Nach dem ersten Besuch von Bahia (so wird Salvador kurz von den Einheimischen genannt) hatte ich nicht das Gefühl das es unsicher ist, wenn man die normale Vorsicht walten lässt und entschloss mich beim Abholen der Relingsstütze meine Kamera mitzunehmen und den ganzen Tag dort zu verbringen und zu fotografieren. Jetzt gehöre ich auch sonst nicht zu den ängstlichen Personen, habe aber etwas gegen den Großstadtdschungel, das Gedränge und den Kommerz.
Durch die entspannteren Tage in Itaparica, wo ich meistens am Schiff arbeitete, war ich voller Elan um mich in das Getümmel zu werfen. Bahia hatte die Nachwehen vom Karneval zu verdauen und war noch bunt geschmückt. Farbige Flatterbänder säumten die Straßen von Pelourinho, große Figuren waren aufgestellt und Blumen säumten die Gassen. Geschäftiges treiben beherrschte das Stadtbild schon am frühen morgen und das alles unter dem wachsamen Auge der Polizei. Die alten Kolonialhäuser waren bunt renoviert und sahen einladend aus, doch wie es im inneren dann tatsächlich aussieht geht niemanden was an der von außerhalb kommt.
Cafés und Restaurants stellten ihre Stühle und Tische auf den Straßen und priesen durch ihre Angestellten für saftige Preise ihre Angebote, die das Tagesbudget eines einfachen Seglers sprengen. Einfache Stände boten Früchte und Gebackenes an, Vitamine neben Fett, Kontraste überall, arm neben reich, alt und modern, Einheimisch oder Tourist, schwarz oder weiß.
Ich suchte die Straße in der ich früher ein Zimmer hatte und damit hatte ich wieder die geliebte Aufgabe, mir die Stadt durch eine Suche zu erlaufen. Wenig erinnerte mich an damals, der Platz, an dem mir ein Möchtegern Taschendieb, auf dem ich schon ein Auge hatte, näher rückte kam mir viel kleiner vor. Den Möchtegern hatte ich damals angeschrien und gefragt, ob er irgendein Problem habe, worauf er sofort abhaute.
Bei meiner Suche lief ich durch die bunten Gassen bis ich endlich die Straße wieder fand wo ich anno dazumal wohnte und auch Michael Jackson „They Don´t Care About Us“ sang. Es hatte sich viel getan in den letzten Jahren und der Tourismus schien der Metropole fiel Geld in die Kassen gespült zu haben und man kann nur hoffen, dass auch ein Teil bei den Armen ankommt, die anscheinend erst gar nicht in solche Vorzeigestadtteile gelassen werden, denn Bettler gab es keine.
Irgendwann schlug es mich dann doch in eine der vielen Kirchen und zwar in die des Heiligen Francisco. Im Gegenzug zu seinen Lehren war sie prunkvoll und protzte mit Reichtum und Glanz. Als Tapete benutzte man Blattgold, dem man vorher wahrscheinlich einem Imker gestohlen hatte. Wie sich Menschen in solchen überladenen Häusern auf das wesentliche konzentrieren können ist mir ein Rätsel. Handwerklich finde ich sie immer unglaublich interessant. Die Marmorböden und -säulen, die barocken Bögen und außen die gefliesten Wände.
Der Hunger verschlug mich dann in ein Restaurant in einer Seitenstraße wo fast nur Einheimische essen gehen und dieses nach Gewicht bezahlt wird. Man schaufelt sich an einem reichlich gedecktem Buffet so seinen Teller voll wie man es mag und stellt dann seinen Teller auf eine Wage und bekommt den Preis auf einem Zettel geschrieben.
Den Nachmittag verbrachte ich dann noch mit Hans-Friedrich, den Bruder meines Segelfreundes Dieter, der z.Z. mit seinem Schiff in Südafrika ist. Dieter hatte den Kontakt hergestellt, da Hans einen Sprachkurs in Bahia machte und auch brasilianische Gitarrenmusik spielt, die er just for fun auf den kleinen Plätzen spielt. Ein schöner Tag in einer Stadt der Gegensätze!