Der Tanz der Glühwürmchen

Tja, der Passatwind ist ja unser Freund mit ziemlich gleichmäßigen Luftstrom. Er wurde hunderte von Jahren genutzt um Handel zu treiben, als es nur Segelschiffe gab, (engl. Tradewind – Handelswind). Und auch wir Hobbysegler heute nutzen ihn um schnelle und sichere Seereisen zu machen. Auch kleinere Schiffe von 6 bis 7 Meter Länge schaffen mit ihm die Atlantiküberquerung in passablen Zeiten. Gegen den Passatwind zu segeln macht wenig Sinn, denn auch die Meeresströme ziehen mit ihm.

In der Karibik weht er aus Nordost bis Ost, aber auch nur in der Regel. Die geschützten Ankerbuchten liegen alle auf den Westseiten der karibischen Inseln.

Nun hatten wir zwei Tage mit einer Passatstörung zu kämpfen. Der Wind drehte auf West und die sicheren Ankerplätze wurden zu sehr ungemütlichen, nervenaufreibende Aufenthaltsorte.

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Der Schwell, getrieben vom Wind, wurde in den Ankerbuchten durch die niedrige Wassertiefe zu einer kurzen, steilen Welle aufgeworfen, die dann am Strand hart brandete und den halben Strand wegriss.

Unser Rolling Home, sonst ein sicherer Zufluchtsort, wurde zu einer schlingernden, knarrenden und klirrenden Behausung. Alles wurde durch gerüttelt und geschüttelt. Alles was lose war wurde hin und her geworfen oder schlitterte auf seinen Ablagen durcheinander. Selbst beim Kochen war es sicherer den Sicherheitsgurt anzulegen, um beide Hände frei zu haben um Töpfe und Pfannen zu sichern. Und an Schlaf war kaum zu denken. Das rütteln und schütteln betraf nicht nur die Ankerkette, sondern auch die Nerven waren davon betroffen und Stoßgebete wurden an die Götter verschickt um das Meer zu besänftigen.

Das schwere Ankergeschirr wurde auf seine Tauglichkeit getestet. Der Bug stampfte wie eigentlich auf See gegen die anrollenden Brecher an. Er wurde hochgerissen um dann wieder in das Wellental zu fallen. Die Schiffen machten schwer rollende Bewegungen und zwangen die Crews zur Ankerwache.

Gefährdend kam noch hinzu, das in die Bucht einlaufende Yachten, dem Rudelverhalten folgend, sich noch zwischen den bereits dicht gedrängten Yachten legen wollten. Wenn der Anker dann nicht gleich im Grund hält, treiben sie auf andere Schiffe und gefährden Besatzungen und beschädigen und Schiffe.

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In der Portsmouth Bay gibt es auch Mooringbojen an denen Yachten mit ihren Leinen hingen. Auf mehrere Yachten brachen die Festmacher und beschädigten andere Yachten als sie sich losrissen und herumtrieben, bis sie von den Crews wieder unter Kontrolle gebracht wurden. Manche Schiffe wurden dabei so beschädigt, dass sie ihre Reise nicht weiter fortsetzen konnten und zurück nach Martinique in die Werft mussten.

In der morgendlichen Funkrunde wurde die Wetterlage besprochen und ausführlich über die Schäden gesprochen.

Meine Idee, endlich den Beruf des Schiffsschaukelbremsers anzuerkennen und ihn auf den karibischen Inseln zu etablieren, fand großen Zuspruch und würde auch helfen die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen.

Und so wurde, nachdem das Wetterphänomen durch war und die See sich wieder einigermaßen beruhigt hatte, beim abendlichen Sundowner die Idee des Schiffsschaukelbremsers weitergesponnen, während das Meer der Ankerlichter weiter am Himmel kreiste und sich wie tanzende Glühwürmchen verhielten.

