Mit gebremstem Schaum!!!

Früh am Morgen, kurz nach Sonnenaufgang verließ ich den Hafen in Essaouira. Das Wetter war nicht gut vorhergesagt. Seit Tagen war es schon am Blasen. Essaouira ist die Stadt des Windes und macht diesem bei Skythern und Surfern berühmten Ort alle Ehre.

Den Papierkram hatte ich schon einen Tag vorher erledigt. Bei der Küstenwache wurde mir schnell eine gute Reise gewünscht, da man lieber lauthals miteinander diskutierte. Die Polizei stellte den Ausreisestempel einen Tag vor, damit ich selber frei entscheiden konnte wann ich auslaufen wollte und der Hafenmeister, der extra für mich an seinem freien Tag ins Büro kam erließ mir die Hafengebühr für die letzte Nacht (25 Euro) und überreichte mir noch eine Kappe und ein T-Shirt als Abschiedsgeschenk.

Das Meer empfing uns mit einer steifen Brise und ordentlichem Wellengang. Dies ist Spielwetter für die Tara und die Aries-Windsteueranlage steuert sie dabei so perfekt, dass es ein Genuss ist ihr dabei zuzuschauen. Der Seegang hatte sich bei 25 bis 35 Knoten Wind seit Tagen aufgebaut. Vor der Küste kam mir noch ein großer Fischer entgegen, dann war ich alleine in der Weite des Meeres. Bei anfänglich halbem Wind segelten wir nur mit der stark gerefften Genua mit 6,5 Knoten. Das war viel zu schnell, da ich nicht nachts in die Meerenge zwischen Lanzarote und La Graciosa einlaufen wollte. Ich musste die Fahrt reduzieren, doch Tara schien das nicht zu gefallen. Selbst als nur noch 4 Quadratmeter Genua sie vorantrieben segelte sie fast 6 Knoten im Schnitt. Der Wind spielte auch gegen meine Zeitplanung und blies zeitweise mit 40 Knoten. 35 Knoten waren angesagt, doch die hatte ich auf beiden unabhängigen Windmessern, dazu kam dann noch die eigene Geschwindigkeit von 5 bis 6 Knoten Fahrt bei Raumschotskurs.

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Es ist schon ein Witz, dass man auf einer Strecke von 240 Meilen so passiv segeln musste, das es bei dem Seegang von 2,5 bis 4 Metern schon fast wieder unangenehm von den Schiffsbewegungen wurde. Ich überlegte, ob ich vielleicht 30 Meilen vor der Küste von Lanzarote beidrehen sollte, doch in den Nächten schaffte ich es die Fahrt auf 4 Knoten zu reduzieren. Ich hielt mein Schlafrhythmus von 20 bis 30 Minuten ein und hielt mit Hilfe von Radar und AIS (Automatisches Identifizierungssystem) Ausschau nach anderen Schiffen.

Vor der 2. Nacht überraschte mich ein Funkspruch eines anderen deutschen Seglers. Sie segelten 3 Meilen nördlich von mir, hatten aber kein AIS eingeschaltet. Sauhund dachte ich, dass es so was heute noch gibt (AIS ist unteranderem keine Vorschrift für Sportschiffer und Fischer). Das heißt, schlaftrunkenes Auge sei weiter wachsam.

Gegen 9 Uhr des 3. Tages und nach 250 gesegelten Meilen liefen wir dann in die Meerenge von La Graciosa ein und steuerten direkt den Hafen La Sociedad an.

Marokko – Top!!!

Was bin ich froh in Marokko gewesen zu sein. Fast 4 Wochen war ich dort und damit länger als der Durchschnittsurlauber und was bin ich froh das ich nicht auf die Falschaussagen der Bedenkenträger gehört habe, die von Piraterie, Korruption und Taschendieben gesprochen haben. Um es auch mal wieder vorwegzunehmen, das sind dann auch immer Menschen, die selber nicht aus den Puschen kommen und sich nur in ihrem kleinen Kreisen bewegen, da sie von anderen gehört haben, dass die wieder gehört haben, das andere von den anderen usw.

