Ich bin zur Zeit im Zwiespalt über dieses Land, was landschaftlich so reizvoll ist und eine atemberaubende raue Küste hat, schroffe Felsen, steile Klippen, tosende Brandung und reißende Strömungen. Die Menschen sind das Gegenteil, äußerst nett und hilfsbereit, freundlich und offen für Gespräche, ohne erkennbare Aggressionen.
Wenn man dann die ganzen Verbots- und Gebotsschilder sieht, sämtliche Absperrungen und Einzäunungen mit Stacheldraht und Natodraht versehen sind, einschließlich Hinweisen auf Paragraphen, dann fühle ich mich beengt, wie damals, als ich es 3 Stunden in Ostberlin ausgehalten hatte, bevor mir dann die Luft zum Atem fehlte und ich schnell wieder in den Westen „geflüchtet“ bin.
Die englische Gastlandflagge soll ich nicht unter der Saling fahren, da es zu Aggressionen führen könnte. Hier hat oft die eine Straßenseite irische Flaggen wehen und die andere englische. In von den Iren Derry und den Engländern Londonderry genannten Stadt, wo es den „Blutigen Sonntag“ gegeben hat, hat man offensichtlich nach über 40 Jahren immer noch keinen Frieden unter den Leuten gefunden. Teile der Stadt haben einen Sicherheitsstreifen, ähnlich den Todesstreifen an der Berliner Mauer, die Fassaden haben Graphites der Schlacht, die einen halten sich für „Besetzt“, die anderen für Befreit.
Auch die Anzahl der Kirchen ist auffällig hoch meiner Meinung nach und es kommen einen dann die Straßenschlachten zwischen Katholiken und Protestanten in Erinnerung.
Ein englischer Freund schrieb mir, dass er hier in den 70zigern als Soldat stationiert war und ihm neben Bier- und Milchflaschen auch Handgranaten um die Ohren geflogen sind und ich nicht versuchen sollte die Iren zu verstehen.
Und alles ist im Gegensatz zu dem was die Leute ausstrahlen und es passt alles nicht zum Erlebten. Charlie, Richie, Robert und Christine, was hätte ich ohne ihre Hilfe gemacht? Ohne ihre Gastfreundschaft? Es sind wieder die normalen Menschen die einen helfen und nicht diese Minderheit von Erzkonservativen, die vielleicht versuchen ein falsches Bild vorzuspiegeln, was es so nicht mehr gibt. Da fällt mir wieder Robert ein, den ich auf den Schilderwald ansprach. Er meinte:“Give a shit!“ Zu Deutsch: „Kümmer dich nicht drum!“