Auf zu den Kap Verden

1. Tag

Dienstag, 29.10.2014

Gestern bin ich gegen 1330 aus Restinga auf El Hierro ausgelaufen. Von El Hierro habe ich leider nicht viel gesehen, wobei anscheinend auch soviel nicht los ist. Man kann durch die Lavalandschaft wandern, doch in der Hitze ist das auch sehr anstrengend. Die Termine verpflichten eben und so lief ich aus in der Hoffnung auf Wind der mich zu den Kap Verden bringen sollte. Das GPS zeigte mein Zielort in 710 Seemeilen Entfernung an und ich rechne mit ca. 7 Tagen, da der Wind eher schwach sein soll.

Ja, der Wind ist immer so ein Thema. Auch vor der Hafenmole, wo ich direkt die Segel setzte und den Motor ausschaltete. Die schwachen Winden machten die Tara dann auch gleich zum Spielball ihrer Launen und die der Wellen. Mit 90 Grad zum Sollkurs ging es los, direkt Richtung Außenriff von Restinga. Ich holte die Segel dichter und es gelang mir mehr Höhe zu laufen, dazu kam noch eine kleine Winddrehung. Ich war noch zu sehr in der Abdeckung von El Hierro, doch bereit auch bei 2 bis 3 Knoten Fahrt mich freizukreuzen. Etwas weiter draußen kam dann auch noch ein Forschungsschiff auf meinen Kurs, doch ich war überzeugt, dass der Kapitän die Vorfahrtsregeln kannte. Nach dem er durch war ging ich auf dem anderen Bug, doch die schwachen umlaufenden Winde trieben mich eher nach Norden als nach Süden, wo die Kap Verden liegen.

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Schweren Herzens macht ich den Motor an um aus der Abdeckung von El Hierro zu gelangen. Plötzlich sah ich einen Mast aus Süden auf mich zukommen. Es musste eines der drei französischen Schiffe sein, die am Morgen ausgelaufen waren. Ich fuhr auf Rufweite an das 9-Meter Schiff heran und fragte, ob er ein Problem habe. Nein meinte er, doch der Wind wäre draußen zu stark und die Wellen zu hoch.

Unvorstellbar dachte ich mir und mir fiel ein, wie ich diesem Päarchen mit dem Hund am Morgen beim ablegen geholfen hatte. Sie standen dabei schon unter Stress, da ein anderer Franzose schon 30 m an ihnen vorbei war und der nächste dabei war seine Leinen zu lösen. Man merkte ihnen die Hoffnung an in unmittelbarer Nähe der anderen bleiben zu können, doch das funktioniert nicht auf See. Auch wenn die anderen nur zwischen 10 und 12 m Länge hatten würden sie dem kleineren schnell weg segeln. Die Länge läuft nun mal.

Ich richtete meine Augen auf dem Horizont und telefonierte dabei noch mal mit Birgit. In der Ferne konnte ich eine weiße See erkennen. Der erhoffte Wind für mich, da er aus der Abdeckung von El Hierro lag.

Kaum hatte ich ihn erreicht rollte ich die Genua wieder aus und es ging mit 7 Knoten Fahrt bei halben Wind auf Kurs 204 Grad dem Ziel entgegen. Wenn der Wind so bliebe wäre ich in 4 Tagen in Sal, auf den Kap Verden. Doch mir war bewußt, das es so nicht bleiben sollte, doch ich genoss die Fahrt, reffte das Groß und beobachtete die See.

Sie war dem Wind angepasst kurz und ruppig, doch nicht hoch, vielleicht einen Meter. Wer da keine traute hat zu segeln wird grundsätzlich auf dem Atlantik Schwierigkeiten haben, vorallem wenn man eine Überfahrt von ca. 7 bis 8 Tagen entgegen sieht.

Gegen Abend wurde der Wind etwas ruhiger und ich war froh so gut voran gekommen zu sein. Und so ging es in meine erste Nacht hinein.

