Atlantiküberquerung 4. Teil

Am 3. und 4. Tag lagen die Etmale wieder bei 133 und 136 Meilen, was ungefähr einen Schnitt von 5,5 Knoten bedeutete. Ich hoffte einen weiteren schönen Segeltag zu erleben, doch es kam anders als gedacht und so stand dieser Tag unter Murhys Law, mit einer Verkettung von Problemen.

Als erstes stellte ich fest, das eines der Steuerseile an der Aries (Windfahnensteuerung) durchzuscheuern drohte. Ich nähte an dem alten Seil ein neues an, barg den Blister und stand außen auf der Badeleiter und zog das neue Seil ein, immer ein Auge im Wasser habend, um nach den großen hungrigen Hai Ausschau zu halten. Dieser kam natürlich nicht, obwohl ich so nackig wie ich war ein Leckerbissen sein sollte.

Ich setzte wieder den Blister, doch irgendwann drohte er sich immer ums Vorstag zu wickeln. Wind war genug da und eigentlich sollte die Aries den Kurs sauber halten, doch sie luvte zu stark an, wofür ich erst keine Erklärung fand. Ich wollte gerade den Blister bergen und den Ghoster, das 55 qm Leichtwindsegel setzen, als das Tauwerk vom Block riss. Schnell barg ich den schlagenden Blister und verzichtete auf den Ghoster, da der Wind plötzlich auffrischte.

DSC_0027 (400x267)

Ich zog an den Genuaschoten, doch die hatten sich am Vorstag plötzlich dermaßen vertörnt, das dort ein Wulling entstand, der mich dazu zwang die Schoten von der Genua zu lösen. Durch den auffrischenden Wind wickelte sich die Genua plötzlich selbst um das Vorstag, so das die Aufrollleine der Rollanlage plötzlich zu kurz war, um die Genua aufzurollen und wieder zu bändigen. Unangeschnallt stand ich auf dem Bugkorb meiner tanzenden Tara und versuchte das Segel zu bändigen. Über eine Stunde brauchte ich um das System wieder sauber ans laufen zu bekommen. Am Ende war ich nassgeschwitzt und flügellahm und verlieh mir das silberne Band des Schotenbändigers für die technische Leistung des vertörnens der Tampen.

Nach dieser Tat beruhigte sich auch wieder der Wind und ich setzte dann doch wieder den Ghoster und da der Ausbaumer nicht passte, befolgte ich den Tip von Freunden, befestigte einen Block am Großbaum und fuhr darüber die Schot des Ghosters.

Atlantiküberquerung 3. Teil

In der Nacht flaute der Wind weiter ab und als ich wie gewohnt morgens um 8 Uhr das Etmal ablas, welches die zurückgelegte Distanz innerhalb von 24 Stunden angab, stellte ich fest das wir nur 108 Seemeilen zurückgelegt hatten. Am ersten Tag waren es stolze 148 Meilen, was auch mein bisheriger Rekord mit Tara war. Das waren immerhin 6,2 Knoten als Durchschnittsgeschwindigkeit.

Scheißerle hatte mich am frühen Morgen verlassen und ich hoffte, dass er seinen Weg zu den Futterplätzen seiner Wahl finden würde.

Ich hatte den Blister gesetzt und machte mit bis zu 7 Knoten wieder gute Fahrt. Die Solarzellen machten mir Sorgen, da sie nicht richtig luden und die Batterien immer weniger Strom anzeigten. In Mindelo hatte ich noch einen neuen, teuren Laderegler gekauft und hoffte, so auf bessere Ladeergebnisse. Ich probierte auch die beiden alten Regler aus, doch ich bekam keine Besserung. Erst als ich die Solarzellen am Mastfuß ein stöpselte passte es wieder. Der Kabelquerschnitt achtern schien zu klein zu sein. Ich bekam in Mindelo nur 2,5² Kabel und da war der Widerstand nun zu groß für eine ordentliche Ladung.