Was Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft und Sicherheit angeht kann ich nur die volle Punktzahl geben. Die Behörden arbeiten so korrekt wie dass auch keine deutsche Behörde anders könnte. Als ich mich mit einem ranghohen Polizisten unterhielt hat er nur sehr entspannt den Kopf geschüttelt und meinte, dass alles sehr ruhig wäre und auch das ist von vielen wieder bestätigt worden. Wenn Kinder nachts um 12 Uhr auf den Straßen spielen, kann ein Land nicht besonders gefährlich sein.

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Die Freundlichkeit der Menschen verdient ein hohes Maß an Respekt. Nach so vielen Reisen muss ich sie mit ganz oben bei den freundlichsten Menschen einreihen und auch was Ehrlichkeit betrifft habe ich mich nie übervorteilt gesehen. Auch die Einheimischen handeln kaum in den Märkten. Die Obst-und Gemüsepreise stehen ziemlich fest und selbst beim Souvenirhändler wird kaum gehandelt. Wenn man bedenkt, dass jeder Händler bei den vielen Geschäften mit den Überangeboten auch noch Miete, Strom und 20 % Mehrwertsteuer bezahlen muss und das dann auch noch was zum Leben überbleiben soll, dann ist es fast schon Unsittlich selber wie ein Berber zu versuchen zu handeln. Bei großen und teuren Anschaffungen ist sicher was drin, doch damit ist es auch nicht anders als bei uns.

Das einzige was mir negativ aufgefallen ist war die Sauberkeit. Es liegt schon manchmal viel Müll in den Gassen und es wird auch viel achtlos weggeworfen. Auch das z.B. Brot von jedem mit den Händen zum Prüfen angefasst werden darf ist gewöhnungsbedürftig, doch auch manch deutscher Bäcker leckt sich vorher an den Fingern bevor er die Brötchen in die Tüte packt.

Die für uns doch fremde Kultur eines islamischen Landes, was dann doch gleichzeitig so modern daherkommt wie Marokko, wo der Muezzin 5-mal täglich zum Gebet ruft und die jungen Frauen so modern herumlaufen wie bei uns, hatte seinen ganz besonderen Reiz auf mich. Wenn man dann um die Welt segelt muss man sich fragen, wie oft kommt einem auf seiner Reise so ein Land noch entgegen und dann kommt man schnell zu dem Schluss, dass es ein einzigartiges Erlebnis war und man sich glücklich schätzen darf dieses erlebt und genossen zu haben. Meinen herzlichsten Dank den marokkanischen Menschen die mir die Zeit so angenehm vertrieben haben.

Versegelt ???

Als Navigator zu Lande habe ich ja nicht immer den besten Ruf, doch soll ich mir das Negativimage auch noch zu Wasser aufbürden? Tara ist in Rimini angekommen, also Italien – glaube ich! Nur warum tragen die Italienerinnen Kopftücher? Haben sie Berlusconi, den Nimmersatt über und sind zum Islam konvertiert?

Rabat hatte mich fast 3 Wochen in ihrem Bann gezogen, wobei ich fast nur auf der Nordseite, also in Salé unterwegs war. In den Souks war ich fast ausschließlich der einzige Tourist und irgendwann hatte man sich in dem eher konservativen Teil Rabats an mich gewöhnt und ich wurde mit Handschlag begrüßt. Bei den Händlern konnte mir immer das schönste Obst und Gemüse aussuchen und beim Bäcker achtete man darauf das mein Brot nicht von jedem vorher angegrapscht wurde. Selbst nachts um 3 Uhr waren die Straßen sehr sicher, die Menschen waren sehr freundlich und zurückhaltend. Ich schreibe hier von der marokkanische Hauptstadt, die aber eher wie eine Provinzstadt daher kommt, also sagen wir mal Bonn.

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Von ihr aus glaubte ich in südlicher Richtung nach Essaouira zu segeln, was 230 Meilen entfernt liegt. Die Elektronik spinnt hier in der Gegend ab und zu ein bisschen, so fallen vor den Häfen schon mal GPS und Echolot aus oder unsere Systeme flackern, als ob zu viel elektronische Spannung zur Überwachung in der Luft liegt.