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Auf zu den Kap Verden! 2. Tag

Was für eine Nacht. Der Viertelmond beleuchtete die See und achteraus lagen die Lichter von El Hierro. Da hörte dann aber auch schon die Romantik fast auf. Mit 2 Knoten Fahrt ging es durch die Nacht und der Wind flaute noch mehr ab. Ich war mutterseelenallein, kein Schiff zu erkennen und auch auf dem AIS war nichts und niemand zu sehen. Komisch, dachte ich mir und über prüfte das AIS und alle seine Verbindungen. Das Gerät zeigte an das es sendet, doch weder auf dem Plotter noch auf dem Laptop war was zu erkennen. Im Hafen von Restinga sah ich die Dampfer bis zu 600 Meilen entfernt an der afrikanischen Küste entlang fahren, doch hier draußen funktionierte die Relaisstationen wohl nicht. Da ich auch selber nur mit 12 Volt und 25 Watt sende und empfange reichte auf dem Weg zu den Kap Verden, wo wohl auch keine direkte Schiffslinie von El Hierro aus hinführt, die Leistung nicht aus. D.h. das ich wohl nur Schiffe sehe die weniger als 50 Meilen an mich heran kommen.

Wie auch immer, Tara wurde in der Nacht zum Schaukelpferd, die Segel hatten nicht die stützende Kraft, flappten schlagend hin und her, während die Wellen unters Schiff durch liefen und Instabilität erzeugten.

Genervt reffte ich die Segel und hatte Angst das sie aus den Lieken fliegen. Ich legte mich wieder hin und schlief nach Überprüfung von Radar und AIS das mir suggerierte auch wirklich alleine zu sein. Den Motor wollte ich auf der Fahrt nicht mehr einschalten.

Beim Morgengrauen sah ich das wir wieder zurück nach El Hierro trieben und schon 2 Meilen verloren hatten. Wat ´nen drit! Ich fuhr eine Wende bei 2 Knoten Wind, was dauerte und dann packte die Windsteueranlage es nicht mehr. Ich entschloss mich erst einmal zu frühstücken. Dann gab ich doch auf und entschloss mich den Wind weiter südlich zu suchen und den Motor zu starten, die Batterien zu laden und den Kühlschrank herunter zu kühlen. Man findet immer eine Entschuldigung den Motor doch zu starten.

Sorry, liebe Freunde!

Es tut mir leid, dass ich mich lange nicht mehr gemeldet habe, ich hoffe ich werde mich wieder bessern. Ein Spaßvogel, der sich Freund nennt hat mal gesagt, „ Wenn du unterwegs bist, dann kannst du jeden morgen dein Schiebeluke auf machen und hinaus schreien „Feierabend!“

Wenn der liebe Jung wüsste! So romantisch ist das manchmal gar nicht wenn man auf dem Boot lebt, denn man hat auch so seine lieben Schwierigkeiten und Sorgen, auch wenn sie etwas anders daher kommen.

Das man sein Schiff um die Welt repariert und das auch noch an den schönsten Plätzen, wo einem dann die Zeit geraubt wird wegen der Organisiererei der Ersatzteile und dann auch noch des Einbaus, wobei hier im Ausland alles mindestens 3-mal so lange dauert wie zu Hause, ist bekannt. Die Hoffnung ist groß, das es einen selber nicht trifft, doch die Realität sieht anders aus.

So versagte mein 3 Jahre altes Getriebe seinen zuverlässigen Dienst und wollte nur noch stark zeitverzögert arbeiten. Das steht dem deutschen Getriebe nach nur 3 Jahren Dienst nicht zu, wäre es aus Griechenland könnte ich es entschuldigen. So musste es generalüberholt werden, was an nerven und auch am eingeschränkten Geldbeute zerrt.

Andere Teile werden bestellt unter anbieten von Vorauszahlungen, die vertrauenswürdiger weise abgelehnt werden, daraufhin telefoniert man noch mehrfach mit den Leuten ob auch schon alles klar gegangen sei und dann kommt man nach 2 Wochen zurück und es ist nichts bestellt worden.

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Das man natürlich dabei bleibt bis die wichtigen Teile dann auch telefonisch bestellt werden, ist selbstredend. Das dann das Versprechen, das die Teile noch am Nachmittag da sind nicht eingehalten wird ist auch spanisch normal. Vielleicht liegt es dann auch wieder an einem selber. Hätte ich vielleicht genauer fragen sollen an welchen Nachmittag der Woche er meinte?

