Versegelt ???

Als Navigator zu Lande habe ich ja nicht immer den besten Ruf, doch soll ich mir das Negativimage auch noch zu Wasser aufbürden? Tara ist in Rimini angekommen, also Italien – glaube ich! Nur warum tragen die Italienerinnen Kopftücher? Haben sie Berlusconi, den Nimmersatt über und sind zum Islam konvertiert?

Rabat hatte mich fast 3 Wochen in ihrem Bann gezogen, wobei ich fast nur auf der Nordseite, also in Salé unterwegs war. In den Souks war ich fast ausschließlich der einzige Tourist und irgendwann hatte man sich in dem eher konservativen Teil Rabats an mich gewöhnt und ich wurde mit Handschlag begrüßt. Bei den Händlern konnte mir immer das schönste Obst und Gemüse aussuchen und beim Bäcker achtete man darauf das mein Brot nicht von jedem vorher angegrapscht wurde. Selbst nachts um 3 Uhr waren die Straßen sehr sicher, die Menschen waren sehr freundlich und zurückhaltend. Ich schreibe hier von der marokkanische Hauptstadt, die aber eher wie eine Provinzstadt daher kommt, also sagen wir mal Bonn.

107 (640x428)

Von ihr aus glaubte ich in südlicher Richtung nach Essaouira zu segeln, was 230 Meilen entfernt liegt. Die Elektronik spinnt hier in der Gegend ab und zu ein bisschen, so fallen vor den Häfen schon mal GPS und Echolot aus oder unsere Systeme flackern, als ob zu viel elektronische Spannung zur Überwachung in der Luft liegt.

Wie auch immer, ich segelte einen Vorwindkurs durch bewegter See mit einer kräftigen Brise im Nacken, die Sonne morgens an Backbord und den Sonnenuntergang an Steuerbord, als ich nach 48 Stunden in Rimini / Essaouira einlief. Der Hafen war eng wie ein neuer Schuh, vollgepackt mit Fischerboote, da der Hafen für Yachten nicht vorgesehen ist. Nach dem Behördengang, also Zoll, Polizei und Hafenmeister machte ich mich auf dem Weg in den Ort. Ein Kulturschock durchzog mich, zehntausende Touristen aller Couleur durchströmten die Souks, wo alles angeboten wurde was Urlauber anscheinend gerne haben. Überall wurde begutachtet, diskutiert und gefeilscht, wie auf den Basaren üblich, wobei die Marokkaner ihrer netten Art treu geblieben sind.

035 (640x451)

Ich verzog mich schnell in die hinteren Gassen, wo der Wind seit hunderten von Jahren durch pfeift und die Zeit stehen geblieben scheint. Hier spielen die Kinder und gehen die älteren, verschleierten Frauen ihrer täglichen Arbeit nach. Hier wird noch der Teig für das eigene Brot selber geknetet und dann anschließend zum Bäcker in die Backstube gebracht und später abgeholt und beim Kleinhändler kann man noch die Zigaretten einzeln kaufen, genauso wie den offenen Couscous und das Kaugummi.

Wieder auf der Tara überprüfte ich die Navigation. Trotz eines teilweisen Ausfall der Elektronik scheine ich Essaouira, die Stadt der Winde getroffen zu haben. Ob Zufall oder nicht, sei dahingestellt, doch ab und zu sollte man vielleicht seinen schlechten Image Treue bleiben, damit andere sich weiter bestätigt wissen und man selber nicht von der Vielfalt des Landes geschockt wird.

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.