Schlappen jagen im Schlappenladen

Wenn man(n) einigen Kabarettisten glauben schenken darf haben Frauen eine natürliche kapitalistische Neigung was die Bevorratung von Kleidern und Schuhen anbelangt, während wir Männer ja eher widerwillig Dinge ersetzen, solange das Alte von uns noch für gut erachtet wird. Auch da bin ich eigentlich nur der Überbringer dieser schlechten Nachrichten, wenn ich nicht so etwas schon mal am eigenen Leibe erfahren durfte.

Auch hier blicke ich wieder zurück auf Brasilien. Dort fielen vor allem die jungen deutschen Frauen auf, die verstärkt ihre kostbare Zeit damit zu verbringen schienen, sich um die Schlappen in den Schlappenläden zu sorgen. Sie schienen das Gefühl zu haben nicht genug von den günstigen Angeboten abzubekommen und gingen auf die Jagt. Dort wurde verglichen und begutachtet und zwischen den einzelnen Marken abgewägt. Welche Farbe passt zu welchem Kleid und zu welcher Hose. Welche sind für den Strand und welche für Gut. Und wenn man dann schon mindestens drei Paar Schlappen für unsere langen, folgenden zehn Sommer gekauft hat, musste die Familie und die Freunde für diesen Kaufzwang herhalten oder vielleicht aber auch um die eigene Begierde kleiner scheinen zu lassen.

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Da kam es vor, dass entzückt gefordert wurde doch noch mal drei Kilometer zurück zulaufen, da der eine Laden dort an der Ecke, zwischen den anderen Läden, in der Nähe der Favela, den gleichen Schlappen zehn Cent billiger verkaufen würde. Auf die Frage des Herren, ob es denn vielleicht möglich wäre bei 35 Grad dann doch ein klimatisiertes Taxi dorthin zu nehmen, wurde man spöttisch aufgeklärt, das dann ja der ganze Gewinn dahin sei. Eine Abwägung des Verschleißes des aktuellen Schuhwerks wurde nicht in Erwägung gezogen, die würden dann eh im überfüllten Schuhschrank zuhause weiter nach hinten geschoben, wo sie bis zu ihrer Materialermüdung dahin muffeln durften.

Ein gesunder Mittelweg wäre doch so schön. Wenn ich mir meine aktuellen Schlappen anschaue, dann sind die brasilianischen Schlappen doch aktuell mein bestes Schuhwerk. Ich bin ja auch der Meinung, wenn Kaufen, dann darf es auch schon das gute teure sein. Leider taugt das teure heute auch nur für eine Saison und da sind sich alle segelnden Männer einig. Ein Markenpaar kostet zehn mal soviel wie ein brasilianischer Markenschlappen oder vergleichsweise 50 philippinische Paar Schlappen.

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Die teuren Marken halten entweder der Hitze nicht stand oder der Kleber verliert hier schneller seine Weichmacher oder aber die Schweißfüße des Alten fressen den Weichmacher auf. Vielleicht ist es aber auch so, dass immer mehr nur eine bestimmte Haltwertzeit haben darf um weiter schnell gewinnbringend produzieren zu dürfen. Die Zufriedenheit des Kunden ist da auch gar nicht mehr so sehr gefragt, es Lebe der Kapitalismus – kaufen, kaufen, kaufen.

Ich habe bereits mehrere teure Schlappen entsorgt, das nächste folgt, den die Sohlen fangen an zu brechen und die anderen beiden teuren Restbestände habe ich schon selber geklebt und genäht. Und nun träume ich auch wieder von Brasilien, zur Bevorratung von neuen Schlappen.

Wasser!!!

Was wäre unsere Erde ohne Wasser? Sicher ein weiterer Planet im Universum ohne Leben, denn ohne dem kostbaren Nass kann nichts existieren. Die Erde wird zu gut zweidrittel von Wasser bedeckt, 97 % davon sind Salzwasser und nur ein Prozent davon ist direkt als Trinkwasser nutzbar, welches dann auch noch sehr ungleichmäßig und auch ungerecht verteilt ist.

