Der Wind kam schnell zurück, wobei 4 bis 5 Knoten Wind noch soeben 2 Beaufort bedeuten, doch alles außer Motoren ist gut. Die 55 Quadratmeter Leichtwindgenua gingen wieder hoch und auch das Groß war halb gesetzt. Wieder reichte es nur zu einem Flappen der Segel. Ich entschied mich den Genacker zu setzen, in der Hoffnung, dass er den Wind weiter oben greift. So hantierte ich mit dem 3. Vorsegel auf dem Vorschiff. Der Genacker mit seinen 78 qm war auch nur schwer zum stehen zu bekommen, doch er machte seine Sache besser als die anderen Segel und bewegte Tara mit 1,5 bis 3 Knoten Fahrt in die richtige Richtung, wobei für die 3 Knoten Fahrt schon schwere Böen von Nöten waren. Ich fing an mir Sorgen zu machen was die Zeit betraf. Zu Essen hatte ich genug für eine Nonstop-Weltumseglung an Bord, doch ich hatte ja einen Termin mit Marjon auf den Kap Verden. Mein Etmal lag bei ca. 70 Meilen, was unter 3 Knoten Fahrt bedeutete (geplant waren 120 sm). Wenn das so weiter geht schaffe ich die nächsten 570 Meilen nicht bis zu ihrer Ankunft. Blöde Termine auf langen Distanzen. Es Stress mich schon, doch was macht man nicht für die lieben Freunde. Eine Schildkröte vertriebt mir die Sorgen. Es war die Zweite. Ich mag die alten trägen Tiere. Als ich noch auf den Philippinen als Fischermann lebte hatte ich meiner Crew verboten diese Tiere mit zubringen, falls uns mal eine versehentlich ins Netz ging. Ich erklärte ihnen auch warum und eines abends, als meine Jungs vom Fang zurück kamen und ich den Fisch verkauft hatte, erzählten sie, das sie eine Tortuga (Schildkröte) gefangen hatten, doch sie für gutes Glück freigelassen hatten und natürlich auch weil ich das nicht akzeptieren würde. Mir lief damals ein Freudenschauer über den Rücken und da meine Crew am Fang beteiligt war und es ihr Schaden nicht sein sollte, bezahlte ich ihren Anteil aus meiner eigenen Tasche und veranlasste sofort eine spontane Feier bei meinem Kapitän Toni vor der Hütte. Dies war einer meiner schönsten Abende auf den Philippinen, erinnerte ich mich wieder mit einem Lächeln auf den Lippen.
Auf zu den Kap Verden! 4. Tag
Der Wind wurde etwas besser und stetiger, doch war ich mit der Geschwindigkeit immer noch nicht zufrieden. Ich packte den Spinnaker aus und setzte ihn anstelle des Leichtwindsegels. Das war schon was anderes. Der Spi mit seinen 85 qm fing den Wind dort wo der war, nämlich hoch oben. Gleichzeitig sorgte er für mehr Auftrieb am Bug und wir glitten stabiler durchs Wasser. Warum haste den nicht gleich gesetzt, fragte ich mich, doch die Antwort war klar. Das hantieren mit dem langen Spibaum ist nicht so einfach, doch es ging besser als ich dachte, wenn man die Reihenfolge der Handhabung beachtet. Fast 10 Stunden blieb der Spi oben. Gegen Abend spielte eine ganze Horde Delfine um Tara herum verrückt. Sie sprangen aus dem Wasser und schlugen mit dem Rücken wieder auf die Wasseroberfläche. Andere sprangen senkrecht aus dem Wasser und man hatte das Gefühl das sie versuchten wie Jesus übers Wasser zu laufen. Wollten sie mir was mitteilen oder waren sie nur auf der Jagt? Jedenfalls briste es immer mehr gegen Abend auf. Ich hatte die Hoffnung, das der Spi die ganze Nacht stehen bleiben konnte, doch nun musste er runter. Zwischen durch hatte ich den Baum versetzt, da ich keinen Niederholer gesetzt hatte. Diese Verschlimmverbesserung rechte sich nun, dazu kam noch erschwerend hinzu, das die Holeleine des Bergeschlauches einfach bei leichten Zug von oben herunter kam.
Das passte mal wieder alles zusamnmen. Merphys-Law. Doch ich war kampfbereit. Die Armbanduhr und die Brille waren meine einzigen Bekleidungsstücke die noch abgelegt werden konnten. Ich ging nach vorne, löste das Spifall und ließ es noch auf der Winsch belegt. Eine kleine Atempause des Windes wurde abgewartet und dann ging der Tanz los. 85 qm Segeltuch rauschten nach vorne aus und ich griff beherzt in die Unmenge an Tuch, wobei ich leider nicht verhindern konnte das ein Teil davon im Wasser landete. Trotzdem bekam ich den Spi gebändigt und Heile an Bord und das bei 5 Knoten vor dem Wind ohne Tuch. Für die Nacht setzte ich die Genua, der Wind briste weiter auf und plötzlich lag der Bootsspeed über 5 Knoten Fahrt, Ich hatte den Nordostpassat erreicht und er machte seinen Namen alle Ehre.