Um es vorweg zu nehmen, dies ist keine eigene repräsentative Studie über meine Mitsegler. Wie könnte das auch sein, denn das Verhältnis von männlichen und weiblichen Mitsegler liegt bei 10 : 1 für die Frauen; und Frauen sind ja so anders als die Männer, oder?
Skipper sind natürlich auch grundverschieden und haben unterschiedliche Schmerz- und Toleranzgrenzen. Ein holländischer Skipper erzählte mir, das er es am liebsten hat wenn die Leute unten im Schiff sitzen und saufen, da können sie oben nichts kaputt machen und fallen nicht über Bord, andere haben auf See absolutes Alkoholverbot, so dass Mitsegler sich beschweren, das sie noch nie so einen trockenen Törn gesegelt sind, wo es nichts zu saufen gab.
(Entspannte Mitsegler sind dem Skipper am Liebsten!!!)
Dann gibt es da die gestandenen Seeleute, tausend Jahre Erfahrung, Orkane getrotzt und hunderte male durch gekentert, denen bei der ersten Böe das Essen aus dem Gesicht fällt und einem dann mit großen Glubschaugen versichern, dass ihnen das noch nie passiert sei. Röchelnd greifen sie dann nach dem erstbesten Gefäß um ihren Mageninhalt oral zu verklappen, ob Spülschlüssel, Eimer oder Waschbecken, Hauptsache ein anderer macht die Sauerei weg. Die, die es bis ans Deck geschafft haben, geben sich dann größtmögliche Mühe alles zu treffen was zu treffen ist. Sie wollen zeigen; guck mal wie schlecht es mir geht. Da wird das Deck, die Reling, Schoten, Klampen und Blöcke besudelt, so dass der Skipper, so hart gesotten er sein mag, selber den Brechreiz bekommt.
Als Mitsegler betritt man die heiligen Gemächer der Skipper. Und auf engstem Raum fallen oft auch alle Tabus. Da wird beim Frühstück über den letzten Stuhlgang philosophiert, so dass das Nutellabrot plötzlich bittere Geschmacksstoffe bekommt, da liegen die Beine auf dem Tisch oder die Füße stützen die „einsturzgefährdeten“ Schrankwände oder man setzt sich mit triefenden Salzwasserhosen auf die Polster. Da werden Grenzen ausgelotet!
Und dann gibt es da noch die Goldstücke! Keine Erfahrung, noch nie auf dem Schiff gewesen und bewegen sich am Bord mit einer Selbstsicherheit und einem Selbstverständnis das das Skipperherz Freudensprünge macht. Sie kochen, putzen, spülen, halten Ordnung und hören dem Skipper aufmerksam zu und stellen berechtigte Fragen und sind konzentriert bei der Sache. Sie strahlen und bringen ihre ansteckende Freude zum Ausdruck. Und die, die entschädigen wieder für alle anderen und stellen ein altes arabisches Sprichwort in Frage, das besagt, das Fisch und Freunde nach drei Tagen stinken.
An Bord der Tara gibt es bisher keinen Mitsegler/in den ich nicht noch mal mitnehmen würde, denn wir alle haben gewisse Eingenarten die innerhalb der Toleranzgrenze sind, außer die Langzeitmitsegler – die wirkliche Plage. Sie sind immer sichtbar, knabbern alles an und lassen die Reste zur Entsorgung liegen, sind zu nichts nütze und verkrümeln sich am liebsten, kosten Zeit und Aufmerksamkeit und auch noch Geld. Sie schleichen sich ein, ungefragt und treten dann in Massen auf. Diese waren Kakerlaken bekommt jeder früher oder später mal an Bord oder auch Ameisen, die sich wie die Maden in die Nahrungskette einschleichen.
Als Gast auf einer österreichischen Yacht kam ich aus dem Staunen nicht mehr heraus, das ganze Schiff war voller Kakerlaken und mir drängte sich die Wahrscheinlichkeit auf, das sie dort als Proteinbeilage gehalten wurden. Sie krabbelten über den Frühstückstisch, an den Wänden, über dem Herd, am Boden und im Bad. Wahrscheinlich teilten sie auch das Bett. Lapidar meinte der Skipper, er müsste langsam mal wieder was tun.
An Bord der Tara hatte das Ungeziefer einen hartnäckigen Gegner und so leid es mir um jedes Lebewesen tut, die Mitsegler suche ich mir selber aus und trage auch für sie die Verantwortung!