DSC_0914 (400x260)

Energie ist ein Problem auf den Schiffen. Solarzellen laden nur mit viel Sonne gut, mögen es aber nicht wenn es heiß wird. Ein Windgenerator lädt erst ab 4 Windstärken und mag die Vorwindkurse nicht besonders, da er sich dann gerne dreht und auch durch die von achtern anrollende See oft abgedeckt wird. Viele lassen täglich einige Stunden den Motor mitlaufen, doch ich hasse den Lärm an Bord und das Schiff wird auch noch von Innen aufgeheizt. Es wurde so schon täglich ein bis 2 Grad wärmer und der Kühlschrank, der größte Stromfresser an Bord schaltete sich gar nicht mehr freiwillig ab.

Ein Schleppgenerator wäre meine erste Wahl, doch ich habe noch nicht den richtigen gefunden. Diese machen ab 2 Knoten Fahrt Strom und bei 4 bis 5 Knoten Fahrt könnte auf der Tara auch nachts das Radar laufen und die Batterien wären trotzdem voll. Nun bin ich auf der Suche nach einer passenden Lösung auf der Tara.

 

Atlantiküberquerung 2. Teil

Nach dem Kanal wurde es erwartungsgemäß ruhiger und mit zunehmender Tiefe wurde der Seegang auch runder, länger und weicher, doch die Geschwindigkeit blieb weiter hoch. Die schönen Kap Verden mit ihren freundlichen Menschen verschwanden bald im Kielwasser und im Dunst des Wüstenwindes, der über Wochen ein Kleid aus brauner Schmiere auf meinem einst weißem Schiff hinterlassen hatte.

1600 Meilen lagen vor dem Bug der Tara. 1600 Meilen neuer Erfahrung vor mir. Noch nie war ich so lange alleine unterwegs. Wie werde ich mit dem Alleinsein umgehen? Wird das Material halten? Wie komme ich durch die Doldrums, die windstillen Gebiete? Wie werde ich nachts die Squalls erleben und aussegeln? Neugierde trieb mich voran und ich war mit mir im reinen. Moitessier, der große Segelphilosoph schrieb einst: “Der kürzeste Weg zu sich selbst ist der einer Weltumseglung!“

DSC_0010 (400x252)

Doch mit dem Alleinsein dauerte es nicht lange. Am Nachmittag gesellte sich ein schöner weißer Küstenbewohner zu mir. Er hatte sich offensichtlich zu weit von der Küste entfernt und fand nicht mehr zurück. Offensichtlich war er erschöpft. Ich willigte ein, dass er bis Brasilien bleiben könnte, doch dann müsste er sich an mein Essen gewöhnen.

Ich versuchte es mit Thunfisch aus der Dose, gekochten Schinken fein gehackt, Brot, Bananen, Äpfeln und Mandarinen, sowie Sonnenblumenkerne und Müsli, doch er war einseitige Ernährung und das Zusammenlesen dieser am Strand gewohnt. Vor Jacare in Brasilien konnte ich ihn dieses aber nicht bieten und konnte nur hoffe, dass sich eine Lösung finden würde.

Schnell hat sich mein gefiederter Freund einen Namen selbst erworben. „Scheißerle“ war der passende Namen, denn ich konnte 20 mal am Tag seine Hinterlassenschaften im Cockpit entfernen. Ich hatte ihm freiwillig das Feld überlassen, soviel Gastfreundschaft musste sein, doch das ich nun zu seiner persönlichen Putzfrau degradiert wurde nervte bald.

DSC_0015 (400x239)

Nach einem Tag kam Scheißerle ständig in die Kabine geflogen, saß mal auf den Polstern oder dem Navitisch und erschreckte mich, wenn ich gerad aus dem Schlaf erwachte. Dann spielten wir fangen, denn ich hatte keine Lust auf seine Sauereien. Die ersten 3 bis 4 mal fand er es noch okay immer wieder an die Luft gesetzt zu werden, doch dann versuchte er sein Bleiberecht mit Beißen durchsetzen zu wollen. Als Autorität an Bord konnte ich das natürlich nicht gutheißen, setzte ihn wieder an die Lust und scheuchte ihn dann zu einer fliegenden Ehrenrunde ums Boot und erklärte lauthals, das ich der Skipper bin und das man diesen nicht beißt. Er machte einen beleidigten Eindruck, doch insgeheim hoffte ich das er mir verzeihen würde.

