tara verdunkelt wurde und ich schlagende Fallen hörte. Ich sprang auf, schob das Schiebeluk auf und dachte „Shit, kein Feierabend“. Eine junge Frau holte gekonnt die Segel ein um dann noch mit der Restfahrt bei mir anzulegen. Sportlich dachte ich erschrocken und übernahm die Festmacher und hängte gleich meine Fender höher. Doch Susanne hatte alles im Griff und meinte fröhlich, „ Haste Lust auf ein Bier“! Natürlich, das lasse ich mir natürlich nicht entgehen und fünf Minuten später saß sie biertrinkend bei mir an Bord.

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Sie macht als Lehrerin ein Sabbatjahr, ist erst einmal als Crew über den Atlantik gesegelt und nun mit ihrem 26-Fußschiff seit April alleine unterwegs. Es wurde ein langer Abend und ich übergab ihr noch mein Handbuch mit den tollen Ankerplätzen und von ihr bekam ich noch 2 Seekarten die mir fehlten, damit wir einen Grund haben uns im November zu treffen. Susanne hat auch eine sehr gute Internetseite. http://sysieben.wordpress.com

Strandleben in Kvansoya

Kvansoya sah eigentlich langweilig aus, ein künstlicher, kleiner Fährhafen, Lager- und Produktionshallen und ein einziger Tante-Emmaladen, so wie es auch das Hafenhandbuch beschrieben hat. Doch kaum schien die Sonne machten wir uns auf dieses Fleckchen Erde zu bestaunen und sahen gleich hinter der Hafenmauer einen kleinen weißen Strand. Wir beschlossen ihn später zu besuchen. Es ging natürlich erst einmal bergauf durch die gepflegten Wohngebiete, wo am Sonntag noch die Autos gewaschen werden.

Hinter dem Sportplatz bestaunten wir die Vielfältigkeit der Landschaft. Zur linken Seite lag ein frisch gemähtes Feld, was sich rund über einen Hügel zog und zur rechten Seite erfreuten grünsaftige Wälder mit felsigem Hintergrund das Auge. Kaum hatten wir den steilen Aufstieg erreicht erblickten wir das sturmgepeitschte Stattlandet und die Kvansoya vorgelagerten Inseln und Untiefen die wir kurz vorher noch umsegelten.

Zurück an Bord, nach Kaffee und Kuchen, machten wir uns mutig auf dem sehr kurzen Weg zum Strand.  Die Sonne schien und wir waren auf der Leeseite der Hafenmole, die Kleidung fiel und wir standen in Badekleidung knöcheltief im Wasser. Der beherzte Sprung ins verlockende türkisfarbene Wasser wurde jäh gestoppt. Eisigkalt erstarrten erst die Füße und dann der Mut. 10 Grad kaltes Wasser ist höchstens nach der Sauna gesund und so versank Marjon als Sonnenanbeterin in Meditationsstarre auf einen Stein während ich mich gymnastischen Übungen hingab, um die verbliebene Muskulatur nicht ganz verkümmern zu lassen.

Stattlandet – das Kap Hoorn Norwegens!

Wir lagen unerwartet in Silda, einer kleinen Insel vor Stattlandet und genossen die Insel in vollen Zügen, trotz der immer wiederkehrenden Regenschauer und des pfeifenden Windes. Der Wetterbericht verhießt nichts Gutes  und wir blieben einen Tag länger, was aber auch nichts machte. Der Wind hatte uns nämlich hierher geweht, denn einen geplanten Ankerplatz ließen wir aus, da vom Hornelen, der höchsten Klippe Nordeuropas mit 889 m Höhe, die Fallböen auf uns herunterschossen.

