Von den Abrolhos nach Guarapari

Auf den Abrolhos musste ich auf den passenden Wind warten, um die 200 Meilen bis Guarapari in Angriff zu nehmen, da er meistens flau aus allen Richtungen kam. Nach 6 Tagen sollte er endlich etwas beständiger aus Nordost kommen. Ich entschied mich sofort für den Spinnaker. Viele scheuen das bunte Vorsegel, weil es mit einem Spibaum gefahren werden muss und letztendlich auch wegen seiner Größe, die bei auffrischenden Wind gebändigt werden muss. Auf direkten Vorwindkursen sorgt aber gerade der Spibaum für die Stabilität des Segels und er schlägt weniger als der Genaker.

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Wie auch immer, er tat einen guten Job und ich segelte auch die Nacht über mit ihm weiter. Die Aries steuerte ihren Kurs und ich widmete mich wieder der Gitarre und versuchte laut und schrill singend der Gitarre saubere Töne zu entlocken.

Während einer Pause schwamm eine Gruppe von Delfinen auf Tara zu und sie fingen an spielerisch auf der Bugwelle zu schwimmen. Ich dachte mir, okay dann seit ihr heute mein Publikum, rannte mit der Gitarre zum Bug und fing an zu spielen. Und siehe da, die Jungs flippten komplett aus. Sie fingen an in der Luft Saltos zu schlagen und sich dreifach um ihre eigene Längsachse zu drehen. Einer schwamm rücklings durch das Wasser, als wolle er sagen, komm Kraul mir den Bauch, doch dafür hatte ich keine Hand frei.

Ähnlichen Erfolg hatte ich schon einmal mit einer Gruppe Doraden, die gleichermaßen wie die Delfine ausflippten. Als Dank für meine Spielkunst hielt ich ihnen noch schnell den Angelköder unter die Nase und binnen 5 Sekunden zappelte die Belohnung im Cockpit vor lauter Freude bald in der Pfanne liegen zu dürfen. Dies war natürlich meine eigene freie gewissen beruhigende Interpretation.

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Am nächsten Morgen verweigerte der Wind wie üblich für ein bis zwei Stunden seinen Dienst. Ich holte die schlagenden Segel herunter und fuhr unter Motor langsam weiter. Plötzlich bemerkte ich weiße Flecken auf dem Wasser, die ich anfänglich für kräuselndes Wasser hielt. Als ich erkannte, dass es sich um selbstgebastelte Styroporschwimmer eines Fischernetzes handelte und das gerade unter Tara durchgezogen wurde, war es schon zu spät. Die Fahrt verlangsamte sich zunehmend und die Styroporschwimmer folgten im gleichbleibenden Abstand der Tara. Ich kuppelte sofort den Motor aus und hoffte, das sich das Netz nicht in dem Propeller verwickelt hatte.

Ich musste also auf offener See ins Wasser, dabei trug es nicht zu meiner Beruhigung bei, das ich eine Stunde vorher noch in Frank Schätzings Buch „Nachrichten aus einem unbekannten Universum“ Geschichten über den Weißen Hai und seinen Artgenossen gelesen habe. Die waren zwar ganz lustig verpackt, doch wusste ich ob die brasilianischen Haie nicht im zu heißen Badewasser Anormalitäten entwickelt haben?

Ich nahm die komplette Fahrt aus dem Schiff und machte meine ABC-Ausrüstung (Schnorchelutensilien) klar und hoffte, dass die Haie im Gegensatz zu mir schon gefrühstückt hatten. Dann stieg ich in die tiefblauen Fluten des unbekannten Universums, weit draußen alleine im unendlichen Nichts. Das Land unter mir war 500 m entfernt. Da herrscht ewige Dunkelheit, da war das sonnengeflutete Blau um mich herum schon einladender. Das Anhängsel war letztendlich schnell entfernt, denn das Seil vom Netz hatte sich nur am Skeg (festes Teil am Rumpf, woran das Ruderblatt befestigt ist) verfangen. Das war mir natürlich nur recht so, da wahrscheinlich das stampfende Heck eines Schiffes mindestens so gefährlich ist wie ein hungriger Hai. Also, ich war genauso schnell wieder aus dem Wasser wie ich reingekommen bin. Und dafür die ganze Angst, das hat sich nicht gelohnt, dachte ich tapfer und wollte es beim nächsten Mal bei einer ordentlichen Portion Respekt belassen! Schauen wir mal!

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Guarapari empfing mich mit einer vom Atlantik aus weit offenen Bucht und wie schon mittlerweile gewohnt fielen meine Tacktick-Instrumente, die über Funk die Daten vom GPS und Echolot bekommen, aus. Ich war in der Weite der Bucht die einzige Yacht und vorm Strand zu Ankern schien mir durch die mächtige Atlantikdünung zu unruhig. Ich schob Tara unter Schleichfahrt den Fluss hinauf, der schmal und mit Sandbänken gespickt ist, bis ich eine Tankstelle für die Fischer fand und tankte Tara voll und ließ bei mir schnaubend langsam den Adrenalinspiegel sinken.

Danach ging ich an derLancha von Carlos längseits und hatte so einen sicheren Liegeplatz im Fluss, der mit bis zu 3 Knoten strömte.

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