Meine Atlantiküberquerung 1. Teil

Am 15. Januar 2015 war es endlich soweit, morgens um 8 Uhr ging der Anker auf Tara hoch. 2 Tage zuvor ist Birgit und Monika abgereist und die letzten Vorbereitungen für meine 2. Atlantiküberquerung, nach 1993, waren schnell gemacht. Tara ist immer noch gut ausgestattet mit vielen Konserven, Milch, Wasser, O.- und Gerstensaft, von daher musste nur noch Obst, Gemüse, Wurst und Käse ergänzt werden. Das reinigen des Unterwasserschiffs und das seefeste Verstauen und festzurren aller größeren Teile, wie Kisten und Fahrrad, nahmen dabei die meiste Zeit in Anspruch.

Diese Atlantiküberquerung stand unter ganz andren Vorzeichen als meine 1. Überquerung 1993. Damals waren wir mit 8 Leuten an Bord einer schnellen 15 m langen Helsman 50, die wir von Antigua über die Azoren nach Spanien segelten. Die Technik damals war noch sehr übersichtlich. Es gab keinen Autopiloten und auch keine Windsteueranlage, und so musste das Schiff 24 Stunden täglich von Hand gesteuert werden. Es gab damals auch noch keine Computer, Plotter oder GPS-Geräte. Einen Satnav hatten wir, der alle 6 Stunden eine Position errechnete. Heute bekommt man sekündlich neue Daten. Als damals, nach 24 Stunden die Batterien aus ungeklärten Ursache leer waren, mussten wir Astronomisch navigieren. Ich hatte damals gerade als Autodidakt meinen C-Schein für Hochseesegeln gemacht und war noch voll fit in diesen Dingen. Morgens und nachmittags wurde die Höhe der Sonne mit Hilfe des Sextanten gemessen, aus verschiedenen Büchern (Nautisches Jahrbuch und HO-249 Tafeln mit Millionen von Zahlen)wurden andere Daten gesammelt und daraus die Position errechnet. Es war kein Hexenwerk, doch heute gerät diese sternenbezogene Navigation immer mehr in Vergessenheit, da sich auf jeden Schiff mindestens 6 bis 10 GPS-Geräte oder Antennen befinden, die die Daten empfangen.

Sextantenbild (360x400)

Auf der Tara ist es heute nicht anders. Neben verschiedenen GPS-Geräten befinden sich noch 3 Laptops mit Seekarten und ein Tablet an Bord. Auch wenn ich nicht der größte Freund dieser ganzen Technik bin gibt es für mich Argumente, warum ich nicht mehr darauf verzichten will. Die Elektronik vereinfacht das Leben an Bord sehr, gerade auch als Einhandsegler und sie ist auch einfach zu billig geworden, als das man aus Sicherheitsgründen darauf verzichten sollte.

Als es endlich los ging, wurden noch in der Ankerbucht von Mindelo die Segel gesetzt und der Antao-Kanal empfing uns mit einem ruppigen, steilen Seegang der vom Wind getrieben war.

Der Speedalarm am GPS war auf 7,5 Knoten Fahrt eingestellt und nervte schnell mit seiner Piepserei. Ich stellte ihn auf 7,8 Knoten hoch, was aber nichts nützte, da wir lange mit 8 bis 8,5 Knoten dahin sausten. Tara schien froh zu sein endlich wieder dorthin gesteuert zu werden, wo sie auch hingehört – nämlich auf die offene See!