Wie auch immer, es ist oft schwierig in Spanien sein Geld los zu werden. Sullt sich da jemand in der Krise nach dem Motto „ Hurra wir haben was zu Bieten?“ Aus halbvollen Häfen wird man nach einer 2-tägigen Überfahrt von Marokko wieder raus geschickt, weil man von unterwegs keine Email nach Madrid geschickt hat mit der Bitte um Einlas (La Graciosa). Andere Hafenmeister, die beim Einlaufen nicht zugegen waren brechen in Panik aus weil angebaut wird und er deshalb den Hafen als gesperrt erklärt hat. 7 Stunden weiter, im Hafen von Morro Jable auch auf Fuerteventura, fuhr ich bei starken Fallböen, eine Stunde im Hafen umher und wurde von allen Plätzen wieder davon gejagt. Auch da gab es keinen Hafenmeister den man ansprechen konnte, damit der seinen Verdienst rechtfertigen könnte.

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Wutentbrannt sagte ich denen was sie mich mal könnten, verließ den Hafen und segelte die Nacht durch nach Las Palmas auf Gran Canaria. Dort im Hafen wagte der Hafenmeister mir zu sagen, dass er mir keinen Platz garantieren könnte, da in 2 Monaten die ARC (Atlantikregatta für Fahrtenyachten) startet. Dem Hafenmeister habe ich daraufhin lächelnd aber bestimmt gedroht, dass schlimme Sachen passieren werden, falls er versuchen wollte mich wegschicken. Die Nummer hatte gewirkt und ich bekam einen guten Platz neben einigen leeren zugewiesen.

Das die ARC bevorzugt behandelt wird ist okay, da die Yachten 10 Tage vor dem Start alle im Hafen fest gebucht sind, doch das man über 2 Monate vorher schon alle anderen zahlenden Yachties beschränkt ist nicht zu verstehen. Wenn bei uns ein Komiker wie Otto (Walkes) auftritt werden die Hallen auch nicht Monate vorher gesperrt.

Es gibt noch viele andere schwierige Themen wie Kranken.- oder Yachtversicherung, die einem die Zeit stehlen. Da möchten sie z. B. ein Gutachten haben, was man ja auf den Kap Verden an jeder Ecke bekommt, doch die Gültigkeit ist anzuzweifeln.

Wie auch immer, uns geht es gut, doch Feierabend ist nicht wirklich in Sicht.

La Graciosa – die Malerische!!!

Wir liegen wieder vor La Graciosa. Der Anker liegt in 10 m Wassertiefe und lässt sich selbst von Bord im glasklaren Wasser bestaunen, während die Fische des Skippers neuen Stolz umschwimmen, in der Hoffnung, das an dem neuen Eisen schnell etwas Essbares wächst. Leider bleibt das Eisen nur für ein paar Tage auf dem Grund, da auch hier wieder die Zeit verplant ist. Doch wir genießen die Zeit, die wieder nur so dahineilt. Schwimmen und tauchen ist hier angesagt, d.h. Birgit macht ihre Wassergymnastik während sich der Skipper ums Unterwasserschiff und seine Anhängsel kümmert, wie Propeller und Opferanoden oder mal wieder die Borddurchlässe von den hartnäckigen Miesmuscheln befreit. Diese Meeresfrüchte hängen besonders gerne in unseren Lenzrohrdurchlässen und der Skipper muss mit den Fingern in diesen engen Löchern puhlen um sie zu lösen. Wenn sie im Wasser nach unten taumeln kommen die Fische und verschlingen sie komplett mit der Schale. Wohl bekomms!!!

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La Graciosa ist ein Naturreservat und Bestandteil des Chinijo-Archipels und wird wegen seiner spektakulären Landschaften bewundert. Schöne, teils gefährliche Strände muss man sich hier erwandern. Die Pfade führen bergauf und bergab durch eine trockene schattenarme Landschaft, wo spärliche Vegetation es schwer hat zu überleben und doch hat diese Insel etwas malerisches, einzigartiges. So z. B. auch der Ankerplatz, der der schönste der ganzen Kanaren sein soll. Das glauben wir gerne, denn die Farben sind teilweise wie dahin gegossen. Und wenn uns dann die leichte Dünung unter dem sternklaren Himmel in den Schlaf wiegt, dann tut das Fernweh gar nicht mehr so weh. Süße Träume!!!DSC_0017

Mit gebremstem Schaum!!!

Früh am Morgen, kurz nach Sonnenaufgang verließ ich den Hafen in Essaouira. Das Wetter war nicht gut vorhergesagt. Seit Tagen war es schon am Blasen. Essaouira ist die Stadt des Windes und macht diesem bei Skythern und Surfern berühmten Ort alle Ehre.

