Ende des Weihnachtsmärchens! Zweiter Teil!

Der Krankenwagen hatte mich nach Morales gefahren, weil es angeblich in Fronteras keinen guten Arzt gab, doch der Notarzt im Krankenhaus hatte nun gar keine Ahnung gehabt. Mit dem Spruch, dass wenn meine Verletzung nach 5 Tagen nicht weg sei ich zu einem anderen Arzt gehen sollte, hatte er das Höchstmaß an Inkompetenz erreicht.

Wie ich von den jungen Damen erfuhr gab es 200 m weiter bei uns in Fronteras einen Arzt der auch ein Ultraschallgerät hatte. Ich machte mich schwer humpelnd auf dem Weg um diesen Arzt aufzusuchen, als plötzlich mein Schreiner Carlos neben mir mit einem Roller hielt. Ich schwang mich auf sein Gefährt und er fuhr mich zu dem Doktor. Nachdem ich 50 Euro für die Ultraschalluntersuchung bezahlt hatte war ich auch schnell dran und der Arzt war auch in der Lage die richtige Diagnose zu stellen. Danach fing er an meinen Fuß zu verbinden, doch hoppla, da musste ich insistieren, denn es machte doch offensichtlich mehr Sinn den verletzten Fuß zu bandagieren anstatt den rechten gesunden.

Nach dem Fauxpas ging er anschließend an sein Telefon und rief ein Freund in Guatemala City an und fragte nach einer Empfehlung für den besten Orthopäden. Nach zwei Minuten bekam er die gewünschte Antwort und rief dann sofort den Orthopäden an. Dieser gab Anweisung das ich in Guatemala City erst zu einem Röntgenlogen gehen sollte der ein gutes Ultraschallgerät hatte und ich dann mit der Diagnose zu ihm in die Praxis kommen sollte.

So fuhr ich am nächsten Morgen mit kleinem Gepäck mit dem Bus nach Guatemala City. Für die 350 km brauchte der Bus 6, 5 Stunden. Ich hatte ein Hotel gebucht und musste reichlich Treppen bis zu meinem Zimmer steigen. Gefühlte 50 Stufen dachte ich mir. Beim Nachzählen kam ich dann auf 51 Stufen hoch und 4 wieder runter um zu meinem Zimmer zu kommen. Und das mit einem Fuß, der durch die abgerissene Achillessehne keinen halt mehr hatte. Ich sah es sportlich, überlegte ob ich das Hotel wechseln sollte, doch Giovanni der Hotelbesitzer war so nett und hilfsbereit das ich mich dort gut aufgehoben fühlte.

Am nächsten Tag ging es zuerst zu dem gewünschten Röntgenloge bei dem ich fast 6 Stunden saß um eine Ultraschaltuntersuchung machen zu lassen und einen Arztbericht zu bekommen. Der Arzt war so schlecht nicht, doch vor und nach der Untersuchung daddelte er sofort mit seinem Handy herum, Hauptsache war anscheinend das er immer einen Bildschirm vor der Nase hatte. Danach ging es zu dem Orthopäden, der einen guten Eindruck machte, sehr gut Englisch sprach und offensichtlich auch ein guter Operateur war. Er bescheinigte mir auch noch mal das es operiert werden müsste. Mittlerweile hatte ich eingesehen das ich dafür besser in Deutschland aufgehoben wäre. Vor allem die Nachsorge war nicht in Guatemala zu machen. Auch war mir nicht bewusst, ob sie dort den richtigen orthopädischen Stiefel für mich hatten. Ich hätte während der Rekonvaleszenz nicht auf meiner Tara leben können, sondern hätte in ein Hotel ziehen müssen. Einkaufen und Kochen währen auch nicht möglich gewesen.