Durch die Klimaerwärmung verstärken sich in vielen Regionen die Regenfälle, in anderen veröden immer mehr Landstriche, teilweise sind ganze Länder davon bedroht. Zudem steigt die Weltbevölkerung jährlich um ca. 80 Millionen Menschen, die dann geschätzte 64 Milliarden Kubikmeter Wasser zusätzlich jährlich verbrauchen. Der Natur werden mittlerweile mehr Wasser entnommen als sie bereitstellen kann.

In Deutschland verbrauchen wir ca. 127 Liter Wasser täglich, andere Regionen bringen es auf 200 Liter und mehr. Laut einigen Quellen im Internet reichen 20 Liter pro Kopf aus für ein gesundes Leben.

Und was hat das mit uns Seglern zu tun? Viel, wie ich meine. Denn die salzige Spielwiese ist unser zuhause. An Bord der Tara stehen mir täglich 5 bis 10 Liter Frischwasser zur Verfügung, auf langen Seestrecken nur 2 – 3 Liter. Klar könnte ich die Wasserhähne bis hinten aufdrehen, doch dann wäre der 320 Liter Tank schnell leer. Wasserbesorgung ist auch für uns Segler auf den Weltmeeren eine regelmäßige, teils mühselige Beschäftigung.

Direkt trinkbares Wasser ist manchmal schwer zu finden. Oft ist das Wasser in den Ländern die wir bereisen stark chlorhaltig, zudem kommt es oft aus fragwürdigen alten Leitungen. Dieses Wasser ist okay zum Duschen und Spülen, beim Zähneputzen hört es dann schon auf. Reines Trinkwasser ist teuer, in Brasilien kostete der Liter Wasser zwischen 12,5 Cent und 25 Cent pro Liter und Region. Das macht 40 bis 80 Euro pro Tankfüllung auf der Tara. In der Karibik liegen die Preise zwischen 30 und 90 Cent aus einer 5 Liter Trinkflasche. Wenn ich also den Wassertank damit voll machen würde lägen die Preise bei 96 bis 288 Euro. Auf einigen Inseln gibt es Tankboote, die das Wasser direkt ans Boot liefern, hier liegen die Preise zwischen 7 und 16 Cent, was wieder ein vertretbarer Preis für das kostbare Nass ist.

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Auf Itaparica, einer Insel in der Bucht von Salvador de Bahia in Brasilien füllte ich an einem Brunnen mein Wasser auf. Dort gab es das gesündeste und leckerste Wasser Brasiliens, wo man durch jeden Schluck täglich jünger werden sollte. Gesund und lecker war es auf jeden Fall und dann auch noch kostenlos. Hunderte Menschen holten dort täglich ihr Wasser. Ich schleppte 400 Liter Wasser an drei Tagen an Bord der vor Anker liegenden Tara, und das bei 35 Grad Hitze.

Dabei hatte ich nur den Bruchteil einer Vorstellung dessen, was in einigen Regionen der Welt Frauen und oft auch Kinder täglich leisten, wenn sie teils stundenlang laufen müssen um einen Kanister Süßwasser von einem Brunnen zu bekommen.

Bisher halte ich eine Seewasserentsalzungsanlage auf der Tara noch für unnötig, da ich vor diesem mehr an Technik scheue. Dazu sind die Preise für eine lohnende Anlage zu hoch. Anlagen die weniger als 40 Liter in der Stunde machen halte ich für zu klein und sind auch nicht wirklich günstig. Der Stromverbrauch der Anlagen liegt bei ca. 1 Ampere pro Liter pro Stunde, d.h. eine 50-Liter Anlage braucht auch ca. 50 Ampere in der Stunde. Das ist nicht wirklich aus unseren Batterien herausholbar, so dass immer der Motor mitlaufen muss, um über die Lichtmaschine den Strom zu erzeugen.. Größere Anlagen kommen dann schon wieder nicht ohne einen Stromgenerator aus, so dass die Technik immer mehr und immer teurer wird.

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Wenn ich also jeden Monat eine Tankfüllung für 50 Euro (16,5 Cent/Liter) kaufen müsste würde sich die Anlage nach 15 Jahren amortisiert haben, ohne die ganze Wartung, Filter und Ersatzteile.