Den Papierkram hatte ich schon einen Tag vorher erledigt. Bei der Küstenwache wurde mir schnell eine gute Reise gewünscht, da man lieber lauthals miteinander diskutierte. Die Polizei stellte den Ausreisestempel einen Tag vor, damit ich selber frei entscheiden konnte wann ich auslaufen wollte und der Hafenmeister, der extra für mich an seinem freien Tag ins Büro kam erließ mir die Hafengebühr für die letzte Nacht (25 Euro) und überreichte mir noch eine Kappe und ein T-Shirt als Abschiedsgeschenk.

Das Meer empfing uns mit einer steifen Brise und ordentlichem Wellengang. Dies ist Spielwetter für die Tara und die Aries-Windsteueranlage steuert sie dabei so perfekt, dass es ein Genuss ist ihr dabei zuzuschauen. Der Seegang hatte sich bei 25 bis 35 Knoten Wind seit Tagen aufgebaut. Vor der Küste kam mir noch ein großer Fischer entgegen, dann war ich alleine in der Weite des Meeres. Bei anfänglich halbem Wind segelten wir nur mit der stark gerefften Genua mit 6,5 Knoten. Das war viel zu schnell, da ich nicht nachts in die Meerenge zwischen Lanzarote und La Graciosa einlaufen wollte. Ich musste die Fahrt reduzieren, doch Tara schien das nicht zu gefallen. Selbst als nur noch 4 Quadratmeter Genua sie vorantrieben segelte sie fast 6 Knoten im Schnitt. Der Wind spielte auch gegen meine Zeitplanung und blies zeitweise mit 40 Knoten. 35 Knoten waren angesagt, doch die hatte ich auf beiden unabhängigen Windmessern, dazu kam dann noch die eigene Geschwindigkeit von 5 bis 6 Knoten Fahrt bei Raumschotskurs.

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Es ist schon ein Witz, dass man auf einer Strecke von 240 Meilen so passiv segeln musste, das es bei dem Seegang von 2,5 bis 4 Metern schon fast wieder unangenehm von den Schiffsbewegungen wurde. Ich überlegte, ob ich vielleicht 30 Meilen vor der Küste von Lanzarote beidrehen sollte, doch in den Nächten schaffte ich es die Fahrt auf 4 Knoten zu reduzieren. Ich hielt mein Schlafrhythmus von 20 bis 30 Minuten ein und hielt mit Hilfe von Radar und AIS (Automatisches Identifizierungssystem) Ausschau nach anderen Schiffen.

Vor der 2. Nacht überraschte mich ein Funkspruch eines anderen deutschen Seglers. Sie segelten 3 Meilen nördlich von mir, hatten aber kein AIS eingeschaltet. Sauhund dachte ich, dass es so was heute noch gibt (AIS ist unteranderem keine Vorschrift für Sportschiffer und Fischer). Das heißt, schlaftrunkenes Auge sei weiter wachsam.

Gegen 9 Uhr des 3. Tages und nach 250 gesegelten Meilen liefen wir dann in die Meerenge von La Graciosa ein und steuerten direkt den Hafen La Sociedad an.

Marokko – Top!!!

Was bin ich froh in Marokko gewesen zu sein. Fast 4 Wochen war ich dort und damit länger als der Durchschnittsurlauber und was bin ich froh das ich nicht auf die Falschaussagen der Bedenkenträger gehört habe, die von Piraterie, Korruption und Taschendieben gesprochen haben. Um es auch mal wieder vorwegzunehmen, das sind dann auch immer Menschen, die selber nicht aus den Puschen kommen und sich nur in ihrem kleinen Kreisen bewegen, da sie von anderen gehört haben, dass die wieder gehört haben, das andere von den anderen usw.

Was Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Sicherheit angeht kann ich nur die volle Punktzahl geben. Die Behörden arbeiten so korrekt wie dass auch keine deutsche Behörde anders könnte. Als ich mich mit einem ranghohen Polizisten unterhielt hat er nur sehr entspannt den Kopf geschüttelt und meinte, dass alles sehr ruhig wäre und auch das ist von vielen wieder bestätigt worden. Wenn Kinder nachts um 12 Uhr auf den Straßen spielen, kann ein Land nicht besonders gefährlich sein.

