Martins Tod!

Dies ist ein kleiner Nachruf auf eines unser Seglerkameraden. Martin, ein englischer Hüne ist am Tag meiner Ankunft in Chaguaramas auf seinem Boot gestorben. Martin lag mir gegenüber mit seinem Schiff. Seine Yacht stand schon 7 Jahre an Land und Martin schaffte es körperlich nicht mehr sein Schiff fertig zu machen. Sein Rücken machte ihn schwer zu schaffen, aber auch der Alkohol.

Manchmal sah man ihn tagelang nicht aus seinem Boot kommen und man sorgte sich ob er vielleicht schon Tod sei. Dann klopfte man vorsichtig am Rumpf und meistens bekam man ein Lebenszeichen.

Martin war sehr intelligent, ein guter Zuhörer, unaufdringlich, geduldig, ausgestattet mit großem Allgemeinwissen und ein guter Erklärer.

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Gefallen hat mir vor allem, das er sich nie beklagt hat über seine Situation. Er hat niemanden dafür die Schuld gegeben. Er hat alles geduldig ertragen.

Im Juli hatte er plötzlich sein Boot verkauft, ein substanziell gutes Schiff. Wenig gebraucht, da er es erst 2001 bauen ließ. Der neue Eigner hat auch die ausstehenden Rechnungen bei Coral Cove bezahlt, das Boot zu Wasser gelassen und Martin erlaubt es weiter zu nutzen, bis er es dann übernimmt.

Vielleicht hatte Martin gespürt das es zu Ende geht und er hat alles vorher noch geregelt. Das Boot war verkauft und er war schuldenfrei – vielleicht ein guter Zeitpunkt loszulassen.

Mir wird er als Gentleman in Erinnerung bleiben – und als ein feiner Segler!

Werftleben

Die erste Nacht auf meiner Tara war warm und eng und so sollte es noch zwei Wochen bleiben. Ich war froh meine Tara unbeschadet vorgefunden zu haben. Selbst mein nicht abgeschlossenes Fahrrad stand noch unangetastet vor dem Schiff. Niemand hatte eingebrochen, aber es gab ungeliebte „Gäste“. Ameisen haben den Weg ins Cockpit gefunden und sich glücklicherweise nur in der Backskiste mit den Schoten und Festmachern breit gemacht. Schlimmer dagegen waren die Kakerlaken die ihren Weg ins Innere gefunden haben. Es war im überschaubaren Rahmen. Kakerlaken gibt es seit Urzeiten und sie sind einfach nur lästig, ansonsten tun sie wohl nicht viel. Ich habe ihnen gleich mal wieder den Kampf angesagt. In den Tropen muss man leider mit ihnen immer rechnen. Fallen wurden ausgelegt und Insektenspray versprüht.

Schlimmer hat es 4 oder 5 andere Schiffe in meiner unmittelbaren Nähe erwischt. Sie wurden von einem Einheimischen aufgebrochen und Teile mit geringem Wert gestohlen. Die Elektronik blieb dabei in der Regel verschont.

Bei Bernhard hatte man seinen guten, mit Vanille aus Madagaskar eingelegten Rum gestohlen. Der Dieb wurde von der Überwachungsanlage von Coral Cove gefilmt und anschließend verhaftet. Ein einschlägig bekannter Einbrecher der nun im Knast auf sein Prozess wartet.

Wer meint, dass das nun in Trinidad gefährlich ist möchte ich entgegnen, dass man bei mir zuhause bereits zweimal in meiner Abwesenheit eingebrochen hat.

Mein Fahrrad wollte ich schon lange verschenken, daher habe ich es auch nicht abgeschlossen, doch es sollte sich in den nächsten Wochen als sehr nützlich erweisen. Zum einen als Lastenesel und zum anderen um die langen Wege zu den Händlern und Handwerkern, deren Dienste ich in Anspruch nehmen wollte zu verkürzen.

Unzählige Arbeiten mussten erledigt werden. Es waren so viele, dass sie im Nachhinein nicht mehr alle auf zählbar sind. Am meisten Sorgen machte mir die entdeckten kleinen Haarrisse am Bugstrahlruder, die sich letztendlich als kleineres überschaubaren Übel darstellten, da sie nur in der Oberfläche waren. Trotzdem wurde geschmirgelt, gereinigt, gespachtelt und 8 mal mit Epoxidharz gestrichen und laminiert, bis am Ende das neue Antifouling alle Arbeit überdeckte.

Der neue Sonnenschutz aus Duisburg wurde angebracht und er passte super gut. Meine Schablone war also exakt und Freund Peter hat es mal wieder sehr gut verstanden das umzusetzen.

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Die Solarzellen sollte nun über das neue Bimini installiert werden, dafür mussten noch zwei neue Edelstahlrohre zugeschnitten und gebogen werden. Die ließ ich bei Mitch machen, der auch schon die anderen Rohre für mich gebaut hat.

Bei dem deutschen Ingenieur Klaus musste ich noch einen neuen Schaft für die neuen Gelenkköpfe der Ruderanlage drehen lassen und noch einiges mehr. So war am Ende die Ruderanlage mit 6 neuen Kugellagern, 2 Gelenkköpfe, Schubschaft und einem 8 mal lackierten Steuerrad rundum erneuert und sollte wieder 30 Jahre halten.

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Der Wasserpass musste neu gemalt werden. Eine lästige Arbeit, vor allem wenn man bedenkt, dass ich das bereits im vorigem Jahr tat. Doch da taugte die Farbe die angemischt wurde nichts. Bereits nach einem Monat fing sie an Luftblasen zu bilden und zu blättern. Als ich das dem Hersteller sagte, meinte er, „Dafür war sie günstig“! Das ich nicht nach günstig gefragt hatte sondern nach einer guten Farbe schien er zu ignorieren. Da ich nun dreifachen Aufwand hatte wurde aus dem günstig sehr teuer. Ich kaufte also woanders meine Farbe, von einem international anerkannten Hersteller. Und da machte auch gleich der erste Anstrich glücklich und zufrieden.

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Meine Elektronik wurde überprüft. Ich hatte überlegt Plotter und Radar auszutauschen, doch nachdem ich alle Kontakte gereinigt und mit einem Schutzöl besprüht hatte lief sie wieder zuverlässig. Kosten von 3 bis 4000 Euro wurden auf einen späterem Zeitpunkt verlegt.

Dafür war die Toilette mal wieder dran. Ein sehr ungeliebte Arbeit, weshalb ich auch Fliesenlegermeister geworden bin und nicht nach alter Familientradition Installateur. Ich hatte neues Werkzeug aus Deutschland mitgebracht und das erwies sich als sehr nützlich. Schrauben die ich im Juni nicht öffnen konnte ließen sich nun demontieren. Ein neuer PVC- Stutzen wurde eingeklebt und die Toilette war wieder dicht. Dichtungen wurden noch ausgetauscht usw. Ein Tag bevor mein Besuch aus Deutschland kam ging Tara ins Wasser. Alle 7 Seeventile, die ausgebaut und neu gefettet waren, waren dicht, der Motor sprang nach einer Sekunde an und die Wasserpumpe arbeitet wieder zuverlässig.

Bis zum großen Aufräumen und bis zur Endreinigung war es noch ein langer Weg. Die Segel mussten noch angeschlagen werden, die Sprayhood bekam ein zu öffnendes neues Fernster eingebaut und musste noch angebracht werden und die Solarzellen bekamen neue Stecker.

Nach 3 Wochen intensiver Arbeit konnte Tara wieder in See stechen – auf zu neuen uns unbekannten Ufern.