Diesen Luxus an Wasser möchte ich mir nicht erlauben, so verführerisch er auch sein mag. Abertausende von Seglern sind um die Welt gezogen ohne so eine Anlage. Sie lebten sparsam mit dem Wasser was sie hatten und fingen z. B. Regenwasser auf, nutzten Quellen und Wasserfälle und waren damit der Natur wieder näher als wenn man einen Hebel umlegt und brennbare Fossile vergeudet, die wieder zur Klimaerwärmung beträgt.

Inseln unter dem Regenbogen

Wenn man nicht weiß worüber man schreiben soll, dann hilft einem das Wetter oft weiter. Wenn ich daran denke wie es südlich des Äquators war, dann bekomme ich noch Hitzepickel. Damit meine ich nicht Patagonien, da hatten wir auch 4 Tage Schneefall am Ankerplatz, sondern Brasilien. Brasilien war schon mächtig schwül heiß und aphrodisierend. Temperaturen unter 30 Grad im Schiff gab es nicht. Die Hitze wirkte sich auch auf die Bekleidung aus. Je kleiner die Wäsche desto teurer wurde sie gehandelt, wobei das wenige oft auch noch unter Hautfalten verborgen lag, so dass die Phantasie oft auch nichts vermutete.

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Hier in der Karibik sind die Temperaturen angenehm, klar wir haben auch Winter, d.h. Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad, dabei bläst immer ein schöner Passatwind zwischen 4 und 5, manchmal auch 6 Beaufort, (Windgeschwindigkeit zwischen 20 und 50 km/h). Schwitzen tut man dabei auch, nur nicht so stark. Die Stromversorgung freut sich auch, denn der Windgenerator erzeugt immer ordentlich Strom, so dass kaltes Bier am Abend garantiert ist.

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Der Passatwind bringt auch oft große feuchte Haufenwolken (Stratocumulus) mit sich, wo auch immer wieder etwas Regen drin steckt. Da die Wolken immer auch in Verbindung mit der Sonne auftreten, also selten der Himmel ganz bedeckt ist, bekommt man immer wieder die schönsten Regenbogen zu sehen. So viele wie hier in der Karibik habe ich noch nie gesehen.

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Ob von einem Horizont zum anderen oder im Doppelpack oder sogar in der waagerechten. Die Vielfalt dieses atmosphärischen-optischen Phänomens ist bezaubernd und jeder lieb ihre Ähnlichkeit mit den Spektralfarben zu sehen und so werden die karibischen Inseln auch „Inseln unter dem Regenbogen“ genannt – zumindest von mir!!!

Fluch der Karibik

Eigentlich bin ich jetzt dort wo ich gar nicht hin wollte, nämlich in der Karibik. Meine Reise sollte ja ums Kap Hoorn gehen und dann in den Pazifik. Patagonien und die Südsee waren das Ziel meiner Träume. Gut, Patagonien habe ich auf der Outer Rim bereist, eine tolle Erfahrung mit 4 Kindern, davon werde ich später mal berichten. Doch warum bin ich dann in der Karibik gelandet, wenn es doch von Angra dos Reis in Brasilien, wo die Tara lag, näher über Patagonien nach Tahiti war als über den Umweg Karibik? Die Gründe sind vielfältig, zum einen hätte ich noch ein Jahr länger in Brasilien bleiben müssen, da die Saison in Patagonien nur 4 Monate dauert, zum anderen war ich schon zwei mal in Patagonien und plötzlich reizte Kuba. Es hieß, dass man dort sein sollte bevor die Amerikaner direkt nach Kuba fliegen konnten.

Auch diesen Zeitplan, es dieses Jahr zu machen, habe ich nun über Bord geworfen. Ich brauche etwas Ruhe und bin ja auch nicht gehetzt. Zu dem wäre es schade die „Inseln unter dem Wind“ im Schnelldurchgang zu bereisen.