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Die Freundlichkeit der Menschen verdient ein hohes Maß an Respekt. Nach so vielen Reisen muss ich sie mit ganz oben bei den freundlichsten Menschen einreihen und auch was Ehrlichkeit betrifft habe ich mich nie übervorteilt gesehen. Auch die Einheimischen handeln kaum in den Märkten. Die Obst-und Gemüsepreise stehen ziemlich fest und selbst beim Souvenirhändler wird kaum gehandelt. Wenn man bedenkt, dass jeder Händler bei den vielen Geschäften mit den Überangeboten auch noch Miete, Strom und 20 % Mehrwertsteuer bezahlen muss und das dann auch noch was zum Leben überbleiben soll, dann ist es fast schon Unsittlich selber wie ein Berber zu versuchen zu handeln. Bei großen und teuren Anschaffungen ist sicher was drin, doch damit ist es auch nicht anders als bei uns.

Das einzige was mir negativ aufgefallen ist war die Sauberkeit. Es liegt schon manchmal viel Müll in den Gassen und es wird auch viel achtlos weggeworfen. Auch das z.B. Brot von jedem mit den Händen zum Prüfen angefasst werden darf ist gewöhnungsbedürftig, doch auch manch deutscher Bäcker leckt sich vorher an den Fingern bevor er die Brötchen in die Tüte packt.

Die für uns doch fremde Kultur eines islamischen Landes, was dann doch gleichzeitig so modern daherkommt wie Marokko, wo der Muezzin 5-mal täglich zum Gebet ruft und die jungen Frauen so modern herumlaufen wie bei uns, hatte seinen ganz besonderen Reiz auf mich. Wenn man dann um die Welt segelt muss man sich fragen, wie oft kommt einem auf seiner Reise so ein Land noch entgegen und dann kommt man schnell zu dem Schluss, dass es ein einzigartiges Erlebnis war und man sich glücklich schätzen darf dieses erlebt und genossen zu haben. Meinen herzlichsten Dank den marokkanischen Menschen die mir die Zeit so angenehm vertrieben haben.

Versegelt ???

Als Navigator zu Lande habe ich ja nicht immer den besten Ruf, doch soll ich mir das Negativimage auch noch zu Wasser aufbürden? Tara ist in Rimini angekommen, also Italien – glaube ich! Nur warum tragen die Italienerinnen Kopftücher? Haben sie Berlusconi, den Nimmersatt über und sind zum Islam konvertiert?

Rabat hatte mich fast 3 Wochen in ihrem Bann gezogen, wobei ich fast nur auf der Nordseite, also in Salé unterwegs war. In den Souks war ich fast ausschließlich der einzige Tourist und irgendwann hatte man sich in dem eher konservativen Teil Rabats an mich gewöhnt und ich wurde mit Handschlag begrüßt. Bei den Händlern konnte mir immer das schönste Obst und Gemüse aussuchen und beim Bäcker achtete man darauf das mein Brot nicht von jedem vorher angegrapscht wurde. Selbst nachts um 3 Uhr waren die Straßen sehr sicher, die Menschen waren sehr freundlich und zurückhaltend. Ich schreibe hier von der marokkanische Hauptstadt, die aber eher wie eine Provinzstadt daher kommt, also sagen wir mal Bonn.

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Von ihr aus glaubte ich in südlicher Richtung nach Essaouira zu segeln, was 230 Meilen entfernt liegt. Die Elektronik spinnt hier in der Gegend ab und zu ein bisschen, so fallen vor den Häfen schon mal GPS und Echolot aus oder unsere Systeme flackern, als ob zu viel elektronische Spannung zur Überwachung in der Luft liegt.

Wie auch immer, ich segelte einen Vorwindkurs durch bewegter See mit einer kräftigen Brise im Nacken, die Sonne morgens an Backbord und den Sonnenuntergang an Steuerbord, als ich nach 48 Stunden in Rimini / Essaouira einlief. Der Hafen war eng wie ein neuer Schuh, vollgepackt mit Fischerboote, da der Hafen für Yachten nicht vorgesehen ist. Nach dem Behördengang, also Zoll, Polizei und Hafenmeister machte ich mich auf dem Weg in den Ort. Ein Kulturschock durchzog mich, zehntausende Touristen aller Couleur durchströmten die Souks, wo alles angeboten wurde was Urlauber anscheinend gerne haben. Überall wurde begutachtet, diskutiert und gefeilscht, wie auf den Basaren üblich, wobei die Marokkaner ihrer netten Art treu geblieben sind.

