Von Guarapari nach Buzios

Guarapari hatte nicht wirklich viel zu bitten, die großen Städte an der Küste sind austauschbar. Nette Strände entlang einer Hochhauspromenade, darum hielt mich nicht soviel dort. Ich habe Lust auf klares Wasser in einer grünen Bucht, wo man am Morgen einfach sich so ins Wasser fallen lassen kann und Buzios hörte sich da schon vielversprechender an.

Das ich das Ziel knapp verfehlte hatte ich ja schon geschrieben, doch der Weg dorthin hatte es auch schon in sich.

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Morgens um 5 Uhr 30 bin ich ausgelaufen, wie ich es am liebsten mag. Hinein in die aufgehende Sonne und man nutzt das Sonnenlicht voll aus, was in den Tropen nur 12 Stunden am Tag scheint.

Die gut 160 Meilen sollten mich auch bei Tag in Buzios ankommen lassen. Da war es wichtig das ich wie immer speed machte. Ich entschied mich für den Genacker und alles lief soweit gut an einem recht trüben Tag. Gegen Mittag tat sich was. Im Westen bildete ich eine mächtige Böenwalze mit einem ausgeprägten Tief dahinter. So eine Böenwalze bringt an seiner Front erst einmal drehende Winde, meist nicht so stark. Da ich immer noch Nordostwind hatte machte ich mir nicht soviel sorgen, doch dann kam das Ding immer näher. Als ich mich entschied, den Genacker herunter zu holen, da es auch noch anfing zu regnen, machte mir Murphys Law wieder zu schaffen und sorgte für einen nicht reibungslosen Ablauf.

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Der Wind drehte plötzlich schneller als erlaubt und damit auch der Genacker, der sich uns Vorstag zu drehen drohte. Ich schmiss die Genackerschot los, ging aufs Vorschiff und zog an die Leinen des Bergeschlauchs. Auf halber Höhe blieb die Leine hängen, da sie sich vertörnt hatte. Ich löste also schnell das Fall, um das große Tuch zu bändigen, doch dabei glitt es mir durch die Hände und ein Teil des Genackers landete im Wasser. Glücklicherweise hatte ich es dann doch noch schadlos an Deck bekommen, doch es ärgerte mich schon das so etwas mal wieder im ungünstigsten Augenblick passierte. Der Wind hatte schnell von Nordost über Nord auf West gedreht und dann schnell weiter auf Süd. Ist klar, dachte ich mir. Auf die Nase, was sonst.

Um mich herum regnete es in Strömen und es Blitze und donnerte grell und laut, das ich schon die Sekunden dazwischen zählte, um den Abstand einzuschätzen wie weit die Einschläge entfernt sind, denn ein Blitzschlag ins Schiff würde sämtliche Elektronik durch schmoren lassen.

Der Wind war nicht besonders stark, so nutzte ich die schwache Phase um die Batterien zu landen und fuhr unter Motor weiter, in der Hoffnung, das der Wind bald wieder aus Nordost wehen sollte.

Den Kurs veränderte ich soweit, dass es mich unter Motor durch die Untiefen bringen sollte, die vor uns lagen. Unter Segeln wäre ich außen herum gefahren, doch unter Motor konnte ich uns kontrolliert besser auf den kürzesten Weg dadurch bringen.

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Die Nacht war wegen der vielen Fischer wieder etwas anstrengender. Sie benutzen verschiedenen Systeme. Die meistens Trawlern, das heißt sie ziehen die Netze hinter sich her. Wenige legen aber auch Treibnetze aus, die durch Blinklichter markiert sind. Ein Fischer sprach mich plötzlich in der Nacht an, als ich kurz vor seinen Netzen war. Im letzten Moment steuerte ich von Hand um ihn herum um nicht über seine Netze zu fahren. Platt vorm Lacken nahm ich auch noch schnell das Großsegel weg, damit ich keine Patenthalse fuhr.

By the Way: Auf dem weiterem Weg nach Buzios zeigte das Echolot im tiefen Wasser zwischenzeitlich nur 6 m Wassertiefe an. Ich erschrak, setzte dann aber schnell meine gefährlichste Waffe ein, von der ich nur selten Gebrauch machte – nämlich meinen Verstand! Schnell kam ich zu dem Schluss, dass es sich um ein U-Boot der brasilianischen Marine handeln musste, die kontrollieren, ob ich Alkohol und Zigaretten am Kiel schmuggle. Dem war natürlich nicht so. Rauchwaren mag ich nicht und die Hausbar der Tara ist voll genug. Überprüfen konnte ich natürlich meine Aussage nicht, doch wie ich mich kenne wird es schon stimmen. Letztendlich war es aber auch egal, denn schnell war die Tiefenangabe auf den Instrumenten wieder gestrichelt und so brauchte ich auch keinen Gebrauch von meinem Verstand machen.

Und so ging es weiter nach Buzios, was ich ohne Verstand auch verfehlte. (Siehe: „Oh,Oh!“)

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