Gestern war es endlich soweit und die deutschen Fußballer absolvierten ihr erstes Spiel bei der WM in Brasilien gegen die Portugiesen. Schon beim Einkaufen wurde man angesprochen und man lobte die hohe Qualität der deutschen Techniker.
Für mich ging es um die Frage, wo ich das Spiel schauen werde. Ich liege zurzeit vor Culatra, einer Sandinsel im Wattengebiet von Faro und bereite das Schiff auf die Abreise nach Marokko vor. Da kommt so eine Abwechslung ganz gelegen.
Eine halbe Stunde vor Spielbeginn setzte ich mich ins Dingi, deutsch, nüchtern und kühl, ohne Fahne, Trikot und Wuwusela. Der kleine Außenborder schaffte es gerade noch bis in den Hafen, bis er von selber ausging, doch pünktlich zum Spielbeginn stand ich vor einer der ganz wenigen Kneipen Culatras. Auf der sonnengeschützten Terrasse saßen sie schon, die Portugiesen, alle in Trikots, Mützen und Kriegsbemalung. Es waren über 20 Mann – doch das waren alles Frauen. Überrascht, verwundert und mit dem Gefühl, das kann ja heiter werden ging ich in die Kneipe zur Theke – und da saßen sie, die Ehemänner und Übriggebliebenen, wie die Frauen optisch auf ihre Mannschaft eingestellt, aber unter sich. Bin ich schon bei den Moslems oder wurde hier getrennt nach fachkundigen Fußballtrainern und Verantwortungsträgern für Kind und Haushalt?
Ich setzte mich an einem Tisch mit 2 weiteren deutschen und weitere folgten, so standen sich schön friedlich über 50 Portugiesen und eine unterzahl von Deutschen gegenüber. Die Euphorie zu Spielbeginn war groß auf portugiesischer Seite, einzelne Szenen wurden spontan lauthals kommentiert, um dann in der Wiederholung kleinlaut entkräftet zu werden.
Nach dem Elfmeter wurde es direkt sehr still im Raum, nur die kleinen Kinder rannten nur am eigenen Spiel interessiert hin und her. Als die weiteren Tore fielen schaute man resigniert aber anerkennend in unsere Richtung, da die Erwartungshaltung an Ronaldo und Co offensichtlich nicht auf ging.
Wir Deutschen hielten uns vornehm zurück, am Spiel und kaltem Bier interessiert. Dies war ein sehr friedlicher und entspannter Abend in freundlicher Umgebung der noch bis zum Sonnenuntergang anhielt. Dann musste ich zurück auf meine Tara, um die Ankerlaterne einzuschalten und hoch oben leuchtete sie wie ein Stern als Zeichen eines neuen beginnenden Sommernachtstraum!