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Ich wollte nicht in die Karibik, weil ich wusste, dass sie überfüllt und teuer ist, dass sie kriminell und unfreundlich sein soll. Und siehe da, viele sind tatsächlich enttäuscht und fluchen über die Karibik. Sie sind mit einer anderen Erwartungshaltung hierher gekommen und werden nun mit der Realität konfrontiert. Keiner wartet hier auf einem, alle gehen in der Masse unter, die Preise sind bis viermal so hoch wie bei uns und alles ist reglementiert. Willkommen in der Moderne! Wer hier die Einheimischen im Bassröckchen mit Blumen in den Haaren erwartet hat sollte weiter alte Bücher lesen.

Doch wie ist es wirklich hier? Ich würde mal sagen, ganz normal. Die Einheimischen waren bisher alle sehr freundlich, auch Zoll und Immigration machen hier ihre Arbeit und sind dabei noch sehr geduldig und entspannt mit den Seglern, die immer wieder Fehler in den Einklarierungsbögen machen. Die Preise sind heftig, für Charterboote erträglicher als für Langfahrtsegler. Die Mooringbojen kosten bis zu 20 Dollar am Tag und eine 5-Liter Wasserflasche bis 5 Dollar.

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Und wie ist es mit den Vorurteilen? Nehmen wir als Beispiel Saint Vincent. Alle hatten gewarnt dorthin zu segeln, dazu gibt das Auswärtige Amt Warnungen heraus und auch der Revierführer ( 10 Jahre alt) äußert bedenken. Die Einheimischen gelten als Rassistisch und lehnen die Touristen ab, dazu gibt es nächtliche Überfälle auf Yachten und dann wurde auch noch im letzten Jahr ein Deutscher in der Wallilabou Bay ermordet. Und genau dort hatten wir geankert. Dort wo der Film „Fluch der Karibik“ gedreht wurde. Was war im März letzten Jahres passiert? Aus meinen Recherchen las ich, dass es sich um eine tragische Verwechslung gehandelt haben soll. Ein einheimischer gehörnter Ehemann ging nachts versehentlich auf die falsche Yacht und hat dann den deutschen Skipper erschossen, der auch eine Waffe in der Hand gehabt haben soll. Dies ist natürlich sehr tragisch, doch eher eine Beziehungstat als ein willkürlicher Überfall.

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Was wir aus der Wallilabou Bay mitnehmen ist eher positiv. Die Bootboys wollen natürlich helfen und auch dafür entlohnt werden und das ist auch okay, dabei waren sie freundlich und haben auch ein „nein“ akzeptiert. Im Dorf waren die Leute sehr nett, der Rasta der Bananen für wenig Geld verkaufte ließ sich gerne Fotografieren, genauso wie der Krämer in seinem Laden, wo wir dann auch Rum kauften.

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Und dann war da noch die Sachen mit Gabi. Gabi hat auf dem Berg ihr Handy auf einer Mauer liegen lassen und dies erst entdeckt, als wir wieder in der Wallilabou Bay waren. Sie ging mit Anja zurück und fragten beim Krämer nach und auch an dem Obststand. Ein Junge bot seine Hilfe an und ging mit den Mädels. Dabei rief er von seinem Handy Gabis Nummer an und siehe da – eine Frau ging ans Telefon und sagte, das sie das Handy gefunden hat und sie könnten es bei ihr abholen, was sie dann auch taten. Alle Ehren wert dieses verhalten und auch wieder ein Beispiel dafür das man nicht alle über einen Kamm scheren sollte. Ich sprach noch mit einem Taxifahrer und auch er meinte, dass es sehr sicher bei ihnen sei und das die tragische Ermordung des Deutschen viele Fragen aufgeworfen hat und den Einheimischen viele Vorurteile eingebracht habe.

Mitsegler – zwischen Freud und Plage!!!

Um es vorweg zu nehmen, dies ist keine eigene repräsentative Studie über meine Mitsegler. Wie könnte das auch sein, denn das Verhältnis von männlichen und weiblichen Mitsegler liegt bei 10 : 1 für die Frauen; und Frauen sind ja so anders als die Männer, oder?