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Ich verzog mich schnell in die hinteren Gassen, wo der Wind seit hunderten von Jahren durch pfeift und die Zeit stehen geblieben scheint. Hier spielen die Kinder und gehen die älteren, verschleierten Frauen ihrer täglichen Arbeit nach. Hier wird noch der Teig für das eigene Brot selber geknetet und dann anschließend zum Bäcker in die Backstube gebracht und später abgeholt und beim Kleinhändler kann man noch die Zigaretten einzeln kaufen, genauso wie den offenen Couscous und das Kaugummi.

Wieder auf der Tara überprüfte ich die Navigation. Trotz eines teilweisen Ausfall der Elektronik scheine ich Essaouira, die Stadt der Winde getroffen zu haben. Ob Zufall oder nicht, sei dahingestellt, doch ab und zu sollte man vielleicht seinen schlechten Image Treue bleiben, damit andere sich weiter bestätigt wissen und man selber nicht von der Vielfalt des Landes geschockt wird.

Das Zuckerfest beginnt…

… der Ramadan endet!

Der Ramadan ist zu Ende, dass Zuckerfest hat begonnen. D.h. das die Menschen im allgemeinen den Tag der Familie widmen, man sich schön kleidet und sich gegenseitig besucht, beschenkt und sich gegenseitig mit den besten Wünschen versieht. Er ist vergleichbar mit unserem Weihnachtsfest.

Im Monat Ramadan wurde der Koran auf die Erde herab gesandt und in diesem Monat soll man fasten, wobei es Ausnahmen gibt für Kinder, Alte, Kranke, Menschen die schwer arbeiten oder sich auf ihrer Arbeit konzentrieren müssen oder Reisende.

Der Islamische Kalender orientiert sich an den Mond und nicht an der Sonne, so verschiebt sich der Ramadan jährlich um 11 Tage nach vorne, so dass er nach 33 Jahren einmal alle Jahreszeiten erlebt hat.

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Im Monat Ramadan darf nur in der Zeit vom Sonnenuntergang bis -aufgang gegessen werden. Es wird viel mehr Nahrungsmittel eingekauft und viel mehr weggeworfen als in anderen Monaten. Da auch sehr fett und sehr süß gegessen wird ist es auch nicht sehr gesund, selbst das trinken von Wasser tagsüber ist untersagt.

Auch gibt es viel mehr Bettler die dies ausnutzen und auf ihre vermeintliche Hilfsbedürftigkeit hinweisen wollen. So verstärken manchen Ländern auch die Einreisekontrollen, um solchen Leuten das hausieren zu erschweren.

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Das Lügen, Lästern und das Streiten ist eigentlich untersagt, doch auch hier ist gelegentlich das Temperament größer als die religiöse Besinnlichkeit, damit ist es nicht viel anders als in südamerikanischen Großstädten, wo die Verbrechensrate zu Weihnachten bis zum Dreifachen ansteigt.

Wie groß die Religiosität hier in Marokko tatsächlich ist kann ich nicht sagen, sicher ist es in den Großstädten liberaler als in den Dörfern auf dem Land und auch der König ist für ein sehr modernes offenes Land und fördert das immer zu.

Ich genieße diese andere Kultur und beobachte auch viele Gemeinsamkeiten und würde mir auch bei uns wünschen, dass man Fremden ein bisschen mehr Achtung schenken würde.

Fast wie damals …

… aus „Tausend und eine Nacht!!! Als ich in Rabat ankam schnappte ich mir mein Fahrrad, um mir erst einmal eine Übersicht der Stadt zu erradeln, doch schnell endete ich in den schmalen Gassen der Märkte, den sogenannten Souks. Immer tiefer schob ich mich hinein in eine fremde orientalische Welt. Während am Anfang noch die billig Importe aus China in ihrer bunten Plastikvielfalt ausgebreitet vor meinen Füssen lagen kam ich schnell zu den Klamotten.- und Schuhverkäufern, die lauthals ihre Waren feilboten. Selber saßen sie inmitten ihrer Waren bequem in ihren Kaftans, als plötzlich ein Tumult losging. Ein großer schlanker Berber rastete mit einem Messer bewaffnet aus. Fast schon entmenscht, kurz vor platzen der Halsschlagader schrie er herum und lief nur auf seinen vermeintlichen Kontrahenten fixiert in dessen Richtung. Einige Menschen liefen auseinander, andere schnappten sich den Kollegen und hielten ihn fest und schnell wurde auch das Messer nach hinten durchgereicht. Der Ausgerastete schrie weiter während sich das vermeintliche Opfer gegen den Schreienden wehren wollte. Auch der wurde dann weggeschoben und die Situation beruhigte sich so schnell wie sie auch entstanden war. Vielleicht hatte man beide darauf aufmerksam gemacht das Ramadan ist und in dieser Zeit nicht gestritten, gelästert oder gelogen werden sollte.