Impressionen von den Kap Verden

Impressionen von den Kap Verden

[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_0.jpg]5560
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_1-400x246.jpg]4000
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_2-400x248.jpg]3630
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_3-400x267.jpg]3170
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_4-400x261.jpg]3050
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_5-1-400x266.jpg]2840
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_5-3-400x267.jpg]2760
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_5-4-400x266.jpg]2590
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_6-1-400x212.jpg]2581
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_6-2-400x262.jpg]2480
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_7-1-400x265.jpg]2360
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_7-2-266x400.jpg]2200
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_7-3-259x400.jpg]2180
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_7-4-400x261.jpg]2080
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_7-5-266x400.jpg]2000
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_8-1-400x267.jpg]1990
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_8-2-400x252.jpg]1910
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_8-4-400x266.jpg]1920
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_8-400x267.jpg]1930
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_9-1-400x266.jpg]1870
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_9-2-400x262.jpg]1810
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_9-3-400x260.jpg]1730
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_9-4-400x267.jpg]1670
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_9-5-400x252.jpg]1700
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_9-6-400x259.jpg]1611
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_9-7-400x260.jpg]1650
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_10-1-400x267.jpg]1570
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_10-2-400x267.jpg]1621
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_10-3-400x261.jpg]1530
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_10-4-400x267.jpg]1540
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_11-1-400x266.jpg]1510
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_11-2-400x266.jpg]1520
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_11-3-261x400.jpg]1480
[img src=http://sy-tara.de/wp-content/flagallery/impressionen-von-den-kap-verden/thumbs/thumbs_11-4-400x267.jpg]1460

Der Silvesterschreck!!!

Ich wollte schon lange mal ein Bericht über die Gefährlichkeit von Häfen und Ankerplätzen schreiben – nun wurde die Tara getroffen, zu Silvester.

Viele haben Angst oder zumindest sehr großen Respekt wenn sie hinaus fahren auf offene Meer. Gerade auf den Kanaren und den Kap Verden, wo die Menschen aufbrechen um über den Atlantik zu segeln trifft man immer wieder auf sorgenvolle Gesichter. Tatsächlich kommen aber sie alle gesund und munter und meistens ohne große Schäden an ihren gut ausgerüsteten Schiffen, drüben an.

Viel gefährlicher sind die Ankerplätze und die Häfen. Dort, im meist engen Bereich kracht es regelmäßig. Oft verursacht durch fast fahrlässiger Verhalten von Skipper und Crew, die unkonzentriert beim Manöver sind.

Slippende Anker, weil zu wenig Kette gesteckt wird sieht man regelmäßig wenn Wind aufkommt.

Hier in Mindelo riss ein Skipper den Anker eines anderen Bootes heraus, weil er zu dicht vor diesem sein Anker fallen ließ und ihn dann wieder lichtete und weg fuhr. Das andere Boot fing an zu driften, worauf ich selber noch mal 10 m Ketten stecken musste, da der Driftende mir zu nahe kam. Als Wind aufkam ging die Drift schnell weiter in Richtung eines Frachters. Ich machte den Spanier schnell darauf aufmerksam, der glücklicherweise an Bord war. Dieser konnte kurz vor dem Frachter ein Zusammenstoß vermeiden. Wenn er nicht an Bord gewesen wäre hätte er am Ende der Bucht auf dem Riff ein jähes Ende seiner Träume erleben können. Unverschuldet! Ähnliche Geschichten erlebt man regelmäßig und nun bin ich auch betroffen. Ein Franzose, der neben mir lag, hat beim Ablegen sich quergelegt. Dabei hackte der Anker sich an der Relingsstütze der Tara fest und verbog sie stark, dass man sie nicht mehr richten kann. Wir waren nicht an Bord, doch er meldete sich später leicht betröppelt und entschuldigte sich.

DSC_0432

Shit happen und ich war froh, das nicht der Rumpf auch noch etwas abbekommen hatte. Dieser wurde schon durch Fischer in Essaouira genügend in Mitleidenschaft gezogen. Die Reparatur muss nun wohl bis Brasilien warten, da dort gute Handwerker zu finden sind.

Der Weihnachtsschreck!!!