Wie auch immer, ich segelte einen Vorwindkurs durch bewegter See mit einer kräftigen Brise im Nacken, die Sonne morgens an Backbord und den Sonnenuntergang an Steuerbord, als ich nach 48 Stunden in Rimini / Essaouira einlief. Der Hafen war eng wie ein neuer Schuh, vollgepackt mit Fischerboote, da der Hafen für Yachten nicht vorgesehen ist. Nach dem Behördengang, also Zoll, Polizei und Hafenmeister machte ich mich auf dem Weg in den Ort. Ein Kulturschock durchzog mich, zehntausende Touristen aller Couleur durchströmten die Souks, wo alles angeboten wurde was Urlauber anscheinend gerne haben. Überall wurde begutachtet, diskutiert und gefeilscht, wie auf den Basaren üblich, wobei die Marokkaner ihrer netten Art treu geblieben sind.

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Ich verzog mich schnell in die hinteren Gassen, wo der Wind seit hunderten von Jahren durch pfeift und die Zeit stehen geblieben scheint. Hier spielen die Kinder und gehen die älteren, verschleierten Frauen ihrer täglichen Arbeit nach. Hier wird noch der Teig für das eigene Brot selber geknetet und dann anschließend zum Bäcker in die Backstube gebracht und später abgeholt und beim Kleinhändler kann man noch die Zigaretten einzeln kaufen, genauso wie den offenen Couscous und das Kaugummi.

Wieder auf der Tara überprüfte ich die Navigation. Trotz eines teilweisen Ausfall der Elektronik scheine ich Essaouira, die Stadt der Winde getroffen zu haben. Ob Zufall oder nicht, sei dahingestellt, doch ab und zu sollte man vielleicht seinen schlechten Image Treue bleiben, damit andere sich weiter bestätigt wissen und man selber nicht von der Vielfalt des Landes geschockt wird.

Das Zuckerfest beginnt…

… der Ramadan endet!

Der Ramadan ist zu Ende, dass Zuckerfest hat begonnen. D.h. das die Menschen im allgemeinen den Tag der Familie widmen, man sich schön kleidet und sich gegenseitig besucht, beschenkt und sich gegenseitig mit den besten Wünschen versieht. Er ist vergleichbar mit unserem Weihnachtsfest.

Im Monat Ramadan wurde der Koran auf die Erde herab gesandt und in diesem Monat soll man fasten, wobei es Ausnahmen gibt für Kinder, Alte, Kranke, Menschen die schwer arbeiten oder sich auf ihrer Arbeit konzentrieren müssen oder Reisende.

Der Islamische Kalender orientiert sich an den Mond und nicht an der Sonne, so verschiebt sich der Ramadan jährlich um 11 Tage nach vorne, so dass er nach 33 Jahren einmal alle Jahreszeiten erlebt hat.

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Im Monat Ramadan darf nur in der Zeit vom Sonnenuntergang bis -aufgang gegessen werden. Es wird viel mehr Nahrungsmittel eingekauft und viel mehr weggeworfen als in anderen Monaten. Da auch sehr fett und sehr süß gegessen wird ist es auch nicht sehr gesund, selbst das trinken von Wasser tagsüber ist untersagt.

Auch gibt es viel mehr Bettler die dies ausnutzen und auf ihre vermeintliche Hilfsbedürftigkeit hinweisen wollen. So verstärken manchen Ländern auch die Einreisekontrollen, um solchen Leuten das hausieren zu erschweren.

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Das Lügen, Lästern und das Streiten ist eigentlich untersagt, doch auch hier ist gelegentlich das Temperament größer als die religiöse Besinnlichkeit, damit ist es nicht viel anders als in südamerikanischen Großstädten, wo die Verbrechensrate zu Weihnachten bis zum Dreifachen ansteigt.

Wie groß die Religiosität hier in Marokko tatsächlich ist kann ich nicht sagen, sicher ist es in den Großstädten liberaler als in den Dörfern auf dem Land und auch der König ist für ein sehr modernes offenes Land und fördert das immer zu.

Ich genieße diese andere Kultur und beobachte auch viele Gemeinsamkeiten und würde mir auch bei uns wünschen, dass man Fremden ein bisschen mehr Achtung schenken würde.