Ich unterstelle den Arabern auch gerne eine gewisse Theatralik mit Hang zur Selbstdarstellung und schon während ich dies alles beobachtete, hatte ich das Gefühl, dass der „Angreifer“ auch durch seine Lautstärke darum bat, das man ihn festhalten solle, damit er sein Gesicht nicht verliert. Vielleicht ist auch der Ramadan daran schult das man schneller erregt ist, denn die Moslems essen und trinken vom Sonnenaufgang bis -untergang nichts, manche wirken auch recht gequält aus.

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Wie alle setzte ich meinen Weg fort und und gelangte zum Obstmarkt, wo orientalische Feigen und Datteln frisch oder auch getrocknet angeboten wurden. Die Vielfalt in den Souks ist erstaunlich groß, das meiste ist einheimische Ware, aber auch importierte Äpfel und Bananen wurden angeboten. Bei den Gewürzhändlern lag ein süßlich herber Geruch in der Luft und die Vielzahl an verschiedenen Sorten von Gewürzen und deren Farben ließen mich erstaunen. Die Preise waren pro Kilo angegeben und man konnte erahnen das die orientalische Küche sehr gut und schmackhaft gewürzt ist.

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Die Gassen der Fleischer war da doch schon etwas gewöhnungsbedürftiger. Lebende Hühner saßen auf dem Boden und wenn man sich für eins entschieden hatte wurde es auch gleich frisch geschlachtet. Auch die Schafköpfe sahen gewöhnungsbedürftig aus, ob man davon noch eine leckere Suppe kocht, genauso wie von den Hufen? Ich weiß es nicht. Ich versuchte mich in den engen Gassen zu orientieren, doch man muss wohl hier geboren sein um sich dort nicht zu verlaufen. Ich suchte regelmäßig nach der Sonne oder deren Licht, da ich wusste dass der Bouregreg im Süden lag. In meiner Begeisterung für die Souks hätte ich noch Stundenlang dort laufen können. Als einziger Ausländer wurde ich geachtet und nicht ein einziges mal angesprochen, bis auf wohlwollendes nicken und grüßen, ob von Männern oder Frauen konnte ich mir unbehelligt alles ansehen. Für diese Momente reise ich und ich bin froh, dass ich meinen eigenen Weg gehe, der auch weiterhin abseits der ausgetrampelten Pfade verlaufen soll.

Tara in Marokko!!!

Nach der gewonnen Fußballweltmeisterschaft gab es keine Argumente mehr um länger in Culatra zu bleiben. Für viele ist es der schönste Platz der Welt, doch mich treiben andere Ideen voran. Der Anker ging bei ruhigem Wetter auf und für die Überfahrt brauchte ich 2 Tage, ein guter gleichmäßiger Wind trieb die Tara vor sich her. Viele Berufsschiffe kreuzten den Weg. Sie waren auf dem Weg nach Gibraltar oder kamen von dort, um sich zu trennen, die einen nordwärts nach Europa, die anderen nach Westen und damit nach Amerika oder in den Süden entlang der afrikanischen Küste.

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Ich bin nun in Rabat, der Hauptstadt von Marokko. Vor dem Hafen habe ich die Marina angefunkt und man hat mir ein Begleitboot herausgeschickt, welches mich den Bouregreg herauf begleitet hat. Ich musste bei der Hafenbehörde anlegen, die Tür an Tür mit der Polizei und dem Zoll sich das Gebäude teilen. Da ich kein Französisch spreche wurde mir beim Ausfüllen der Papiere geholfen und dann kam aus jeder Türe ein uniformierter Herr und wollte mit mir zum Schiff gehen.