Ich bin bestohlen worden – das Schlauchboot und der neue Motor sind von Dieben gestohlen worden. Gerade das Schlauchboot ist für einen Segler unersetzlich. Ohne es lebt er auf seinem Schiff auf einer einsamen Insel, da er nicht mehr an Land kommt kann er weder am sozialen Leben teilnehmen noch kann er seine Vorräte aufstocken oder die Länder bereisen in denen er sich gerade aufhält. Von da her ist das stehlen eines Schlauchbootes eine schwerwiegende Straftat. Vielleicht vergleichbar mit dem Stehlen eines Rollstuhls von einem Rollstuhlfahrer.

Gerade hier auf den Kap Verden dauert es ca. 4 Wochen bis ein neues Schlauchboot ankommt, da man so was nicht mal eben kaufen kann. Letztendlich hatte ich im Pech auch wieder etwas Glück, und das kam so…!

Nachdem Marjon von Mindelo abgereist war musste ich 140 Meilen gegen den Wind nach Boa Vista segeln, um dort Birgit und ihre Freundinnen abzuholen. Die ersten 40 Meilen waren noch okay, da ich in Tarafal auf Sao Nicolao 2 Tage Pause einlegte. Ich liebe diese Insel mit ihren sehr freundlichen Menschen. Von Tarafal aus kreuzte ich in 28 Stunden gegen Wind, Wellen und Strömung nach Boa Vista. Dies war nicht besonders spaßig, Skipper und Schiff wurden bei 20 bis 25 Knoten Wind ordentlich mit Salzwasser geduscht und durchgeschüttelt.

In Sal Rei kaufte ich den 6 PS Außenborder von meinem englischen Freund Ian. Ohne den neuen Außenborder hätte ich unmöglich die 3 Frauen sicher auf die Tara bringen können, da der Nordostpassat ordentlich in Boa Vista bläst.

Von Sal Rei segelten wir zurück nach Sao Nicolao, wo wir mit Ian und Linda Weihnachten feiern wollten. Die Tage gingen besinnlich über die Bühne und am 26. fuhren wir mit unserem Dinghi an Land um Einkäufe zu erledigen. Beim Anlanden kommen immer Kinder oder Jugendliche, die sich gerne mit dem aufpassen auf das Dinghi etwas Geld verdienen wollen.

Gegen Abend kam Lukas, unser Aufpasser zum Restaurant in dem wir saßen und sagte, dass er gerne nach Hause gehen wollte. Wir bezahlten ihn für seine Dienstleistung und wollten alsbald zum Dinghi gehen um zur Tara zurückzukehren.

Ian und Linda gingen vor, kamen aber schnell zurück, da sie meinten das mein Dinghi weg sei. Fassungslos stand ich an der Kaimauer und schaute ins leere. Das konnte doch nicht war sein. Hat vielleicht ein anderer Segler sich kurz mein Dinghi ausgeliehen und kommt gleich zurück oder hat sich ein Fischer des Dinghis angenommen um eben was von seinem Schiff zu holen oder hat jemand es losgemacht und anschließend fahrlässig vertäut und es treibt aufs Meer? Viele Fragen schossen durch meinen Kopf, da ich nicht glauben wollte das es gestohlen sein könnte. Nicht auf meiner Lieblingsinsel und nicht von diesen netten ehrlichen Menschen. Ich fing noch in der Nacht an zu suchen, doch die Suche war erfolglos. Auch die Polizei war nicht hilfreich, die stand nur sprachlos dumm herum.

DSC_0430 (400x319)

Nach einer schlaflosen Nacht war ich wieder früh unterwegs um nach dem Dinghi zu suchen. Ian und Linda stellten mir ihr Schlauchboot zur Verfügung und auch sie waren geschockt.

Am Fischerhafen traf ich auf Cypriean, einen alten Fischer und er fragte mich ob ich was suche. Ich erzählte ihm vom verschwinden meines Tenders und des Motors. Er sagte, ich solle ihn folgen, da er meinte was in den Felsen nahe des Hafens gesehen zu haben. Wir liefen auf das Hafengelände, als wir 2 Fischer sahen wie sie das Dinghi aus den Felsen holten. Von weitem konnte ich sehen das der Motor verschwunden war, doch das Dinghi und die Paddel waren da. Cypriean rief den anderen Fischern zu, das sie das Dinghi in den Hafen bringen sollen, was sie dann auch sofort machten, indem sie es ins Schlepptau nahmen.