Silda ist ein guter Startplatz um Stattlandet zu runden, das berühmt berüchtigte Kap Norwegens, an dem es immer Wellen gibt und der Wind zum Pfeifen eingeladen wird. Wie berüchtigt das Kap ist zeigen die Vorkehrungen und die Überlegungen. Für kleine Schiffe gibt es einen Begleitservice, bei dem das Kap im Konvoi gerundet wird und weiter wird überlegt, ob man nicht einen Tunnel durch den Berg bohrt, der dann auch so hoch sein soll, das Segelyachten mit ihren Masten dadurch kommen.

Als wir morgens die Leinen lösten waren 4 Windstärken aus Südwest angesagt. Wir verließen den Hafen um dann schnell mit Großsegel und Genua das Kap zu erreichen. Plötzlich brieste  es ordentlich auf und wir schießen mit 7,5 Knoten durch die Wellen. Das Groß wurde weggenommen, denn die Wellenkämme verhießen heftige Böen. Am Kap angekommen ließ der Wind plötzlich nach und wir dümpelten bei 3 Knoten Fahrt in der alten aufgewühlten See. Ein Schlagen und Knallen, das nicht auszuhalten war. Wir nahmen die Segel weg und schmießen die eiserne Genua, unseren Motor an, um vor dem Wind Richtung Norden weiter zu fahren

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Es schaukelte und geigte mächtig und auch die Berufschiffe stampften durch die aufgewühlte See. Als wir das Kap rundeten fielen die Fallböen mit 7 bis 8 und auch 9 Windstärken über uns her. Der Wind packte uns von der Seite oder achterlicher als querab und schiebte uns weiter. Am östlichen Kap drehten wir dann weiter mit dem Bug zum Wind und ich erhöhte die Drehzahl des Motors um uns durch die kurzen Wellen zu drücken. Erst nach einer weiteren Kursänderung nordwärts setzten wir wieder die Genua und liefen gerefft bis zur Insel Kvansoya, wo das Anlegemanöver bei 6 Beaufort in der äußersten Ecke zum nächsten Nervenkitzel wurde.

Wie war das noch mit dem Feierabend?

Man könnte anscheinend meinen das Menschen die auf dem Boot leben und umher segeln dies tun weil sie sich vor der Arbeit drücken wollen und so meinte dann auch mein Freund Christian zu mir: Nun kannst du jeden Morgen das Schiebelug vom Niedergang aufreißen und hinausschreien „Feierabend“ !

Tue ich mittlerweile, doch es hilft alles nicht, denn wenn ich nicht morgens wie alle anderen nach dem Frühstück das Schiff aufräume kann ich auch nicht lossegeln, da sonst alles durch die Gegend fliegen würde und noch mehr Arbeit machen würde. Vor dem Auslaufen checke ich noch mal den Motorraum. Alles muss okay sein, Ölstand, Kühlwasser, die Dieselfilter werden auf Dichtigkeit geprüft und ob sich dort kein Wasser im Abscheider aufhält. Vor dem Ablegen werden noch mal die Wetterdaten reingeholt, die Instrumente angebracht und eingeschaltet, Alles ist bereit zum Auslaufen. Die Spannung steigt, der Adrenalinspiegel geht immer noch hoch, wie ist der Wind, könnte er mich auf das andere Schiff drücken, Hafenkino am Morgen, das könnte den anderen so passen. Doch bitte ohne mich.

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Das Ablegen klappt meist sauber, doch was ist das? Die 7 Fender müssen alle von der Reling demontiert und achtern verzurrt werden und die 4 Festmacher aufgeschossen und verstaut werden.

Die Navigation durch die Schären muss immer geprüft werden und ich hoffe dann, dass ich am Vorabend, nach dem Anlegen im Hafen oder vor Anker, nach dem Abendessenkochen und spülen, nasse Sachen verstauen und so weiter beim anschließenden bierlosen sitzen in der Navigationsecke keine Fehler bei dem 2-stündigen Konzentrationsmarthon gemacht habe.

Samstage und Sonntage kennen wir selten und am nächsten Morgen geht es wieder los mit dem Schiebelug aufreißen – und dann?  Feierabend?