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Der vom Zoll schaute oberflächlich in die Schränke und unter den Polstern und im Achterschiff nach. Der Polizist beobachtete alles und stand den anderen im Weg, während der Herr von der Hafenbehörde den heißen Motor sehen wollte. Ob er dachte das ich vielleicht in dem engen Motorraum noch ein paar kleine Motoren schmuggle oder ein paar Portugiesen dort verstecke die Asyl beantragen wollen? Ich legte brav meinen heißen Motor frei, den Aufwand dabei hat er nicht erwartet und die Frage wird sicher manch einem Segler erspart bleiben. Neben einen Comfortsitz befreite ich noch den Cockpittisch aus seiner Halterung und baute damit im Salon den Zollbeamten die Backbordschränke zu, die Treppe wurde nach oben geklappt, dann kam noch die große Kiste vom Motordeckel in die Mitte des Salons, damit sich auch bloß keiner mehr bewegen konnte, ein paar Schuhe wurden auch noch auf dem Boden verteilt und dann öffnete ich mit einem Schwung den Motorraum. Die 80 Grad Motortemperatur ließen selbst den Beamten den Schweiß aus den Poren rinnen. Ich zeigte stolz auf das Herzstück der Tara, zeigt auf die Motorennummer und setzte dann an, um einen Vortrag über Schiffsmotoren zu halten, denn die schwitzenden Beamten gefielen mir plötzlich. Doch der runde Hafenbeamte war vielleicht auch seine sinnlose Frage nach dem Motor peinlich, denn die anderen wollten der Hitze entrinnen, doch die Wege waren versperrt. Ich stand eh schon im Schweiß und zeigte dann was deutsche Gründlichkeit ist, denn alle mussten warten bis ich alles an Ort und Stelle wieder verstaut hatte, erst dann kamen alle wieder an die frische Luft, alles wurde freundlich abgenickt und ich durfte ablegen. Eine Box wurde mir zugewiesen und auch dort wurde mir beim anlegen geholfen. Ein kurzer Gang zur Capitanerie und ich konnte mich frei bewegen, in einem Land, was noch am ersten Tag an Tausend und eine Nacht erinnern sollte, doch das ist eine andere Geschichte.

Slipp away!!!

Jetzt liege ich seit fast 2 Wochen in Culatra vor Anker, die Tage plätschern so dahin und der Wind pfeift sein Lied in der Takelage. Die Weiterfahrt nach Marokko ist etwas verschoben. Gründe finden sich immer, zuviel Wind (eher selten), zu wenig Wind (häufig), neue Freunde getroffen mit interessanten Geschichten oder einfach, weil es hier schön ist, die Deutschen bei der WM noch mitspielen dürfen und ich nicht, wie im Nordmeer den Druck habe weiter kommen zu müssen, weil ich der Saison hinterher laufen muss.

Wenn man dann so vor Anker liegt, dann zeigt einen das Ankergeschirr in Verbindung mit dem Wind die eigenen Fehler auf. Selten liegt es am Untergrund, auch wenn es stark verkrautet ist und dickes gummiartiges Kelb im Sandgrund wächst.

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In der Regel stecken die Betroffenen zu wenig Kette, während in alten Büchern noch stand das das dreifache der Wassertiefe bei Kette ausreichend ist und das 5-fache bei Ankertrosse ist man heute angehalten eher das 5 bis 7-fache der Wassertiefe an Kette zu stecken und bis zum 10-fachen bei der Trosse. Anker können sich nur in den Untergrund eingraben, wenn der Zugwinkel so flach wie möglich ist, eine Flunke, die steil nach oben zeigt slippt nur über den Grund und dann liegt der Anker nur faul auf dem Grund als Gewicht. Ist dann das Gewicht von Anker und Kette nicht ausreichend und kommt dann noch Wind auf, dann slippt das Schiff away (wech).  Wenn dann der Anker keinen Halt mehr findet, z.B. an einen Stein, dann driftet das Schiff davon, treibt auf die nächste Sandbank, einem Riff, dem Meer oder legt sich quer vor anderen Schiffen.

Fünf Mal habe ich das nun hier erlebt, große Schäden konnten durch andere Yachties vermieden werden, indem sie eigene zusätzliche Anker ausbrachten oder die driftenden Schiffe schnell an einer Mooring befestigten.

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Die meisten driftenden Yachten hatten CQR-Anker oder deren Nachbauten auf dem Grund.  Diese Anker gelten mittlerweile als veraltet. Auf der Tara gibt es 2 CQRs und auch wenn ich damit noch nicht auf Drift gegangen bin habe ich mir einen neuen Rocna zugelegt, der als der beste der Welt gilt. Während man beim Tauchen den CQR gerne faul auf dem Grund liegen sieht hat sich der neue Rocna sofort soweit in den Grund gegraben, dass nur noch soeben der Bügel herausguckt. Fazit: Ich schlafe gut, auch wenn der Wind sein Lied pfeift, in der Hoffnung, dass die Yachten vor mir genügend Kette auf dem Grund haben.