Ich war heilfroh, dass unbeschädigte Dinghi wiederbekommen zu haben. Ein Paddel musste ich reparieren, doch meine Seele war noch verwundet. Cypriean, ging mit mir zur Polizei und erklärte den müden Jungs noch mal den Sachverhalt. Cypriean, wie auch Bertrand und Kennedy, die beiden Fischer die das Dinghi zurückbrachten, waren sich sicher das niemand von der Insel so etwas machen würde. Es müssen Fremde von einer anderen Insel gewesen sein und auch ich glaube ihnen. Ich war jetzt schon 3 mal auf dieser Insel und die Menschen sind einfach grundehrlich und zurückhaltend und da möchte ich nicht glauben das es in diesem Dorf einen Räuber gibt. Selbst die Prospekte von Sao Nicolao kündigen an das Kriminalität auf Sao Nicolao nicht bekannt ist.

Das Dinghi ist wieder da, das ist das wichtigste. Den Motor habe ich teuer bezahlt, doch noch viel schwerwiegender ist, das Tarafal seine Unschuld verloren hat. Die Menschen, die arm aber stolz auf ihre Insel sind sind sichtlich geschockt. Ich wollte für das zurückbringen des Schlauchbootes bezahlen, doch Cypriean betonte mehrfach und ausdrücklich, dass ich nichts bezahlen darf, denn ich hätte den Verlust und Tarafal sei mir was schuldig!

 

Jesus ist unser Freund

Eigentlich wollte ich die Geschichte für mich behalten, doch ich wage mal den Vorstoß, auch wenn es vor Weihnachten unglaublich klingt. Ich kenne Jesus und Marjon ist meine Zeugin.

Und in der Tat – er ist ein lieber Mensch, fast wie du und ich. Er ist taub! Er ist stumm – und er ist ein sehr lieber und vertrauenerweckender Kerl. Sein lächeln ist ansteckend und die Verständigung kommt vom Herzen. Was braucht es mehr als ein lächeln, um zu erkennen, das dort kein Argwohn verborgen ist.

DSC_1051 (400x267)

Jesus ist fleißig. Ein Fischer, der nachts seine Netze auslegt. Meistens mit seinen Freunden, die alle jünger sind. Wenn er nicht weit draußen auf dem Meer zu finden ist, wo er die Netze mal auf der einen Seite mal auf der anderen Seite auslegt, dann ist er in der Nähe des Fischmarktes anzutreffen. Vertrauensvoll beauftrage ich ihn gerne auf mein Schlauchboot aufzupassen. Stolz geht er diesen Nebenjob an und ich weiß, dass ich für diesen Job keinen besseren Mann finden konnte. Als Dank präsentiert er mir gerne seine Fänge, die üppig ausfallen. Ein stolzer Mann!

Danke Jesus! Dir und allen deinen und meinen Freunden wünsche ich ein Frohes Weihnachtsfest!

Angekommen auf den Kap Verden

Die Tage vergingen im Nordostpassat gleichmäßig und die Etmale lagen nun bei 108, 132 und 130 Meilen in 24 Stunden. Endlich speed! Endlich Meilen fressen. Die See ging immer höher und die Wellen lagen bei 3 bis 4 m Höhe. Es ist nicht so wie allgemein gedacht wird, dass die Wellen gleichmäßig laufen und schön lang sind. Abermillionen von kleinen Wellen bewegen sich als schwabbelnde Masse, vom Wind getrieben ca. 30 Grad aus der Windrichtung vorwärts und bewegen sich auf den Mutterwellen. Dabei glitzern die Kronen der Wellen und erzeugen eine Spiegelung. Immer mehr weiße Schaumkronen wurden erzeugt und die Passatbewölkung setzte ein und das tiefblaue Wasser verlor seine Farbe.

