Von der Ilha Tinharé bin ich 300 Meilen weiter südlich zu den Abrolhos-Inseln gesegelt. Die Überfahrt war mit Etmalen von 130 und 125 Meilen recht zügig und problemlos. Nur die Fischerboote, die in der Nacht weit draußen auf dem Meer Fischen störten die Nachtruhe. Die Flachwassergebiete ziehen sich teils bis zu 50 Meilen raus auf dem Meer und fallen dann steil ab auf 1000 bis 2000 m.
Ich erreichte das Abrolho-Archipel am frühen Mittag des dritten Tages. Der Name Abrolhos soll eine Warnung sein und stammt von „abra los oyos“ ab, was heißt „Öffne deine Augen“!
Verwunderlicher weise gibt es in Brasilien noch immer weiße Flecken auf den Seekarten, da nicht alles Vermessen ist. Meistens findet man diese nicht vermessenen Stellen in der Nähe von Flussmündungen. Nur Einheimische wagen sich dort hin. Auf den Abrolhos ist zwar das meiste vermessen, doch die Seekarten warnen vor einzelne Korallenköpfe die unterhalb der Wasseroberfläche sind und man soll die Augen offen halten.
Die Ankunft war problemlos und ich packte eine Mooringboje, da man in diesem Naturschutzgebiet nicht ankern soll. Ich war alleine. Von der Navi, die auf den Inseln stationiert ist, war keine Spur und auch von den Naturschützern war nichts zu sehen.
Ich sprang erst einmal ins Wasser und genoss die Abkühlung. Endlich wieder schwimmen im klaren Wasser. Zur Begrüßung schaute mich erst einmal eine Schildkröte an. Was ist das, schien sie zu denken und tauchte erst einmal wieder ab. Ich bin ungefährlich, dachte ich noch, doch sie war schon weg. Auf den Abrolhos-Inseln darf weder geankert, noch gefischt werden und Tauchen darf man nur in Gruppen mit Genehmigung, das gleiche gilt für das Betreten der Inseln. Von daher führen die Tiere und Fische Über.- und Unterwasser ein einigermaßen sicheres Leben außerhalb der menschlichen Nahrungskette.
Ich hatte keine Genehmigung für irgendwas, doch ich wollte ja auch nur schnorcheln und die Stille genießen. Ich hängte meine Hängematte am Vorschiff auf und sah am ersten Abend einen spektakulären Sonnenuntergang hinter den Silhouetten der Nachbarinseln Redonda und Siriba. Danach sah ich dann die hellste Sternschnuppe meines Lebens. Mir kam es vor als ob eine 1000 Watt Birne direkt über mich flog. Sie erhellte in ihrem Schweif den Nachthimmel und verglühte dann in der Atmosphäre.
Am nächsten Morgen schaute Vitor und Egno von den Naturschützern vorbei und begrüßten mich auf den Abrolhos. Sie luden mich ein am nächsten Morgen mit zur Insel Siriba zu fahren und dort einen Rundgang zu machen. Das war eine nette Überraschung.