Brasilianischer Triathlon

Tara liegt vor Ilha Grande vor Anker und das schon seit geraumer Zeit. Die Zeit plätschert dahin wie das Wasser am Rumpf. Unaufhörlich, immer präsent und trotzdem ohne große Wahrnehmung. Ich habe meinen Rhythmus gefunden. Die Tage sind gefüllt mit verschiedenen Aktivitäten. Wichtiger Bestandteil ist das Gitarre spielen. Nach 10 Monaten „Selbststudium“ bin ich noch weit davon entfernt ein Virtuose zu sein, doch es gibt niemanden direkt um mich herum, dem die Ohren abfallen könnten (und dabei denke ich an einer ganz bestimmten Person). Dies ist Gehirnjogging pur, denn Akkorde mit der linken Hand, Rhythmus mit der rechten Hand, Melodie, Text und Rhythmus vom Lied fordern volle Konzentration und das in einer Umgebung, die das Auge ständig verführen will abzuschweifen.

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Die verlockende Natur in dieser Bucht, mit ihrem unersättlichen Grün, den Bergen und dem blauen Meer fordern heraus an ihr Teil zunehmen und so wandere ich durch den Dschungel auf schmalen Pfaden die Hänge herauf, den Vögeln und den Affen lauschend, nassgeschwitzt und schnaubend, wie früher als ich noch Langstreckenläufer war.

Nachmittags rudere ich mit dem Dinghi immer weitere Strecken hinaus zu den vorgelagerten Inseln. So ein Dinghi ist kein gutes Ruderboot. Zu viel benetzte Fläche erzeugen zu viel Widerstand, Schwell der vorbei rasenden Motorboot und Lanchas, so wie die Strömung in der Bucht erschweren das vorankommen, doch die sportliche Herausforderung mit eigener Muskelkraft die Schnorchelgründe vor den Inseln zu erreichen ist größer als das ich den kleinen Miefquirl (Außenborder) anschmeißen wollte. Die Belohnung für die schweißtreibende Betätigung bei praller Sonne liegt Unterwasser. Eingetaucht ins abkühlende Nass umgibt mich eine fast schweigsame Welt aus bunten Fischen und Farben, aus Formen die über Millionen von Jahren geschaffen wurden und wohl auch noch Millionen von Jahren bestehen werden. Die Vergänglichkeit ist in den Felsen und Grotten gestoppt, während wir und alles andere Leben um uns herum nur eine gewisse Haltwertzeit besitzen. Die Verschiedenartigkeit der Fische unterliegt unterschiedlichen Strategien des Überlebens. Die einen, wie z.B. die Sardinen sind recht schutzlos ausgestattet, treten dafür aber in großen Schwärmen auf, um so in der Masse zu überleben. Andere wiederum haben giftige Stacheln, die Räubern den Appetit verderben sollen oder blasen sich auf, um plötzlich größer zu erscheinen.

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Der Rückweg mit dem Dinghi kommt mir immer langsamer vor. Die Strudel, die ich mit den Paddeln erzeuge haben im Allgemeinen kürzere Abstände als auf dem Hinweg, was ich der Strömung in die Schuhe schieben möchte. Schwindende Muskelkraft ist in meinem brasilianischen Triathlon aus Waldlauf, Rudern und Schnorcheln nicht vorgesehen, doch waren abends die Gitarre viel schwerer hochzuheben ist als morgens ist mir unergründlich.

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