Regelmäßig gab es Wellen die etwas quer liefen und sich auf dem Seitendeck ergossen. Immer mehr fliegende Fische landeten nachts auf dem Deck und verendeten. An einem Morgen hatte ich acht Stück wieder ihrem Element übergeben. Sie trocknen schnell aus, verlieren ihre Schuppen auf dem Deck, die dann wieder kleben. Besonders gut riechen tun sie dann auch nicht. Es gibt Leute die hauen sie in die Pfanne, doch dafür bin ich nicht hungrig genug.

Am Morgen des 7. Tages sehe ich im Dunst Land. Ich schreie nach alter Tradition           „Land in Sicht“ und freue mich auf dem baldigen Landfall. Unter der Küste tauchen plötzlich Fischerboote in den Wellen auf und ab. In der Dünung sind sie schwer und erst später zu erkennen. Sie treiben in der Strömung entlang der Küste und versuchen mit Haken Thunfische zu fangen. Plötzlich tauchen auch Flossen auf und ich denke an Haie, die es hier in großen Zahlen geben soll, doch es sind Delfine, die sich in unmittelbarer Nähe der Fischer aufhalten. Fast sieht es aus als würden sie im Team der Fischer mit jagen.

Ich steure den Ankerplatz in Palmeira auf Sal an und bin überrascht, das die Lios Alvar schon dort liegt. Ich hatte Riet und Roland im Norden von Portugal kennengelernt und seit dem waren wir im Kontakt. Sie sind zur gleichen von den Kanaren los gesegelt, hatten von Teneriffa aber 80 Meilen mehr vor sich. Roland segelte die ganze Strecke mit dem Bliester, auch wenn es zu viel Wind gab nach Meinung von Riet.

DSC_1052 (400x263)

Gemeinsam gingen wir zur Policia Maritim, wo die Bootspapiere festgehalten werden bis man zur nächsten Insel weiter reist. Danach mussten wir zum Flughafen einklarieren. Dort wurden wir auch schnell und höflich einklariert und bekamen ein Visum für 3 Monate und bezahlten nur eine Bearbeitungsgebühr von 5 Euro. Menschen die mit dem Flugzeug ankommen müssen für 4 Wochen 25 Euro bezahlen.

Die Menschen waren alle sehr nett und erinnerten eher an Kubaner als an Afrikaner. Die Frauen waren groß und schlank mit krolligen Naturlocken die in einer Hochsteckfrisur gebändigt wurden.

Die Geschäfte kamen mir auch kubanisch leer vor. Es gab wenig frisches zu kaufen. Das meiste waren Konservendosen, oft sogar aus Deutschland. Tomaten und Paprika gab es nur in kleinen Mengen, wobei die Parikas alle grün waren und auch die kleinsten die ich je gesehen habe.

An Bord der Lios war ich zum Essen eingeladen und so beginnt für mich die Reise durch mein 60. Land!

 

 

 