Skipper sind natürlich auch grundverschieden und haben unterschiedliche Schmerz- und Toleranzgrenzen. Ein holländischer Skipper erzählte mir, das er es am liebsten hat wenn die Leute unten im Schiff sitzen und saufen, da können sie oben nichts kaputt machen und fallen nicht über Bord, andere haben auf See absolutes Alkoholverbot, so dass Mitsegler sich beschweren, das sie noch nie so einen trockenen Törn gesegelt sind, wo es nichts zu saufen gab.

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(Entspannte Mitsegler sind dem Skipper am Liebsten!!!)

Dann gibt es da die gestandenen Seeleute, tausend Jahre Erfahrung, Orkane getrotzt und hunderte male durch gekentert, denen bei der ersten Böe das Essen aus dem Gesicht fällt und einem dann mit großen Glubschaugen versichern, dass ihnen das noch nie passiert sei. Röchelnd greifen sie dann nach dem erstbesten Gefäß um ihren Mageninhalt oral zu verklappen, ob Spülschlüssel, Eimer oder Waschbecken, Hauptsache ein anderer macht die Sauerei weg. Die, die es bis ans Deck geschafft haben, geben sich dann größtmögliche Mühe alles zu treffen was zu treffen ist. Sie wollen zeigen; guck mal wie schlecht es mir geht. Da wird das Deck, die Reling, Schoten, Klampen und Blöcke besudelt, so dass der Skipper, so hart gesotten er sein mag, selber den Brechreiz bekommt.

Als Mitsegler betritt man die heiligen Gemächer der Skipper. Und auf engstem Raum fallen oft auch alle Tabus. Da wird beim Frühstück über den letzten Stuhlgang philosophiert, so dass das Nutellabrot plötzlich bittere Geschmacksstoffe bekommt, da liegen die Beine auf dem Tisch oder die Füße stützen die „einsturzgefährdeten“ Schrankwände oder man setzt sich mit triefenden Salzwasserhosen auf die Polster. Da werden Grenzen ausgelotet!

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Und dann gibt es da noch die Goldstücke! Keine Erfahrung, noch nie auf dem Schiff gewesen und bewegen sich am Bord mit einer Selbstsicherheit und einem Selbstverständnis das das Skipperherz Freudensprünge macht. Sie kochen, putzen, spülen, halten Ordnung und hören dem Skipper aufmerksam zu und stellen berechtigte Fragen und sind konzentriert bei der Sache. Sie strahlen und bringen ihre ansteckende Freude zum Ausdruck. Und die, die entschädigen wieder für alle anderen und stellen ein altes arabisches Sprichwort in Frage, das besagt, das Fisch und Freunde nach drei Tagen stinken.

An Bord der Tara gibt es bisher keinen Mitsegler/in den ich nicht noch mal mitnehmen würde, denn wir alle haben gewisse Eingenarten die innerhalb der Toleranzgrenze sind, außer die Langzeitmitsegler – die wirkliche Plage. Sie sind immer sichtbar, knabbern alles an und lassen die Reste zur Entsorgung liegen, sind zu nichts nütze und verkrümeln sich am liebsten, kosten Zeit und Aufmerksamkeit und auch noch Geld. Sie schleichen sich ein, ungefragt und treten dann in Massen auf. Diese waren Kakerlaken bekommt jeder früher oder später mal an Bord oder auch Ameisen, die sich wie die Maden in die Nahrungskette einschleichen.

Als Gast auf einer österreichischen Yacht kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus, das ganze Schiff war voller Kakerlaken und mir drängte sich die Wahrscheinlichkeit auf, das sie dort als Proteinbeilage gehalten wurden. Sie krabbelten über den Frühstückstisch, an den Wänden, über dem Herd, am Boden und im Bad. Wahrscheinlich teilten sie auch das Bett. Lapidar meinte der Skipper, er müsste langsam mal wieder was tun.

An Bord der Tara hatte das Ungeziefer einen hartnäckigen Gegner und so leid es mir um jedes Lebewesen tut, die Mitsegler suche ich mir selber aus und trage auch für sie die Verantwortung!

Paranoia?