Am Baldeneysee

Ich verschrieb mir Pflegestufe 3 und setzte mich mit meiner Auslandskrankenversicherung auseinander und so begann ein zäher bürokratischer Weg mit langen Wartezeiten. Der Höhepunkt meiner Verunsicherung wurde erreicht als man mir von meiner Auslandsversicherung sagte, dass ich, wenn man mich nach Deutschland fliegt, ich mit der Landung nicht mehr versichert bin. Ich war geschockt! Ich dachte, wenn man einen Schadensfall hat wird er von A bis Z bezahlt, doch man sagte mir, dass man gewinnoptimiert handeln müsse und Kosten senken müsse. In Deutschland war ich nicht versichert und man wollte mich gleich ins Krankenhaus fahren. Ich sah mich also schon meine OP selbst bezahlen. Ich sah es irgendwie nicht ein das nun eine andere Krankenversicherung meine Rechnungen bezahlen sollte bei der ich vorher keine Prämien eingezahlt hatte. Doch hier wird von der Auslandskrankenversicherung ein Gesetz von 2017 genutzt, was besagt, dass niemand der in Deutschland registriert ist ohne Krankenversicherung sein darf. Und so musste mich meine AOK wieder aufnehmen. Jetzt bin ich schon lange mit meiner AOK sehr zufrieden und ich denke ich schwöre ihr ewige treue.

Ich hatte eigentlich die Hoffnung, dass ich eventuell noch mal zu meiner Tara fahren könnte, um das aus dem Wasserholen zu organisieren, doch das gelang mir nicht. So lag ich in meinem Zimmer und wartete 3 Tage bis eine Entscheidung kam und ich einen Heimflug bekam. Der Anruf kam am späten Vormittag. Ich könnte abends um 18 Uhr mit Iberia über Madrid fliegen oder am nächsten Tag mit Lufthansa über Mexiko nach Frankfurt. Ich entschied mich für den Iberia Flug. Freitags abends landete ich in Düsseldorf und wurde von einem Krankentransporter abgeholt. Im Krankenhaus, keine 50 m von Birgits Wohnung entfernt meinte man, das die Schwellung noch zurückgehen müsste und ich direkt nach Weihnachten zur OP kommen sollte.

Am 27. Dezember wurde ich dann in der Uniklinik operiert. Spontan muss man fast sagen, denn ich stand nicht auf dem OP-Plan. Da hatte wohl jemand geschlammt. Auch mit meiner Entlassung ging es hin und her. In der Ambulanz sagte man mir das man die Achillessehne ambulant operieren könne, doch ich besser einen Tag dableiben sollte. Dem stimmte ich zu. Am OP-Tag

sagte der Operateur das ich mindestens 3 Tage bleiben müsse, auch gut dachte ich, doch am ersten Tag kam abends die Nachtschwester und ich könnte am nächsten Morgen gehen. Die Fallpauschale hatte zugeschlagen. Übler als die organisatorischen Oberflächlichkeiten war dann das man mir unter meinem Airwalker die falsche Sohle gemacht hat, nämlich die für Sprunggelenksverletzungen und die die Keilsohle für Achillessehnenverletzungen. Hätte man das in Guatemala besser hinbekommen?

Alles weitere lief nach Plan und vier Tage nach meiner OP hatte ich schon den ersten Termin bei meiner Physiotherapeutin die mich mit den Worten „Ach, der Weltumsegler“ begrüßte. Sie war auf meinem Vortrag im Oktober im Segelclub gewesen, ohne das ich sie wahrgenommen hatte. Dort war ich bestens aufgehoben und wurde wieder fit gemacht.

Ein Jahr wollte ich weg bleiben, und nun liege ich auf der Couch im Wohnzimmer und halte das operierte Bein schön hoch und habe Zeit auf meinem neuen Laptop zu schreiben nachdem mein anderer neuer Laptop auf dem Boot geblieben ist.

Gerne hätte ich Weihnachten mit den Kindern in Guatemala gefeiert. Wir Segler wurden gebeten Weihnachtsgeschenke für die armen Kinder zu kaufen. Die Kinder wollten tanzen und singen und es wäre sicher ein tolles Erlebnis geworden die freudenreichen Kindergesichter zu sehen, wenn sie ihre Spielzeuge vom Weihnachtsmann bekommen haben. Sehr Schade, aber in Unfälle steckt man nicht drin!