Auf zu den Kap Verden! 3. und 4.Tag

Der Wind kam schnell zurück, wobei 4 bis 5 Knoten Wind noch soeben 2 Beaufort bedeuten, doch alles außer Motoren ist gut. Die 55 Quadratmeter Leichtwindgenua gingen wieder hoch und auch das Groß war halb gesetzt. Wieder reichte es nur zu einem Flappen der Segel. Ich entschied mich den Genacker zu setzen, in der Hoffnung, dass er den Wind weiter oben greift. So hantierte ich mit dem 3. Vorsegel auf dem Vorschiff. Der Genacker mit seinen 78 qm war auch nur schwer zum stehen zu bekommen, doch er machte seine Sache besser als die anderen Segel und bewegte Tara mit 1,5 bis 3 Knoten Fahrt in die richtige Richtung, wobei für die 3 Knoten Fahrt schon schwere Böen von Nöten waren. Ich fing an mir Sorgen zu machen was die Zeit betraf. Zu Essen hatte ich genug für eine Nonstop-Weltumseglung an Bord, doch ich hatte ja einen Termin mit Marjon auf den Kap Verden. Mein Etmal lag bei ca. 70 Meilen, was unter 3 Knoten Fahrt bedeutete (geplant waren 120 sm). Wenn das so weiter geht schaffe ich die nächsten 570 Meilen nicht bis zu ihrer Ankunft. Blöde Termine auf langen Distanzen. Es Stress mich schon, doch was macht man nicht für die lieben Freunde. Eine Schildkröte vertriebt mir die Sorgen. Es war die Zweite. Ich mag die alten trägen Tiere. Als ich noch auf den Philippinen als Fischermann lebte hatte ich meiner Crew verboten diese Tiere mit zubringen, falls uns mal eine versehentlich ins Netz ging. Ich erklärte ihnen auch warum und eines abends, als meine Jungs vom Fang zurück kamen und ich den Fisch verkauft hatte, erzählten sie, das sie eine Tortuga (Schildkröte) gefangen hatten, doch sie für gutes Glück freigelassen hatten und natürlich auch weil ich das nicht akzeptieren würde. Mir lief damals ein Freudenschauer über den Rücken und da meine Crew am Fang beteiligt war und es ihr Schaden nicht sein sollte, bezahlte ich ihren Anteil aus meiner eigenen Tasche und veranlasste sofort eine spontane Feier bei meinem Kapitän Toni vor der Hütte. Dies war einer meiner schönsten Abende auf den Philippinen, erinnerte ich mich wieder mit einem Lächeln auf den Lippen.

DSC_0902 (400x267)

Auf zu den Kap Verden! 4. Tag

Der Wind wurde etwas besser und stetiger, doch war ich mit der Geschwindigkeit immer noch nicht zufrieden. Ich packte den Spinnaker aus und setzte ihn anstelle des Leichtwindsegels. Das war schon was anderes. Der Spi mit seinen 85 qm fing den Wind dort wo der war, nämlich hoch oben. Gleichzeitig sorgte er für mehr Auftrieb am Bug und wir glitten stabiler durchs Wasser. Warum haste den nicht gleich gesetzt, fragte ich mich, doch die Antwort war klar. Das hantieren mit dem langen Spibaum ist nicht so einfach, doch es ging besser als ich dachte, wenn man die Reihenfolge der Handhabung beachtet. Fast 10 Stunden blieb der Spi oben. Gegen Abend spielte eine ganze Horde Delfine um Tara herum verrückt. Sie sprangen aus dem Wasser und schlugen mit dem Rücken wieder auf die Wasseroberfläche. Andere sprangen senkrecht aus dem Wasser und man hatte das Gefühl das sie versuchten wie Jesus übers Wasser zu laufen. Wollten sie mir was mitteilen oder waren sie nur auf der Jagt? Jedenfalls briste es immer mehr gegen Abend auf. Ich hatte die Hoffnung, das der Spi die ganze Nacht stehen bleiben konnte, doch nun musste er runter. Zwischen durch hatte ich den Baum versetzt, da ich keinen Niederholer gesetzt hatte. Diese Verschlimmverbesserung rechte sich nun, dazu kam noch erschwerend hinzu, das die Holeleine des Bergeschlauches einfach bei leichten Zug von oben herunter kam.

DSC_0924 (400x249)

Das passte mal wieder alles zusamnmen. Merphys-Law. Doch ich war kampfbereit. Die Armbanduhr und die Brille waren meine einzigen Bekleidungsstücke die noch abgelegt werden konnten. Ich ging nach vorne, löste das Spifall und ließ es noch auf der Winsch belegt. Eine kleine Atempause des Windes wurde abgewartet und dann ging der Tanz los. 85 qm Segeltuch rauschten nach vorne aus und ich griff beherzt in die Unmenge an Tuch, wobei ich leider nicht verhindern konnte das ein Teil davon im Wasser landete. Trotzdem bekam ich den Spi gebändigt und Heile an Bord und das bei 5 Knoten vor dem Wind ohne Tuch. Für die Nacht setzte ich die Genua, der Wind briste weiter auf und plötzlich lag der Bootsspeed über 5 Knoten Fahrt, Ich hatte den Nordostpassat erreicht und er machte seinen Namen alle Ehre.