Es ist schon eigenartig, da haben wir wünsche und streben danach und haben wir uns unsere Wünsche erfüllt dann wollen wir sie konservieren und schützen und haben Angst davor etwas zu verlieren – und damit verlieren wir auch wieder ein Stück Freiheit.

Als Beispiel dazu habe ich mir ein neues Beiboot gekauft, da das alte Altersschwächen aufwies und auseinander zufallen drohte. Jetzt ist so ein Beiboot allerdings auch eine Notwendigkeit, denn sonst kommt man nicht an Land und kann auch keine Kontakte zu anderen Leuten pflegen.

Da hat man nun so ein schönes neues Dinghi und man hängt dann auch noch einen neuen Motor dran und schon geht die Angst umher es zu verlieren.

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Auf den Kap Verden hat man mir mein Dinghi gestohlen und den Motor demontiert, den ich erst 14 Tage besaß. Also bin ich ein gebranntes Kind. Das neue Set will ich nun beschützen, hegen und pflegen. Und damit fängt man an viel Zeit darin zu investieren. So versuche ich nun seit Tagen eine Diebstahlversicherung dafür zu bekommen und suche im Internet nach Möglichkeiten. Alle „üblichen verdächtigen Versicherungen“ habe ich nun angeschrieben oder angerufen, doch für die Karibik gibt es kein Versicherungsschutz nur für ein Dinghi. Auch nicht bei den hiesigen französischen Versicherungen. Ein Dinghi wird nur versichert in Verbindung mit der Yacht, doch da fängt das neue Problem an. In der Regel muss ein Wertgutachten her, der Wert muss über 100.000 Euro liegen, Einhandsegler sind in der Regel nur in den ersten 24 Stunden versichert und ob dann die Versicherung am Ende bezahlt ist fraglich. Dazu liegen die Prämien bei ca. 3500 Euro bei 3000 Euro Eigenbeteiligung, wobei viele Versicherungen nur den Zeitwert erstatten. Also bei meiner acht Jahre alten Elektronik ca. 100 Euro oder so.

Versicherungen helfen also nicht weiter und statt zu sichern verunsichern sie auch noch. Ich habe in den letzten Jahren über 10.000 Euro Versicherungsprämie „gespart“ und wenn man dann noch die Eigenbeteiligung dazurechnet, dann kann ich jedes Jahr ein neues Dinghi samt Motor kaufen oder meine Elektronik austauschen.

Das wollen wir Langfahrtensegler aber auch nicht, da die meisten „low budget sailor“ sind, also auf einem schmalen Fuß leben. Also macht man sich Gedanken über Sicherheit und Alarmsysteme, um Langfingern das Leben schwer zu machen und sie abzuschrecken. Da werden dicke Ketten und Schlösser durch die Gegend gefahren, die Dinghis und Außenborder nachts aufs Deck gelegt oder auf die Seite hochgezogen, Kontaktalarme angebracht, (die dann nachts bei Wind versehentlich auslösen) und jeder wird misstrauisch beäugt, der auch nur einen Blick auf das neue Gefährt wirft. Man traut sich kaum noch Einkaufen oder in ein Restaurant zu gehen, weil einem die Unbeschwertheit verloren geht, die Angst um das neue Eigentum ist mächtig. Andere könnten nach dem Streben was man sich nach eigenem Streben erfüllt hat.

Leider ist Dinghi- und Außenborderdiebstahl weltweit gang und gebe, genauso wie Einbrüche in Deutschland. In unserm unscheinbarem Haus wurde gezielt eingebrochen und alle meine Maschinen gestohlen. Die Versicherung (DEVK) hat sich verweigert, mit der Begründung das keine Einbruchspuren gefunden wurden. Nun hat man in meine Garage eingebrochen und gezielt das gute Fahrrad, welches ich von meinem Bruder bekommen habe, gestohlen.

Soll man jetzt zulassen, das man Paranoid wird? Besser nicht – und darum fahre ich nun auch noch das alte Schlauchboot und den alten kaputten Außenborder spazieren, um, falls die Alarmsysteme versagen, auf altbewährtes zurückgreifen zu können!

Und das Motto heißt weiter: Lock it or lose it!!!